Bottrop. Naive Malerei nennt Thomas Nowak seine Bilder. Kräftige Farben haben es ihm angetan – und Figuren wie Orte aus bildgewaltigen Filmen.

Das eine Bild in Thomas Nowaks als Atelier mitgenutztem Arbeitszimmer zeigt Castle Ward in Nordirland. Den Fans der Fantasy-Fernsehserie „Game of Thrones“ ist das Schloss auch besser als Winterfell bekannt, als die Bastion des Hauses Stark. Den endlos wirkenden Himmel, der in kräftigen Tönen ein anderes Bild dominiert, kennen Filmfreunde aus Sidney Pollacks romantischen Spielfilm „Jenseits von Afrika“, in dem sich einst Robert Redford und Meryl Streep alias Karen Blixen und Denys Finch Hatton verliebten. An einer weiteren Wand des Arbeitszimmers sind in Schwarz und Weiß auch Motive aus den Kurzgeschichten und Erzählungen des Schriftstellers Edgar Allan Poe zu sehen.

„Ich male das, was ich sehe, und das, was mir gefällt“, sagt Thomas Nowak. In einer seiner Serien waren es die Poe-Motive, in einer anderen Schlösser und Burgen, dann wieder Landschaften und Naturparadiese. Vor fünf Jahren erst hat der Bottroper begonnen zu malen. „Ich male, weil es mir Spaß macht. Was ich da mache, ist naive Malerei“, erklärt Thomas Nowak. Abgesehen von der Edgar Allan Poe-Serie in Schwarz und wenig Weiß zeichnen kräftige Farben seine Arbeiten aus. Die Wände im Arbeitszimmer sind voller Bilder. Auch einen Kellerraum hat der 61-Jährige längst zu einer Art Haus-Galerie gemacht.

Richard Löwenherz und andere Heldenfiguren

Ein einziges Bild hängt im Wohnzimmer der Bottroper Familie. Es zeigt das trojanische Pferd. „Das hat mir meine Frau ausnahmsweise erlaubt“, sagt der Freizeit-Maler schmunzelnd. Hauptberuflich ist er als Betreuungsassistent im Caritas-Seniorenzentrum St. Teresa im Fuhlenbrock beschäftigt. Gelernt hatte Thomas Nowak früher den Verkäufer-Beruf und ließ sich dann zum Einzelhandelskaufmann ausbilden. Für große und bekannte Supermarktketten leitete er später deren Filialen. „Mit der Malerei habe ich begonnen, weil ich einen Ausgleich zum Alltag gesucht habe“, sagt der Bottroper. Da war er aber längst schon in seinen jetzigen Job gewechselt.

In der immer noch ziemlich neuen Pop-up-Galerie an der Hansastraße wird der Bottroper Thomas Nowak seine Arbeiten bald ausstellen. Anfang des kommenden Jahres sind seine Bilder in der Innenstadt zu sehen.
In der immer noch ziemlich neuen Pop-up-Galerie an der Hansastraße wird der Bottroper Thomas Nowak seine Arbeiten bald ausstellen. Anfang des kommenden Jahres sind seine Bilder in der Innenstadt zu sehen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Der Maler kann zu jedem seiner Motive dessen Geschichte erzählen. Edgar Allan Poe kennt er sowieso, und daher selbstverständlich auch die britische Artrock-Band Allan Parsons Project. „Die hat dessen Erzählungen ja vertont“, sagt der Bottroper; vor allem 1976 in ihrem Debütalbum „Tales of Mystery and Imagination“. Viele Motive aus seiner Schlösser-Serie fand der 61-Jährige wiederum, als er mit seinem Sohn die Game-of-Thrones-Serie am Bildschirm verfolgte. „Das ließ mich irgendwie nicht mehr los“, gesteht er sich ein. Die Eiseninseln aus GoT hat er daher zum Beispiel auch gemalt, ebenso die gewaltige Burgruine Harrenhal.

Kurioser Beginn: Eine Ausstellung für einen Tag in St. Teresa

Nicht nur die GoT-Mystery-Serie zog den Bottroper in ihren Bann, auch die tragischen Helden aus der Tolkien-Filmserie „Herr der Ringe“ lieferten ihm Anregungen für seine Bilder. Deren Figuren Isildur und Elendil finden sich daher in seinen Arbeiten ebenso wieder. Auch ein echter alter Königssitz hat es dem Maler angetan: das Château Gaillard, das König Richard Löwenherz einst in der Normandie erbauen ließ. Alles das will der Bottroper jetzt auch einem Publikum vorstellen. Erste Ausstellungen seiner Arbeiten gab es schon: zweimal in der Galerie 7 an der Böckenhoffstraße und einmal im Seniorenzentrum St. Teresa.

„Einen einzigen Tag lang durfte ich da meinen Bewohnerinnen und Bewohner die Bilder zeigen“, erinnert sich Nowak an den kuriosen Beginn. Schon am Tag darauf wurde das Seniorenzentrum wieder für Besucher geschlossen: wegen des Corona-Lockdowns. Dafür weckte die Corona-Zeit in ihm erst recht eine große Schaffensfreude. „Da bin ich geradezu explodiert“, sagt der Bottroper. Um die hundert Bilder habe er in den zwei vom Lockdown geprägten Jahren gemalt. Eine neue Chance, diese auch zu präsentieren, bietet sich ihm aber schon bald. Zu Beginn des kommenden Jahres stellt Thomas Nowak seine Arbeiten in der Pop-up-Galerie der Volksbank und des Wunschzauberer-Vereins auf der Hansastraße in der Bottroper Fußgängerzone vor.