Essen./Bottrop. Larissa H. aus Bottrop ist wegen Mordes an ihrer Tochter Emma angeklagt. Sie erinnere die Tat nicht und spricht von einem zweitägigen Blackout.
Im Gerichtssaal schweigt sie. Aber an anderer Stelle hat die Bottroperin Larissa H., angeklagt des Mordes an ihrer sechs Jahre alten Tochter Emma, schon viel erzählt. Nach dem ersten Prozesstag hat sie der psychiatrischen Gutachterin Maren Losch sogar von der eigentlichen Tat berichtet. Aber da sagt sie nur, sie erinnere sich nicht daran. Auf einen Blackout beruft die 46-Jährige sich.
Am Donnerstag, zweiter Prozesstag, gibt die Psychiaterin vor dem Essener Schwurgericht den Inhalt des Gesprächs am Vortag wieder. Bereits am 22. Februar hatte die Gutachterin ein längeres Gespräch mit der Angeklagten geführt. Damals hatte Larissa H. viel von ihrem Leben erzählt, von ihrem Elternhaus, ihrem Beruf als Sozialpädagogin, ihrer Ehe und ihrer seit zwei Jahrzehnten ambulant behandelten Depression. Über die Tötung Emmas in der Nacht zum 28. Januar schwieg sie dagegen auf Anraten ihrer Anwälte.
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Geständnis zum Prozessauftakt
Zum Prozessauftakt am Mittwoch änderte sie die Strategie. Zunächst hatte Verteidiger Siegmund Benecken in ihrem Namen erklärt, sie übernehme für die Tat die volle Verantwortung und werde anschließend über die Einzelheiten mit der Gutachterin sprechen.
Aber da ging es erneut vor allem um die Angeklagte, von Emma ist bei diesem Gespräch wenig die Rede. Die Anklage sieht als Motiv der Frau einen am 27. Januar verlorenen Rechtsstreit am Bottroper Amtsgericht um das Sorgerecht für Emma. Weil sie ihrem Mann das Kind nicht gegönnt habe, soll sie den Tod Emmas beschlossen haben. Sie habe das Kind zunächst betäubt, dann in der Wanne zu ertränken versucht und schließlich mit drei Schnitten in den Hals ermordet.
Blackout soll zwei Tage gedauert haben
Der Gutachterin erzählt sie, dass sie an diesem Tag unterschiedlich auf das Urteil reagiert habe, mit dem ihrem Mann ein Tag mehr Besuchsrecht im Monat zugesprochen worden sei. Abends habe sie sich zur Beruhigung mit Emma in die Wanne gelegt. Sie sei dann nackt zur Couch gegangen. Ab da wisse sie nichts mehr. Auch nicht, dass sie selbst zwei Tage im Krankenhaus lag, weil sie offenbar nach dem Tod des Kindes mit einer Überdosis Psychopharmaka aus dem Leben scheiden wolle. Erst in der Polizeizelle am Nachmittag des 29. Januar setze ihre Erinnerung wieder ein.
Lediglich zwei Bilder der Erinnerung habe sie: Einmal sie selbst mit einem Messer an der Schlafzimmertür, drinnen die schlafende Emma. Dann sie mit Emma in der Badewanne, das Wasser rot und sie mit Schnittverletzungen an der Hand.
Nach der Tat orientiert gewirkt
Aber stimmt das? Gutachterin Losch sagt, die eingenommenen Mittel hätten eine einschläfernde Wirkung, sorgten aber nicht für Verwirrung oder Erinnerungslücken. Und sowohl der Notarzt als auch die als erste am Tatort eingetroffene Lehrerin von Emma erinnern sich, dass Larissa H. nach der Tat orientiert gewirkt und klar geredet habe.
Die 51 Jahre alte Lehrerin ist es auch, die am zweiten Verhandlungstag den Blick wieder auf Emma richtete. Sie schilderte, wie das Kind erkennbar unter der Situation mit ihren im Scheidungskrieg befindlichen Eltern gelitten habe. Wie es sich wünschte, mehr Zeit mit dem Vater verbringen zu dürfen. Wie traurig Emma oft war: "Sie saß da, ein wirklich furchtbar unglückliches Mädchen."