Bottrop. Die Stadt Bottrop rechnet damit, weitere Ukraine-Flüchtlinge aufnehmen zu müssen. Deshalb schafft sie weitere Unterkünfte.

Derzeit muss die Stadt keine Ukraineflüchtlinge aufnehmen. Sie hat ihre Quote mit 101 Prozent übererfüllt. Das wird aber nicht so bleiben, sagen Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert und Sozialamtsleiter Sascha Borowiak. Deshalb wird die Stadt drei weitere Unterkünfte einrichten, um bis zu 530 Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen und niemanden mehr in die Dürerschule an der Glückaufstraße schicken zu müssen.

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„Eigentlich ist die Unterbringung hier unzumutbar.“ Dieser Satz der heutigen Sozialdezernentin ist sieben Jahre alt. Sie stand im Erdgeschoss der alten Dürerschule und blickte sich um in einem Klassenzimmer, das mit Bauzäunen notdürftig in Wohn- und Schlafbereiche unterteilt war, um syrische Flüchtlinge unterzubringen. Damals hatte die Stadt nichts Besseres. Und als im März die ersten Ukraine-Flüchtlinge kamen, hatte sie wieder nichts Besseres, bis sie die drei Containerstandorte am Tollstock in Kirchhellen, am Jahnstadion und an der Schubertstraße aufgebaut hatte.

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An diesen drei Standorten kann die Stadt bis zu 240 Menschen unterbringen. Bis Anfang 2023 sollen drei weitere Einrichtungen entstehen. 530 Plätze wird die Stadt dann zur Verfügung haben, sagt Borowiak, als Reserve 62 Plätze, die in der Sporthalle am Südring schnell zusätzlich geschaffen werden können. „Dann sind wir bei der Unterbringung gut aufgestellt und müssen hoffentlich nicht mehr auf die Dürerschule zurückgreifen,“ sagt die Sozialdezernentin.

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Und so sieht der Zeitplan aus: Auf dem Sportplatz der Körnerschule an der Brauckstraße sind die Wohncontainer schon eingetroffen. Jetzt werden Leitungen angeschlossen, Möbel aufgestellt und die Nachbarn informiert. Bevor die Container bezogen werden, will die Stadt zu einer Bürgerversammlung einladen.

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In den Räumen der Bergwerksdirektion am Schacht 10 am Alten Postweg (links unten) können bis zu 200 Menschen aus der Ukraine Platz finden.
In den Räumen der Bergwerksdirektion am Schacht 10 am Alten Postweg (links unten) können bis zu 200 Menschen aus der Ukraine Platz finden. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Bis zum Jahresende sollen neue Quartiere am Schacht 9 am Vossundern in Grafenwald bezogen werden können. Am Schacht 10 haben bereits die ersten Arbeiten an der ehemaligen Bergwerksdirektion begonnen. Borowiak kalkuliert damit, die Unterkünfte im ersten Quartal 2023 in Betrieb nehmen zu können. Dieser Umbau wird am längsten dauern und mit einer Million Euro am teuersten werden. Und dennoch rechnet er sich aus Sicht der Sozialverwaltung.

„Die Bausubstanz der alten Bergwerksdirektion ist sehr gut“

„Den Zuschnitt der Räume brauchen wir kaum zu ändern“, sagt Karen Alexius-Eifert. „Die Bausubstanz ist sehr gut, und wir könnten auch Schritt für Schritt einziehen“, sagt die Sozialdezernentin. Bis zu 200 Menschen können dort untergebracht werden. Bis zu fünf Jahre lang will die RAG die Gebäude der Stadt zur Verfügung stellen. Eine Vergleichszahl: Müsste die Stadt für fünf Jahre Container für 80 Personen mieten, zahlte sie dafür die schlanke Summe von 1,75 Millionen Euro.

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Drei Antworten gibt die Dezernentin auf Kritik aus der Politik, der Standort am Alten Postweg zu sei abgelegen. Erstens seien viele Ukrainerinnen und Ukrainer mobil, weil mit dem Auto angereist. Zweitens hat die Stadt beim Busbetreiber Vestische schon in Auftrag gegeben, ab Anfang 2023 die Buslinie 269 von der Grafenmühle bis zu Schacht 10 zu verlängern. Und drittens setzt Karen Alexius-Eifert auf die Hilfsbereitschaft der Kirchhellener. Die haben mit ihren Fahrradspenden schon die Flüchtlinge am Liboriweg in Feldhausen sehr schnell mobil gemacht: „Und wer von Schacht 10 die Holthausener Straße hinunter radelt, ist in wenigen Minuten mitten im Dorf.“

Stadt erwartet weitere Flüchtlinge

Aus zwei Gründen erwartet das Sozialdezernat weitere ukrainische Flüchtlinge in Bottrop. Erstens ist deren Zahl von Ende April bis Mitte Juli stark zurückgegangen, steigt aber seitdem wieder an.

Zweitens sind die Flüchtlingszahlen aus der Ukraine in NRW derzeit höher als tatsächlich gemeldet. Wegen eines Streites um die Auslegung eines Paragrafen im Flüchtlingsaufnahmegesetz NRW melden einige Städte derzeit nicht die in ihrer Stadt ankommenden Flüchtlinge. Das kann sich aber jederzeit ändern. Wenn wieder alle Städte ihre Flüchtlinge melden, wird sich auch wieder die Zahl der Flüchtlinge erhöhen, die Bottrop aufnehmen muss.