Bottrop. Vokalisten und Bochumer Symphoniker setzten mit Karl Jenkins’ Werk auf große Emotionen. Teile daraus erklingen erneut am kommenden Sonntag.
Ein selten zu hörendes großes Werk aus der englischen Chormusiktradition erklang jetzt in der Propsteikirche St. Cyriakus. Der Komponist Karl Jenkins (Jahrgang 1944) gehört zu den besonderen Gestalten der britischen Musik, die in ihren Werken Stilelemente von Klassik bis Pop und von Weltmusik bis Jazz verbinden. Der Musiker, zunächst als klassischer Oboist eines Sinfonieorchesters ins Musikleben eingestiegen, verfasste in den 1980er und 1990er überwiegend Werbemusiken. Nach dem Ausstieg als Orchestermusiker wurde er Mitglied von Formationen auch im Popbereich. Mit dem Ensemble Adiemus gelangen ihm bedeutende Erfolge.
Dabei führte er Vokal- und Instrumentalbesetzungen Dank seiner musikalischen Erfahrungen zusammen, die von Pop- über Orchestermusik und geistlichen Chorwerken bis hin zu ethnischer Musik reichten. Mit der Gruppe Adiemus gelangen dem Komponisten große Erfolge im Bereich zwischen Klassik und Pop gekrönt durch Gold- und Platinstatus mehrerer seiner Alben. Er verwendet als Erfolgsrezept unter anderem Techniken der klassischen Musik der 1950er und 60er Jahre für eine emotionale Tonsprache, wie sie auch in dem jetzt gehörten Werk „The Armed Man: A Mass for Peace“ zu Tage tritt. Komponiert hatte Jenkins die Messe 1999 zur Zeit des Kosovo-Krieges. Ein Jahr später wurde sie in der Londoner Royal Albert Hall uraufgeführt.
Auszüge erklingen beim Kolpingjubiläum
Basierend auf einem französischen Lied „L’Homme armé“ (Der bewaffnete Mann) aus dem 15. Jahrhundert hat Jenkins Verse aus verschiedenen Religionen und Epochen vertont. Auch der Ruf des Muezzin gehört zu den Texten des Werkes in der Anlage zwischen Oratorium und Messe. Für die Aufführung in Bottrop konnte aus terminlichen Gründen keiner der angefragten Muezzine den Gesang aufführen, so blieb es beim Abdruck des Textes im Programmheft. Der Propsteichor mit Verstärkung von Gastsängerinnen und Sängern als Projektchor meisterte seine anspruchsvollen Beiträge zum monumentalen Werk in lateinischer, französischer und englischer Sprache mit Bravour.
Auch Sopranistin Marlies Buchmann und das in großer Besetzung mit Streichern, Blechbläsern und farbigem Schlagwerk aufspielende Orchester aus Mitgliedern der Bochumer Symphoniker brachten die emotionalen Ausbrüche und die meditativen Momente der Komposition bemerkenswert zum Klingen. Unter Leitung von Ursula Kirchhoff wurde die Aufführung in der gut besetzten Kirche zu einem großen Klangerlebnis, wie es in Bottrop nur selten zu hören ist.
Die aus der lateinischen Messe stammenden Teile des Werkes können auch in der Liturgie eingesetzt werden. Davon macht der Chor am kommenden Sonntag beim Kolping-Jubiläum, dem Anlass dieses Konzertes, und beim Abschluss des Festivals Orgel Plus im Januar Gebrauch. Lang anhaltender Applaus war der Dank des begeisterten und ergriffenen Publikums und weckt freudige Erwartung auf künftige Chorprojekte.
Teile der Friedensmesse erklingen am Sonntag, 22. September um 9.30 Uhr beim Kolpingfestgottesdienst in der Bottroper Kirche Herz Jesu, Brauer-/Ecke Prosperstraße, 46236 Bottrop.