Bottrop. Bottrops Sozialdezernat geht davon aus, dass die Zahl der Wohnungslosen um fast ein Drittel gestiegen ist. Die Zahl könnte aber noch höher sein.

In Bottrop leben immer mehr Wohnungslose. Ihre Zahl ist innerhalb von vier Jahren um fast ein Drittel angestiegen. So geht eine Arbeitsgruppe unter Federführung eines Teams um die neue Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert davon aus, dass Mitte 2020 insgesamt 238 Menschen in Bottrop nicht in einer eigenen Wohnung lebten. Das sind 54 Wohnungslose mehr als vier Jahre zuvor. Nach den Daten der Evangelischen Sozialberatungsstelle gibt es allerdings weitaus mehr Wohnungslose.

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So hatten im Vergleichsjahr 2020 insgesamt 445 Männer und Frauen als Meldeadresse die Evangelische Sozialberatungsstelle angegeben, weil sie ohne eigenen Wohnsitz sind. Aus dem Bericht der Arbeitsgruppe für den Stadtrat geht außerdem hervor, dass nach Erkenntnissen des Bottroper Jobcenters zusätzlich zu den Wohnungslosen 330 Männern und Frauen der Verlust ihrer Wohnung drohte.

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Die Autorinnen und Autoren der Untersuchung machen klar, dass es vor allem für finanzschwache Menschen wegen steigender Mietkosten immer schwieriger wird, sich eine Wohnung zu leisten. So lag der durchschnittliche Mietpreis für Wohnungen in Bottrop im Vergleichsjahr 2020 bei 6,84 Euro je Quadratmeter; bei Neubauten betrug die Kaltmiete im Schnitt 9,25 Euro je Quadratmeter. Dabei stiegen die Mieten für die Bestandswohnungen auch noch stärker an als für Neubauten.

Zahl der Sozialwohnungen hat stark abgenommen

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Erschwerend kommt hinzu, dass die Zahl der preisgebundenen Wohnungen aus dem sogenannten sozialen Wohnungsbau in den vergangenen Jahren stark abgenommen hat. So errechnete die Arbeitsgruppe einen Verlust von 11,4 Prozent an Sozialwohnungen allein zwischen 2010 und 2020. Insgesamt gab es danach in dem Vergleichsjahr 2020 noch 3477 preisgebundene Mietwohnungen. Dies sind 5,8 Prozent aller Wohnungen im Stadtgebiet. Die Arbeitsgruppe geht davon aus, dass der Anteil solcher Sozialwohnungen in Bottrop voraussichtlich weiter sinken wird; und das obwohl der Stadtrat für Neubauten in Bottrop eine feste Quote an Sozialwohnungen einfordert.

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Von den Wohnungslosen bringt die Stadt inzwischen etwa ein Fünftel in ihren Notunterkünften am Borsigweg unter; darunter sind 22 Prozent Frauen und 78 Prozent Männer. Bei Frauen sei die Wohnungslosigkeit zumeist versteckt, da sie viel häufiger als Männer bei Bekannten oder Freunden unterkommen, berichten die Fachleute. Allerdings hat sich die Zahl der in den Notunterkünften am Borsigweg untergebrachten Frauen in den letzten Jahren verdoppelt. Deshalb hat die Stadt dort inzwischen Wohngemeinschaften für Frauen eingerichtet.