Bottrop. Die Evangelische Sozialberatung eröffnet 1986. Seither berät das Team Menschen in Bottrop in existenzbedrohenden Lebensverhältnissen.
Fast wäre das kleine Jubiläum untergegangen im Arbeitsalltag der Evangelischen Sozialberatung (ESB) mit ihren alten und neuen Herausforderungen: In diesem Jahr begeht die ESB ihren 35. Geburtstag. Zum 1. April 1986 in der Essener Straße 41 eröffnet, zog die Beratungsstelle schon bald in ihre jetzigen Räume. Seither gibt es an der Kirchhellener Straße 62a Hilfen für Menschen in Wohnungsnot und in anderen Existenz bedrohenden Lebensverhältnissen.
Besucherzahl hat sich in 35 Jahren mehr als verdoppelt
Der Blick zurück zu den Anfangsjahren zeigt, wie sich die Arbeit verändert hat. Doch gleich geblieben sind die Ursachen für prekäre Lebenssituationen. Waren es in den ersten Jahren noch die Probleme von und mit Durchwanderern, die die Wohnungslosenarbeit bestimmten, so sind es heute in der Regel Bottroper Bürger und Bürgerinnen, die die Beratungsstelle aufsuchen. Unzähligen Personen konnte in den 35 Jahren soziale Beratung und persönliche Hilfen und damit meist nachhaltige Unterstützung angeboten werden. 2020 waren es 741 Personen, die den persönlichen Kontakt suchten. Damit hat sich die Besucherzahl seit den Anfangsjahren mehr als verdoppelt. Nur: Bei zwei Sozialarbeiterinnen oder Sozialarbeitern und einer Verwaltungsfachkraft ist es seither geblieben.
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Hinzugekommen ist auch KOLÜSCH, das „Restaurant der Herzen“, das nun ins 24. Jahr geht. Erinnert sei auch an das Koch- und Ernährungsprojekt „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“. Im Jahr 2015 lernten ehemals Wohnungslose für ein Jahr Grundkenntnisse des Kochens, erfuhren einiges über Lebensmittel und wie einfach es ist, frische Zutaten zu benutzen. Diese wurden nicht nur im Supermarkt erstanden, sondern im selbst angelegten Obst- und Gemüsegarten. Das daraus entstandene Buch von der früheren WAZ-Redakteurin Angelika Wölk mit lebendigen Lebensgeschichten der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, mit den Rezepten der selbstgekochten Gerichte und vielen Bildern - ist übrigens noch bei der ESB erhältlich.
Das passiert aktuell
Erst kürzlich erfolgte gemeinsam mit dem Bottroper Impfzentrum eine Impfaktion, bei der innerhalb von acht Stunden 220 Menschen in prekären Lebenssituationen einen besseren Schutz vor Covid 19 erhielten. Dies nur einige Beispiele für 35 Jahre ESB. Besonders freut sich das Team, dass es mit der Maßnahme „Jung, arm, wohnungslos – junge Erwachsene im Abseits“ gemeinsam mit dem Diakonischen Werk und dem Jobcenter Arbeit für Bottrop ein spezielles Angebot - gefördert von der Bundesagentur und der evangelischen Kirchengemeinde Bottrop - für junge Erwachsene unter 25 Jahren seit fünf Jahren anbieten kann.
Die schon seit März letzten Jahres anhaltende Pandemie hat natürlich Auswirkungen auf die ESB-Arbeit. Dennoch gilt für alle nach wie vor der Gedanke von Friedrich Schiller: „Zu essen gebt ihm, zu wohnen. Habt ihr die Blöße bedeckt, ergibt sich die Würde von selbst.“