Bottrop. In Bottrop gibt es immer mehr wilde Müllkippen, sagt die Best. Warum es schwer ist, Verursacher zu ermitteln, und was das für die Bottroper heißt.
Achtlos im Wald entsorgter Bauschutt, die halbe Wohnungseinrichtung auf dem abgelegenen Parkplatz oder auch ein paar volle Müllsäcke irgendwo unter einer Brücke – die Best muss in Bottrop immer mehr wilde Mülldeponien aufräumen und den rücksichtslos verteilten Dreck entsorgen. Und, was Ralf Elsner, dem Einsatzleiter für die Stadtreinigung und die Müllabfuhr bei der Best, auch aufgefallen ist: „Die Kippen werden immer größer.“
Das bedeutet für die Entsorgungsbetriebe, dass sie viel Zeit und Personal einsetzen müssen, um den Müll aus der Landschaft zu sammeln, zu sortieren und ordnungsgemäß zu entsorgen. 2020 wurden allein über die Best-App 770 wilde Müllkippen gemeldet. Aktuelle Zahlen hat Elsner nicht vorliegen, sagt aber: „Gefühlt sind es inzwischen doppelt so viele.“
Wilde Müllkippen verteilen sich über das gesamte Bottroper Stadtgebiet
Vielfach fielen sie auch den Mitarbeitern schon auf, die auf den Straßen unterwegs sind. Die würden dann teils selbst schnell aktiv werden und den Müll wegräumen, bevor der Berg noch größer wird, sagt Elsner. Das werde oft nicht einmal als wilde Kippe gezählt. Denn die altbekannte Regel, dass wenn irgendwo etwas liegt, schnell mehr dazukommt, gilt leider nach wie vor.
Zudem gebe es neuralgische Punkte, die regelmäßig vermüllt wären. Dazu zählten etwa Bereiche am Sturmshof oder unter Autobahnbrücken, aber auch die einsamen Wege rund um den Flugplatz Schwarze Heide oder in Feldhausen. Wilde Müllkippen würden im gesamten Stadtgebiet auftauchen, sagt Ralf Elsner.
Oft wird sogar Müll abgeladen, der eigentlich kostenlos entsorgt werden kann
Was den Best-Mitarbeiter besonders ärgert: Nicht selten wird auch Müll einfach in der Landschaft entsorgt, der eigentlich kostenlos am Recyclinghof hätte abgegeben werden können. Reifen beispielsweise können Privatleute dort einfach abliefern, Gleiches gilt für Elektrogeräte. Sperrmüll kann man sogar kostenlos zu Hause von der Best abholen lassen – und trotzdem landeten solche Dinge immer wieder irgendwo im Stadtgebiet in der Landschaft. Selbst Bauschutt, etwa drei Speisfässer voll alter Fliesen von der Badsanierung, könnten am Recyclinghof für vier Euro abgegeben werden.
Doch all das ist kein Bottroper Phänomen. Auch in anderen Städten müssen sich Entsorgungsbetriebe mit immer mehr wilden Müllkippen rumplagen. Zuletzt haben die Gelsenkirchener die Hände gehoben und deutlich gesagt, dass sie der Situation nicht mehr Herr werden können.Und auch Essen hatte von der „stetigen Zunahme“ wilder Müllkippen berichtet. „So schlimm wie in Gelsenkirchen ist die Situation in Bottrop zum Glück noch nicht“, sagt Elsner deutlich.
Verursacher sind sich ihrer Schuld oft bewusst
Trotzdem: Bei der Best hat man auch den Eindruck, dass die einzelnen wilden Kippen größer werden, dass teils Mengen einfach abgeladen werden, die man so eigentlich nur in einem Anhänger oder gar Kleinlaster transportieren kann. Und klar sei auch, dass die Verursacher genau wüssten, dass das, was sie dort tun, illegal ist, sagt Ralf Elsner.
Denn oft genug würden sämtliche Hinweise wie etwa Namen oder Adressetiketten bei Briefen entfernt. Er erinnert sich an eine wilde Kippe am Sturmshof, dort hatte scheinbar jemand renoviert und seinen Schutt dort abgeladen – inklusive der alten Haustür. „Da waren sämtliche Namensschilder vorher ordentlich entfernt worden“, so Elsner.
Namen- und Adressaufkleber reichen nicht, um Verursacher zu ermitteln
Doch selbst wenn irgendwo Adressen oder Namensschilder zu finden sind, um den Verursacher einer solchen wilden Kippe zu ermitteln, reiche das nicht aus, sagt Thorsten Albrecht von der städtischen Pressestelle. Denn allein die Tatsache, dass der Name irgendwo gefunden wird, bedeutet ja nicht, dass derjenige es auch selbst abgelegt hat. Entsprechend schwierig sei es auch, die Verursacher dann zu finden und Geldbußen zu verhängen.
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In den letzten Monaten seien überhaupt keine Strafen verhängt worden, schlicht weil man keine Verursacher habe finden können. „Im Prinzip müssen wir so jemanden auf frischer Tat ertappen“, so Albrecht. Man kenne zwar die neuralgischen Punkte, wo immer wieder Müll abgeladen wird, doch die könne man eben nicht rund um die Uhr überwachen. Eine Zeit lang habe man Mülldetektive beschäftigt und es so versucht, Verursacher beim Abladen zu erwischen – erfolglos.
Für das Aufräumen wilder Müllkippen zahlen alle Bottroper mit
Für Ralf Elsner ist das keine Überraschung. Für ihn ist klar, wer größere Mengen Müll irgendwo ablädt, der verfüge auch über eine gewisse kriminelle Energie und passe schon gut auf, dass ihn niemand dabei beobachtet. Und so sei man als Stadt eben immer ein oder zwei Tage zu spät dran, sagt Thorsten Albrecht.
Ähnlich schätzt auch Volker Jungmann die Situation ein. Der CDU-Ratsherr ist Mitglied im Verwaltungsrat der Best und kennt die Problematik daher sehr genau. Auch er ärgert sich über diese rücksichtslose Vermüllung, sieht aber die Schwierigkeiten, die Verursacher zu ermitteln. Seine düstere Prognose: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir immer mehr auf Kosten der Allgemeinheit entsorgen müssen.“ Denn es gilt: Wenn kein Verursacher ermittelt wird und der Müll auf öffentlichen Flächen liegt, muss die Best ihn entsorgen, und dafür zahlen letztlich alle Gebührenzahler.