Bottrop. In einer WAZ-Befragung haben die Bottroper die Schullandschaft benotet. So sehen die Ergebnisse aus und das sagen die Schüler selbst dazu.

Die Bottroper Schullandschaft ist und bleibt eine Dauerbaustelle. An allen Grundschulen macht die Stadt Schritt für Schritt das gemeinsame Lernen mit gehandicapten Kindern möglich. Offene Ganztagsschulen werden ausgebaut. Die Gymnasien brauchen wegen der Umstellung von G8 auf G9 mehr Räume. Auch Schülersprecher sprachen in WAZ-Interviews Platzmangel an.

Mit der Schließung der Hauptschule Welheim wird es außerdem in Bottrop bald keine Hauptschule mehr geben. Die Ratsparteien unternehmen einen neuen Versuch, die Weichen für das zukünftige Schulangebot zu stellen. Für nicht ausreichend hält zwar nur eine Minderheit das Schulangebot in Bottrop, wie der Heimatcheck der WAZ ergab. Aber: Mehr Jugendliche als bisher fühlen sich in Bottrop nicht wohl.

Im Durchschnitt vergeben die Bottroper ein gutes Befriedigend für die Schulen

In Schulnoten ausgedrückt vergeben die Bottroper Teilnehmerinnen und Teilnehmer der großen WAZ-Leserbefragung im Durchschnitt ein gutes Befriedigend. Nicht ganz elf Prozent der Befragten halten die Schulsituation in Bottrop danach für mangelhaft und ungenügend. Mit fast 34 Prozent beurteilen dagegen die meisten Leserinnen und Leser die Bottroper Schulen als gut. 29 Prozent geben die Note befriedigend und 17,5 Prozent halten das schulische Angebot für ausreichend. Fast neun Prozent der Leserinnen und Leser vergeben sogar ein glattes Sehr gut.

+++ Alle Ergebnisse und Artikel zum großen Bottroper WAZ-Heimatcheck finden sie hier+++

Tobias Mattheis, Schulleiter am Heinrich-Heine-Gymnasium in Bottrop.
Tobias Mattheis, Schulleiter am Heinrich-Heine-Gymnasium in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Zumindest an der August-Everding-Realschule im Fuhlenbrock scheinen die Sorgen auch nicht sonderlich groß zu sein. „Wir haben eigentlich überhaupt kein Problem mit den Räumlichkeiten“, meint Schülersprecherin Lea Dorchholz. Auch das Schulgelände könne sich sehen lassen. „Wir haben auch einen Mülldienst, der sich um die Sauberkeit kümmert“, sagt die 17-Jährige.

Schüler sorgen vielfach selbst auch für Sauberkeit und Ordnung

Ordentlich seien auch die Schulgelände des Heinrich-Heine-Gymnasiums und der Willy-Brandt-Gesamtschule, wie deren Schülersprecherinnen bestätigen. „Wir haben da auch einen Pick-Dienst. Bei uns ist nur das Problem, dass wir Dohlen haben, die den Müll wieder rauspicken. Dementsprechend sieht das immer ein bisschen dreckig aus, aber das ist halt nicht die Schülerschaft“, erklärt Schülersprecherin Sophie Seemann.

Auch interessant

Auch über Raumprobleme klagen weder die Realschülerin noch Gymnasiast Jacob Schraven. „Wir haben genug Räume und die Räume sind auch eigentlich immer in einem ganz guten Zustand“, meint der Schülersprecher des Heinrich-Heine-Gymnasiums. Das mag jetzt noch so sein. Das Gymnasium an der Gustav-Ohm-Straße braucht wegen der Umstellung vom achtjährigen auf das wieder neunjährige Gymnasium aber mehr Platz.

Gymnasien und Gesamtschulen klagen über Raumnot

„Wir haben jetzt schon eine Raumsituation, die sehr knapp ist“, erklärte Schulleiter Tobias Mattheis noch vor kurzem im Bottroper Schulausschuss. Die Stadt lässt daher auf dem Heine-Gelände einen barrierefrei zugänglichen Neubau errichten, in dem insgesamt fünf Klassenräume, drei Fachräume, ein Technikraum und ein eigener Sanitärbereich Platz finden.

An der Willy-Brandt-Gesamtschule scheint die Raumnot allerdings ebenfalls groß zu sein. So sagt Schülersprecherin Sophie Seemann: „Wir haben viel zu wenig Räume momentan, dementsprechend haben wir zurzeit auch Container auf dem Schulhof, die viel Platz wegnehmen. Es gibt auch immer wieder kaputte Fenster, die sehr lange brauchen, um repariert zu werden“.

G 9-Umstellung an den Gymnasien kostet die Stadt Bottrop Millionensummen

Leider sei es in den Containern im Sommer viel zu heiß und im Winter viel zu kalt. „Es gibt Pläne, dass wir ein neues Gebäude bekommen“, berichtet die 18-Jährige und befürchtet, dass es sehr lange dauern könne, bis dieser Neubau stehen werde. „Da bin ich wahrscheinlich schon mit dem Studium fertig“, meint die Schülerin.

Ihre Skepsis hat Gründe: Der Stadt fehlt Geld für den Ausbau ihrer Schulen. Allein die G 9-Umstellung kostet Bottrop Millionensummen. So hatte Baudezernent Klaus Müller bereits erklärt: „Wir bekommen Fördergelder des Landes. Diese sind aber nicht auskömmlich“. Das Land habe der Stadt insgesamt zwei bis drei Millionen Euro für die drei Bottroper Gymnasien in Aussicht gestellt. Die Ausgaben liegen aber deutlich höher. Allein die Kosten für den Neubau für das Heinrich-Heine-Gymnasiums beziffert das Bottroper Bauressort auf mehr als drei Millionen Euro. Ähnliche Bauten am Josef-Alber-Gymnasium und am Vestischen Gymnasium stehen aber ja auch noch an.

Jugendliche mit Migrationshintergrund bewerten Schulen tendenziell schlechter

Auch die Schulen seien für Jugendlichen eine entscheidende Umwelt, die sich auf ihr Wohlbefinden auswirke, berichtete die Stadt in einem Papier für den Stadtrat, in dem sie die Ergebnisse einer Befragung des Regionalen Bildungsbüros unter Schülerinnen und Schülern zusammenfasste. Danach hat sich das Schulklima gegenüber 2019 in der Tendenz zwar verbessert, aber Jugendliche mit Migrationshintergrund bewerten es durchschnittlich etwas schlechter. Etwas mehr als ein Drittel der Jugendlichen berichtet laut Studie außerdem über Mobbingerfahrungen an der Schule.

Vor allem wegen der Corona-Pandemie haben die Sorgen, die sich Jugendliche zum Beispiel um ihnen nahestehende Menschen machten, nachweislich zu einer Verschlechterung ihres Wohlbefindens geführt. Knapp ein Fünftel der Jugendlichen hatte während der Pandemie keinen persönlichen Kontakt zu Freunden. Viele vermissten auch „besonderen Erlebnisse“, wie beispielsweise Urlaub und Feste.

+++ Nachrichten aus Bottrop bequem ins Postfach: Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Newsletter anmelden! +++