Bottrop. Der TV Blau-Weiß geht 1922 an den Start. Kurz zuvor wird auf den Plätzen noch Gemüse angebaut. Ehrenvorsitzender ist 75 Jahre Mitglied.

Wer in Bottrop an Tennis denkt, stößt unweigerlich auf den TV Blau-Weiß. Der Tennisverein steht sozusagen am Anfang der Entwicklung des Tennissports in dieser Stadt und verfügt auch über die älteste Anlage. 100 Jahre hat der Verein in diesem Jahr auf dem Buckel. So lange hat es auch gedauert, bis erstmals eine Frau an der Vereinsspitze steht. Alina Degen hat im Jubiläumsjahr das Amt von Peter te Heesen übernommen, der nach langen Jahren mit den „alten“ Vorstandskolleginnen und -kollegen das Spielfeld übergeben hat.

Beim Blick in die Geschichte des traditionsreichen Vereins stößt man rasch auf ein weiteres Jubiläum: In diesem Jahr feiert Blau-Weiß den 75. Jahrestag einer Wiedergründung. Die war 1947 nötig geworden, da der Verein während des Nationalsozialismus mehr gedrängt als freiwillig dem Bottroper Turnerbund angegliedert worden war. „Damals gab es bereits den Tennisverein Grün-Weiß, der ein Jahr zuvor neu gegründet wurde, da wurde es mit der Wiedergründung für Blau-Weiß Zeit“, erinnert sich Eberhard Bock.

Bis 1965 durften keine Kinder auf das Gelände des Tennisvereins

Der heutige Ehrenvorsitzende tritt in dem Jahr selbst in den Verein ein, erst als Balljunge, dann als Spieler, wie er augenzwinkernd sagt. Mit elf Jahren. Recht jung für damalige Zeiten. „Vor allem, wenn man bedenkt, dass noch bis 1965 keine Kinder aufs Gelände durften.“ Aber das hat sich natürlich schon lange geändert. „Heute hat der Verein sogar einen Kinderbereich, der kürzlich dank einer privaten Spende eingerichtet wurde“, sagt Alina Degen, während sie ihren kleinen Sohn auf dem Arm hält.

Die Anlage des Vereins mit dem ersten Vereinsheim („Blau-Weiß sein klein Häusken“) um 1950. Seither ist viel passiert und die Anlage des ältesten Bottroper Tennisclubs hat sich vielfach verbessert und vergrößert.
Die Anlage des Vereins mit dem ersten Vereinsheim („Blau-Weiß sein klein Häusken“) um 1950. Seither ist viel passiert und die Anlage des ältesten Bottroper Tennisclubs hat sich vielfach verbessert und vergrößert. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Das hätte man in der Frühzeit des Vereins so wohl nicht gesehen, obwohl im Tennis im Gegensatz zu anderen Sportarten nicht nur in Bottrop immer schon Frauen eine wichtige Rolle spielten. So erinnert Eberhard Bock nicht nur an erfolgreiche Herren des sogenannten „weißen Sports“, sondern vor allem auch an die erfolgreiche Damenriege und zum Beispiel an die mehrfache Westfalenmeisterin Cissy Unterberg von den Blau-Weißen. Nach dem Krieg, zum 40. Vereinsjubiläum, statten Deutschlands damaliger Wimbledon-Star Wilhelm Bungert und Herren der deutschen Davis-Cup-Mannschaft dem Bottroper „Center Court“ im Stadtgarten einen Besuch ab – und zeigen spannende Einzel- und Doppelkämpfe vor großer Zuschauerkulisse.

Mittelpunkt des Vereinslebens und Treffpunkt: das alte Clubhaus in der 50er Jahren. Nicht immer verfolgt man das Match. Früher galt der Verein auch als „Heiratsmarkt“.
Mittelpunkt des Vereinslebens und Treffpunkt: das alte Clubhaus in der 50er Jahren. Nicht immer verfolgt man das Match. Früher galt der Verein auch als „Heiratsmarkt“. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dabei standen die Anfänge im Ersten und die Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg so gar nicht unter guten Vorzeichen. Die drei städtischen Plätze gibt es zwar schon vor der Vereinsgründung. Aber im Ersten Weltkrieg – und auch noch kurz danach – wird wegen der katastrophalen Versorgungslage im damals neuen Stadtgarten und auf den Tennisplätzen Gemüse angebaut.

Im Zweiten Weltkrieg pflügen alliierte Bomben das Gelände erneut um. Überhaupt sei alles ziemlich einfach gewesen, an Clubhaus mit Bewirtung und Gesellschaftsräumen, Umkleiden, Sanitäranlagen sei nicht zu denken gewesen, erinnert sich Eberhard Bock. Nach dem Krieg geht es unter dem Vorsitz von Fritz Kleffner und Ernst Reidick (der schon 1922 zum Gründungsvorstand gehört) und später Ernst Wilczok langsam bergauf.

Blau-Weiß entwickelt sich zum mitgliedsstärksten Verein in Bottrop

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1950 entsteht das erste bescheidene Vereinsheim („Blau-Weiß sein klein Häusken“), ein alter Luftschutzbunker dient als Kühlkeller für Getränke, wo es früher zum Umziehen nur einen kleinen Gärtnerschuppen gegeben hat. Bei Turnieren zog man sich in Reidicks Wirtschaft mit dem beliebten Biergarten am anderen Ende des Stadtgartens um. Das ist auch das offziell-inoffizielle Vereinslokal.

Aber dann geht es nur noch bergauf mit Blau-Weiß. Gutes Abschneiden bei Kreismeisterschaften, egal ob bei Kindern oder Senioren, Siege bei den Stadtmeisterschaften. Das Vereinshaus wird sukzessive ausgebaut, die Mitgliederzahl wächst. Bald ist Blau-Weiß der mitgliederstärkste Tennisverein der Stadt mit über 500 Tennisbegeisterten in den 70er- und 80er-Jahren. Inzwischen hat der Verein sechs Plätze.

Das heutige Vereinsheim von Blau-Weiß mit Terrasse vom Standort des ersten Clubhauses aus betrachtet. Heute gehören sechs Plätze zum ältesten Bottroper Tennisverein im Stadtgarten.
Das heutige Vereinsheim von Blau-Weiß mit Terrasse vom Standort des ersten Clubhauses aus betrachtet. Heute gehören sechs Plätze zum ältesten Bottroper Tennisverein im Stadtgarten. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Heute sind wir wieder bei gut 320 Mitgliedern und mit rund 80 Kindern und Jugendlichen sicher auch familienfreundlich, Breitensport und neue Aufstiegsmöglichkeiten sind aber auch zurzeit wichtige Themen“, sagt Alina Degen. Mit dem neuen Vorstand hat in diesem Jahr auch ein neuer Wirt das Clubhaus übernommen, das auch weiter ertüchtigt wurde und wird. So richtig gefeiert wird aber erst im September.

Wichtige Termine im Jubiläumsjahr

Die 67. Bottroper Tennis-Stadtmeisterschaften vom 20. August bis 11. September richtet im Jubiläumsjahr der TV Blau-Weiß zusammen mit dem TC Waldhof aus.

Zuvor spielt die Jugend vom 5. bis 7. August auf der Anlage von Blau-Weiß um den Ernst-Wilczok-Pokal.

Am 17. September findet ab 15 Uhr die große Jubiläumsfeier auf dem Vereinsgelände im Stadtgarten statt. Für alle Interessierten gibt es dann einen Tag der offenen Tür, ab 17 Uhr beginnt das Bühnenprogramm. Info: tvbw-bottrop.de.