Der Overbeckshof gehört zu den uralten Gutshöfen, die das vorindustrielle Bottrop über Jahrhunderte prägten. Auch das stattliche Anwesen im Stadtgarten, das wiederum eng mit dessen 100-jähriger Geschichte verbunden ist, zeugt von einer Historie, die viel älter ist, als die heutigen Gebäude aber auch der Standort des Hofes selbst.

In seinem Abriss der Hof-Geschichte, die kürzlich im Buch „100 Jahre Stadtgarten in Bottrop“ erschienen ist, zeichnet Josef Bucksteeg die wechselvolle Geschichte des altes Hofes nach, der vor 100 Jahren von der damaligen Besitzerfamilie Overbeck an den Bergbau verkauft wurde. Vor 75 Jahren begann die Geschichte des Overbeckshofs als Wirtshaus, die sich durch viele Pächterwechsel hindurch bis heute als Ort Bottroper Gastlichkeit fortsetzt.

Wurzeln reichen ins 15. Jahrhundert

Die Wurzeln des alten Overbeckshofs reichen bis in das 15. Jahrhundert zurück. Damals hieß der Hof noch Schulte-Nienhaus und lag inmitten der heutigen City, die zu der Zeit kaum ein Bauerndorf war. Nach einem Brand - so steht es bei Josef Bucksteeg, der sich seinerseits auf eine umfassende Darstellung des Overbeck-Nachfahren Josef Buderath bezieht - errichtete die Familie Schulte-Nienhaus den Hof im 18. Jahrhundert neu - an der heutigen Stelle. Die Familie Overbeck, ursprünglich Landwirte aus Borbeck, kam erst im frühen 19. Jahrhundert durch Heirat ins Spiel - und in den Besitz des Hofes.

Die Overbecks gehörten in den folgenden Jahrzehnten zu dem, was man heute als „global Player“ auf Bottroper Gebiet bezeichnen würde. Sie schafften erfolgreich den Übergang von der landwirtschaftlich geprägten in die industrielle Zeit, wurden reich durch Holzhandel nebst Sägewerk und Verpachtungen umfangreichen Grundbesitzes. Auf dem Overbeckshof haben sie übrigens nie gelebt. Man bewohnte das alte Gut Randebrock auf dem Gelände des heutigen Marienhospitals, das zeitweilig auch Amtshaus der Gemeinde Bottrop war. Später errichtete die Familie dort die „große Villa Overbeck“, die dann von der Cyriakus-Pfarre erworben wurde und als Ärzte- und Schwesternhaus diente.

Noch heute existiert die „kleine Villa Overbeck“ an der Randebrockstraße 19. Sie gehört noch lange der Arenberg’schen Aktiengesellschaft, die 1913 den Overbeckshof erwarb. Arenberg stellte im gleichen Jahr der Gemeinde 33 Morgen Land für den neuen Stadtgarten zur Verfügung. 1919 kaufte die junge Stadt den Hof. Der „städtische Gutshof Overbeck“ produzierte damals u.a. „biologisch reine Milch für die Kleinsten“, wie es 1924 bei der Eröffnungsfeier für das neue Säuglingsheim an der Scharnhölzstraße hieß. Bottrops erster Bio-Bauer.

Vom Kuhstall bis zum gediegenen Speiserestaurant: Vor 75 Jaheren begann die Geschichte des Overbeckhofs als Ort für Gastronomie

Seit der Umwandlung des Overbeckshofs in einen Gastronomiebetrieb versuchten einige Pächter ihr Glück in den ehemaligen Hofgebäuden. Bereits 1935 hatte die Stadt den Vertrag mit dem letzten Pächter, Heinrich Overbeck, gelöst, der dort seit 1919 den Bauernhof betrieb. Er hatte keine direkten verwandtschaftlichen Beziehungen zu den ursprünglichen Besitzern der alten Overbeck-Linie.

Die ersten Pächter, die dort eine „Garten- und Schankwirtschaft“ betreiben sollten, kamen 1938. Zu dieser Zeit existierte neben dem Hof auch noch eine Reithalle, die der „Reit- und Fahrverein Bottrop“ verantwortete. Der Bierausschank in der Gastwirtschaft musste übrigens zu 80 % von der einzigen - nicht mehr existierenden - Bottroper Brauerei, der Westfalia-Brauerei der Familie Jansen, bezogen werden.

Der Neubeginn nach dem Krieg verbunden mit einigen Umbauten begann vor 60 Jahren. Zwischenzeitlich sollte der alte Hof sogar zu einem großen Hotel umgebaut werden, was quer durch alle Parteien kontrovers diskutiert wurde. Dazu kam es nicht.

Seit 1989 setzte sich die neue Eigentümerfamilie, die Architekten Ernst Doussier und Tochter Claudia, die den Overbeckshof für 99 Jahre in Erbpacht übernahm, für einen großen Umbau unter Berücksichtigung der historischen Substanz ein. Jüngster Betreiber des Restaurants ist Martin Glanz, der seit 2009 im Overbeckshof eine ambitionierte Küche auf hohem Niveau pflegt.