1761 werden die Reidicks erstmals erwähnt. Anfang des 19. Jahrhunderts sind sie bereits als Wirtsleute bekannt. 2000 geben sie den Betrieb am Stadtgarten auf.
Bottrop. Sie waren Bauern, Schmiede, Fassbinder, später auch Unternehmer und immer wieder Gastwirte: Familie Reidick. Mit dieser Tradition habe erst seine Generation gebrochen, sagt Franz-Josef Reidick. Der Bauingenieur, Jahrgang 1951, erinnert sich aber nicht nur bestens an die Traditionsgaststätte, die seine Familie bis 1850 und dann, mit neuer Lizenz seit 1870 wieder betrieben hat.
Auch die Ortsgeschichte und die Historie seiner Familie, die sich in Bottrop bis 1761 zurückverfolgen lässt, ist bei dem Vorsitzenden der Historischen Gesellschaft gut aufgehoben.
Wie fast alle alten Bottroper Familien haben auch die Reidicks bäuerliche Wurzeln. Zwei Kotten werden 1761 und 1782 in der Welheimer Bauernschaft erwähnt. Damals schreibt man sich noch Reydick. Erst ab 1823 ist durchgehend die heutige Schreibweise belegt.
Bis zur Auflösung der alten adeligen Deutschordens-Kommende Welheim sind die Reidicks in deren Abhängigkeit. Der 1782 als zur Kommende gehörend erwähnte Reidick soll demnach „eine Magd, ein Pferd und vier Kühe“ besessen haben.
Auf einer 1823/24 erstellten Gemeindekarte sind Reidicks Kotten am südöstlichen Ende des Bottroper Bezirks verzeichnet. „Das war in etwa dort, wo heute Kokerei und Emscherkläranlage liegen“, sagt Franz-Josef Reidick.
Ab dem frühen 19. Jahrhundert finden sich die Reidicks an der Kirchhellener Straße. „Der Vorfahre war Schmied und Gastwirt, der Bereich wurde damals noch als Teil des Fuhlenbrocks geführt“, weiß der Nachfahre. Damals entsteht auch das alte Fachwerkhaus mit den Stallungen, das bis 1850 das erste Gasthaus Reidick beherbergt.
Tradition endet nach fast 200 Jahren
„Man musste damals Zimmer und Stallungen für die Durchreisenden vorhalten“, sagt Reidick. 1850 erlischt diese Lizenz, denn die Hauptroute hatte sich verändert. Erst 1868 macht Bernhard Reidick wieder einen Vorstoß Richtung Wirtshaus.1870 gibt es wieder eine Konzession und im gleichen Fachwerkhäuschen wie vorher eröffnet die Familie das Gasthaus „Zum Adler“.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert errichtet man das schmucke Eckgebäude mit Schankraum, Saal und dem Biergarten unter Linden, der damals wohl schönste Gasthausgarten Bottrops, rechts neben dem Torbogenhaus des Stadtgartens. Franz-Josef Reidicks Großvater besitzt außerdem einen „Kunststein, Cement- und Terrazzo-Handel“ mit Gleisanschluss beim Bahnhof Nord. Der wird 1919 verkauft. Reidick hütet noch den Verkaufsvertrag, aufgesetzt im Gasthaus Große-Wilde. Ein Blatt genügte. Der Briefkopf des Gastwirtskollegen prangt über dem handschriftlichen Dokument. „Heute undenkbar!“, kommentiert der Enkel.
Die 200-jährige Wirtstradition endet im Jahr 2000 mit dem Tod von Franz-Josef Reidicks Mutter. Er selbst kennt die Schufterei in Küche, Kegelbahn, am Tresen aus seiner Jugend. Weder er noch die Geschwister wollen das Geschäft übernehmen. Mit dem Abriss des Eckhauses verschwinden auch die Wandmalereien im Schankraum mit Bottroper Szenen. Sie stammten von Fritz Reidick, der auch das alte Kolpinghaus ausgemalt hatte.