Bottrop. Nach zwei Jahren Zwangspause zeigt der Pferdemarkt, dass nichts an Anziehungskraft verloren hat. Allerdings gibt es manche Händler nicht mehr.

„Endlich“ war das wohl meist genannte Wort beim traditionellen Pferdemarkt in der Bottroper Innenstadt. „Endlich geht es wieder los, endlich findet wieder was statt, endlich können wir wieder etwas unternehmen, geht das normale Leben wieder los“, hieß es an vielen Stellen. Corona scheint vergessen oder verdrängt. Bei sonnigem Frühlingswetter versammelte sich eine bunte Menschenmenge um den Kirchplatz bei der ersten Großveranstaltung nach der Pandemie.

Proppevoll zeigte sich die Bottroper Innenstadt beim Pferdemarkt am 8. Mai. Das schöne Wetter lockte Tausende auf das erste Stadtfest nach zwei Jahren Pandemiepause.
Proppevoll zeigte sich die Bottroper Innenstadt beim Pferdemarkt am 8. Mai. Das schöne Wetter lockte Tausende auf das erste Stadtfest nach zwei Jahren Pandemiepause. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Vielen geht es nicht unbedingt um das laute, bunte Treiben, sondern um „das Gefühl, wieder etwas machen zu können“. „Denn letztes Jahr haben wir in der Bude gehockt und durften nicht raus.“ Für André und Tochter Julia hat der Pferdemarktbesuch Tradition: „Schließlich hat die Kleine eine Liebe zu Pferden“. Ariane, Daniel und Sohn Yannick leben zwar schon seit drei Jahren in Bottrop, konnten den „sehr schönen“ Pferdemarkt aber bislang noch nie erleben. Schließlich war die Veranstaltung zwei Jahre lang der Pandemie zum Opfer gefallen. Auch Opa Peter und Enkelin Ziva aus Essen sind zum ersten Mal dabei und genießen als Pferdenarren die Veranstaltung. Eine Familie aus Oberhausen wollte bei der Radtour „nur mal Pause machen“ aber die neunjährige Jule möchte noch bleiben „weil man hier so viele Pferde sehen und tolle Sachen kaufen kann“.

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Zentraler Anlaufpunkt war die Show auf dem Reitplatz mit wechselnden Darbietungen rund um den Reitsport. Reitlehrer Christian Sauer stellte mit seinen Schülern in verschiedenen Lektionen den großen Bogen des Sports dar. Im zünftigen mittelalterlichen Gewand gehörte er auch zu den Rittern, die ihre Geschicklichkeit bei den Ritterspielen beweisen mussten: Holzklötzchen wurden mit Schwertern von Stangen geschlagen, Ringe auf Lanzen gefädelt, ein „Schweine“-Sack mit Lanzen aufgespießt. Viel Beifall gab es auch für die Miniflitzer, eine Kutsche mit den kleinen Ponys Max und Moritz, die gekonnt um Hindernisse herum flitzten. Rainer Hoppe aus Solingen demonstrierte mit seinem Trakehner-Araber Indiego, wie man Pferd und Reiter den Weg zum Pferdeanhänger leichter macht.

So mancher Händler hat in der Coronazeit aufgegeben

Klarer Favorit bei den Kindern war das ständig ausgebuchte Ponyreiten, auch die Kutschfahrten waren sehr begehrt. Organisator Manni Schmidt vom Kulturamt ist froh, dass „wir wieder loslegen dürfen.“ Bei der Planung sei es schwieriger gewesen, den Markt zu bestücken, denn einige Händler hätten inzwischen pandemiebedingt ihr Geschäft aufgegeben oder auf online umgestellt. Anderen Händlern sei die lange Anfahrt durch die gestiegenen Energiepreise zu teuer gewesen, es hätte sich nicht gelohnt.

Historisch angehauchte Kostüme, Vorführungen mit Pferden, Fahrten mit der Pferdekutsche und Kulinarisches gehören beim Bottroper Pferdemarkt zusammen - wie hier auf dem Kirchplatz.
Historisch angehauchte Kostüme, Vorführungen mit Pferden, Fahrten mit der Pferdekutsche und Kulinarisches gehören beim Bottroper Pferdemarkt zusammen - wie hier auf dem Kirchplatz. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Bei der umlagerten Kinderschmiede dürfen und müssen Kinder mit Hilfestellungen alles selbst machen. Der vierjährige Leonard schlägt abwechselnd mit Schmied Rolf Deschner mit einem viel zu großen Hammer auf ein kleines Hufeisen ein, dass er anschließend stolz nach Hause tragen darf. Auch Till (9) aus Oberhausen hat „ voll Bock drauf“ und kurbelt schon am Blasebalg, um sein Eisen zum Glühen zu bringen. Jan-Hugo (6) aus Kirchhellen schlägt mit einem Hohlbeitel Löcher in ein rundes Leder und fädelt anschließend einen Lederriemen in sein Geldsäckchen. In der Außengastronomie im Sonnenschein waren die Plätze Mangelware, die Kunden stürzten sich auf frei werdende Tische. Vor den Verpflegungsständen warteten die Leute mehr oder weniger geduldig, überall saßen Menschen mit Bratwurst, Pommes,Crêpes oder Kartoffeltwister.

Die meisten Bottroper Einzelhändler beteiligten sich am verkaufsoffenen Sonntag

Auch die Einzelhändler beteiligten sich mit einem verkaufsoffenen Sonntag vom 13 bis 18 Uhr und wurden augenscheinlich mit gutem Besuch belohnt. Bei Optik Frey und Hörgeräte Sporkmann auf der Poststraße lud wie gewohnt das Weinzelt zum Verbleib ein. Wichtig sei an solchen Tagen nicht der Verkauf, sondern die Kundenpflege und -bindung. Man treffe gut gelaunte Kunden zu lockeren Gesprächen, so das Fazit dieser Geschäftsleute.