Düsseldorf. Ein “Nachfrage-Tsunami“ nach Wärmepumpen ist ausgebrochen. Das Handwerk kann die vielen Anfragen allerdings oft nicht schnell bedienen.

Das NRW-Handwerk erlebt unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine einen Ansturm von Kunden, die sich für Wärmepumpen, Pellet-Heizungen und Solaranlagen interessieren. „Aktuell werden wir von Kundenanfragen zur Umstellung auf grüne Heiztechnologien überrannt“, sagte Bernd Schöllgen, Landesinnungsmeister des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima (SHK NRW) dieser Redaktion. Es fehlen allerdings Fachkräfte und Material, um diese Nachfrage schnell bedienen zu können.

"Nachfrage-Tsunami"

Der Krieg und die Unsicherheiten bei der Energieversorgung motivieren offenbar viele Hauseigentümer dazu, sich möglichst schnell von Öl und Gas zu verabschieden. „Wir erleben einen Nachfrage-Tsunami nach Photovoltaik, Wärmepumpen und als Ersatz für Ölheizungen auch nach Pelletheizungen“, erklärte Ralf Köpke, Sprecher des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE NRW) gegenüber dieser Zeitung.

Viele Bürger reagierten auf die gestiegenen Energiepreise und wollten etwas gegen die Abhängigkeit von russischen Energieimporten machen. Das Motto „Kein Euro für Putins Krieg“ sei ein Motiv für Menschen, beim LEE nach Wärmepumpen und Solartechnik nachzufragen“ – und das schon seit Anfang März.

Viel Arbeit für die Betriebe

Hans-Peter Sproten, Hauptgeschäftsführer von SHK NRW mit 6000 Mitgliedsbetrieben, sagte im eigenen Video-Dienst SHK-TV, Menschen bestürmten die Branche mit Fragen nach Technologien, die sie möglichst unabhängig machen sollen. „Jetzt taucht das Problem auf, dass wir ohnehin eine Vollauslastung haben und dass wir nicht, wie vielleicht politisch gewünscht, mal sämtliche Bäder in NRW liegen lassen können, um nur noch Heizungsanlagen zu bauen“, so Sproten. Zu WAZ sagte er, bei der Materialbeschaffung für Wärmepumpen, Solaranlagen und Heizkesseln täten sich große Löcher auf, vor allem bei elektronischen Bauteilen. Folge: Kunden müssten zum Teil monatelang warten, bis der Handwerker beginnen kann.

Ein Sprecher der Handwerkskammer Düsseldorf erinnerte an die generellen Probleme des Handwerks mir Lieferketten, steigenden Preisen und fehlenden Auszubildenden. Das aktuelle Frühjahrsgutachten der Kammer gebe in dieser Hinsicht Anlass zur Sorge. Auch aus Sicht des Handwerks spreche „alles dafür, schnellstmöglich die Abhängigkeit von russischen Energie- und Rohstofflieferungen zu beenden“, sagte der der Präsident der Handwerkskammer, Andreas Ehlert.

Steigende Preise in Sicht

Laut dem Frühjahrs-Lagebericht der Kammer ist das Handwerk in NRW, darunter auch Heizung und Sanitär, „auf sehr komplexe Weise auch von Kostensteigerungen für Personal, Rohstoffe und Vorprodukte“ sowie von Störungen der Lieferketten betroffen. Kunden würden dies absehbar zu spüren bekommen: Mit weiteren Preissteigerungen sei zu rechen.

Die Kammer rät Bürgern, die sich für eine neue Heizung interessieren, sich an zertifizierte Gebäude-Energieberater zu wenden oder an die örtlichen Schornsteinfeger. „Wärmepumpen sind zum Beispiel nicht für jedes Haus geeignet. Fachberatung ist hier besonders wichtig.“

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