Essen./Bottrop. Sie sahen sich zum ersten Mal, kannten sich nur aus dem Internet. Jetzt steht der Bottroper vor Gericht. Vergewaltigung ist angeklagt.

Die 18-Jährige kannte den 19 Jahre alten Bottroper nur übers Internet und fand ihn "nett". Als sie sich zum ersten Male persönlich begegneten, soll er ein anderes Gesicht gezeigt haben. Laut Anklage setzte er sich über ihre Gegenwehr hinweg und vergewaltigte sie.

Ob die Vorwürfe zutreffen, darüber verliert der Angeklagte am Dienstag zum Prozessauftakt am Landgericht Essen kein Wort. Über seinen Verteidiger Stephan Prinz teilt er der V. Strafkammer lediglich mit, dass er die Frau über das Internet kennengelernt hatte. Er sei dann am 13. März 2021 in ihre Heimatstadt südlich von Bonn gefahren und habe den Abend mit ihr und ihren Freundinnen verbracht. Nach Mitternacht habe er dann im Auto mit ihr sexuell verkehrt.

Richter warnt vor spätem Geständnis

Fragen, so der Anwalt, wolle der Mandant zunächst nicht beantworten. Richter Volker Uhlenbrock erinnert daran, dass der Angeklagte sich nach dem Abend laut Chat-Protokollen entschuldigt habe. Er weist ihn darauf hin, dass das Jugendstrafrecht, nach dem der Heranwachsende möglicherweise zu beurteilen sei, einen weit größeren Spielraum lasse als das Strafrecht für Erwachsene. Ein Geständnis könne dabei eine große Rolle spielen - allerdings nur, wenn es früh abgelegt werde.

Uhlenbrock: "Ein spätes Geständnis bringt nicht viel. Und wenn es nicht zum Freispruch kommt, beschweren Sie sich dann nicht."

Frau wehrte sich gegen Sex

Laut Anklage war die 18-Jährige nach dem Abend mit den Freundinnen freiwillig zu ihm in sein Auto gestiegen. Sie fuhren zum Rheinufer, dort stoppte er, löste seinen Gurt. Er soll dann direkt zudringlich geworden sein, sie bedrängt und dabei auch seine Hand an ihren Hals gedrückt haben. Sie soll sich gewehrt und ihn laut abgewiesen haben: "Hör' auf, lass es!"

Aber das habe ihn nicht aufgehalten. Als ob er es in einem schlechten Film gesehen hatte, soll er "Oh, Baby" gerufen und ihr mitgeteilt haben, er sei so heiß auf sie. Hinterhältig, so dass sie sich kaum mehr wehren konnte, soll er dann mit einem Ruck ihren Sitz in die Liegeposition versetzt und sie trotz ihrer Tränen vergewaltigt haben. Anschließend habe er sie zurückgefahren.

Schlechtes Verhältnis zum Vater?

Aussagen will der Bottroper zum Auftakt über seinen Lebenslauf. Richter Uhlenbrock hinterfragt die Angaben des Angeklagten im Ermittlungsverfahren, in dem er von einem schlechten Verhältnis zu seinem Vater gesprochen hatte. Am Dienstag gelingt es dem heute 20-Jährigen nicht, das überzeugend zu begründen. "Ich verstehe das nicht", sagt der Richter ein ums andere Mal.

Deutlich wird, dass er bislang nichts richtig zustande gebracht hat und sich von seinen Eltern aushalten lässt. "Meine Mutter steckt mir täglich 10 bis 15 Euro zu. Sie finanziert auch mein Auto."

19-Jährige bestätigt im Kern ihre Vorwürfe

Danach kommt die heute 19-Jährige in den Saal. Sie dreht sich zur Seite, als sie am Zeugentisch Platz nimmt, will ihn nicht sehen. Bei ihrer Vernehmung bleibt sie im Kern bei ihren früheren Angaben einer Vergewaltigung. In Details weicht sie allerdings ab.

Die V. Strafkammer kommt am Dienstag nicht zum Abschluss. Ein weiterer Verhandlungstag ist angesetzt.