Bottrop. Die Eröffnung eines Netto-Marktes in der Bottroper Innenstadt verzögert sich. Längst sind nicht alle Fragen geklärt. Woran das liegt.
- Eigentlich sollte am 11. April ein Netto-Markt im ehemaligen Karstadt-Gebäude öffnen
- Jetzt teilt das Unternehmen mit: Die Neueröffnung wird sich verzögern“
- Einige Details sind noch ungeklärt, so zum Beispiel der Anlieferungsweg
Die Kunden in der Bottroper Innenstadt müssen länger auf den neuen Netto-Markt in der Fußgängerzone warten. So teilte Unternehmenssprecherin Christina Stylianou der WAZ mit: „Die Neueröffnung der Netto-Filiale in Bottrop in der Hansastraße 7 wird sich verzögern“. Eigentlich war vorgesehen, dass der Discount-Markt im früheren Karstadt-Gebäude am 11. April seine Türen öffnet. Einen neuen Eröffnungstermin zu nennen, darauf ließ sich die Netto-Sprecherin nicht ein.
Denn die Stadt ist erst noch dabei, mit dem Unternehmen Devello letzte Probleme zu lösen, um die Eröffnung des neuen Netto-Discountmarktes zu ermöglichen. Dabei geht es vor allem um den Anlieferungsverkehr für den Lebensmittelmarkt. Um endlich Klarheit zu erhalten, beraumte die Stadt deswegen ein Gespräch mit Vertretern von Devello und Netto an. „Der Wunsch ist es, über die Fußgängerzone anzuliefern“, sagte Monika Werwer. Das könne die Stadt nur in Ausnahmefällen erlauben. Denn: „Die Fußgängerzone ist eine Fußgängerzone“, betonte die Leiterin des Bottroper Straßenverkehrsamtes.
Netto in Bottrops City: Brandschutzkonzept ist genehmigt
Zwar ist die Stadt bei der Ansiedlung des Netto-Marktes inzwischen einige Schritte weiter. So erklärte Baudezernent Klaus Müller gerade erst im Wirtschaftsförderungsausschuss: „Das Brandschutzkonzept ist genehmigt“. Wegen der ungeklärten Situation bei den Anlieferungswegen allerdings sieht die Verwaltung die Unternehmen in der Bringschuld. „Wir wollen die Netto-Eröffnung ja unterstützen, auch wir wollen selbstverständlich eine Belebung unserer Innenstadt“, unterstreicht auch die Verkehrsamtsleiterin. Quasi auf Zuruf könnten deshalb aber keine schweren Laster in die Fußgängerzone rollen.
So plant Netto nach Auskunft der Verwaltung, den Discountmarkt von der Osterfelder Straße her über die Fußgängerpassage zwischen dem Karstadtbau und dem Mensing-Gebäude anzusteuern und die Waren dann durch den jetzigen Fitnessstudio-Eingang in den Laden zu bringen. Dazu brauchen die Lieferanten aber eine Ausnahmegenehmigung. „Den Antrag dazu habe ich nicht“, erklärt Amtsleiterin Monika Werwer. Das Gespräch zu Beginn der Woche habe auch dazu gedient, dies den Vertretern von Devello und Netto einmal mehr klar zu machen.
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Schließlich habe die Stadt auch in diesem Abschnitt der Fußgängerzone auf die Sicherheit zu achten – und auch mögliche Lärmbelästigungen zu begrenzen. „Dabei geht es ja gerade auch um die schwächsten Verkehrsteilnehmer, um die Fußgänger“, bekräftigte die Leiterin des Straßenverkehrsamtes. Da sei es mit einem vielleicht zweiseitigen, formlosen Schreiben zur Begründung des Ausnahmeantrages nicht getan, nötig seien vielmehr ausführliche und konkrete Angaben.
Netto in Bottrop: Exakte Auskünfte über Lieferwege nötig
„Ich brauche dazu Skizzen der kompletten Fahrtwege; Auskunft dazu, wie die Fahrzeuge rangieren; Angaben dazu, wann die Lkw eintreffen, zur Anzahl der Liefervorgänge und darüber, wie lange das jeweils dauert“, nennt die Behördenchefin nur einige Beispiele. Begründen müssen die Antragsteller außerdem, warum es für sie keine anderen Liefermöglichkeiten als durch die Fußgängerzone gibt. „Ich hoffe, dass das nun schnell eingereicht wird“, sagte die Leiterin des Straßenverkehrsamtes. Denn erst dann könne sie auch die nötigen Einschätzungen weiterer Dienststellen einholen.
Skeptiker werfen Fragen auf
Wegen der immer neuen Verzögerungen bei der Modernisierung des alten Karstadt-Gebäudes ist auch unter Ratsvertretern die Skepsis groß. „Dass wir nicht amüsiert darüber sind, dass es so lange dauert, ist uns allen gemein“, sagte Vorsitzender Hermann Hirschfelder im Bottroper Wirtschaftsförderungsausschuss.So warf Linke-Ratsherr Niels Schmidt einmal mehr die Frage nach möglichen Risiken für das Projekt durch Finanzierungsprobleme auf. CDU-Ratsherr Hirschfelder wies jedoch darauf hin, dass Devello-Vertreter diese Gerüchte dementiert hätten.
Denn selbstverständlich bringen die Fachressorts der Stadt ihre Kenntnisse bei der Beurteilung ein. Das Tiefbauamt etwa könne einschätzen, ob das Pflaster in der Fußgängerzone tragfähig genug sei. Die Feuerwehr berate zum Beispiel wegen möglicher Auswirkungen auf die Rettungswege mit, auch die Verkehrsplaner der Stadt redeten ein wichtiges Wort mit. „Und wir fragen vorher auch die Polizei, wie sie das einschätzt“, erklärte Monika Werwer. Vor der Erteilung der Ausnahmegenehmigung stehe somit noch einiges an Arbeit an.
Netto in der City: Fahrten durch Fußgängerzone nur ausnahmsweise zulässig
An der grundsätzlichen Bereitschaft der Verwaltung werde das nicht scheitern. „Es wären ja nicht die ersten größeren Fahrzeuge, die durch die Fußgängerzone kommen“, meint die Leiterin des Straßenverkehrsamtes. Ausnahmegenehmigungen dafür habe die Stadt bereits einige Male erteilt, so zuletzt etwa auch für den Lieferverkehr zu den Baustellen in der Fußgängerzone. „Da sind die Fahrtwege dann aber vorher ganz genau festgelegt“, erklärt sie.
Von vornherein ausgeschlossen sei die Genehmigung der Lieferwege zum neuen Netto-Markt daher nicht. Monika Werwer: „Möglicherweise können wir sie gegebenenfalls auch unter Auflagen erteilen“.