Bottrop. Die Polizei bekommt Gespräche über kiloschwere Drogengeschäfte mit. Jetzt stehen die mutmaßlichen Täter aus Bottrop und Albanien vor Gericht.

Der Lkw kam aus der Schweiz, die Lieferung war brisant: Im September vergangenen Jahres hat sich ein Transporter mit 100 Kilogramm Marihuana von Basel aus auf den Weg ins Ruhrgebiet gemacht. Auftraggeber soll ein Mann aus Bottrop gewesen sein. Seit Dienstag steht der 54-Jährige zusammen mit sechs mutmaßlichen Komplizen in Essen vor Gericht.

Die Drogen waren auf 21 schwarze Plastiksäcke verteilt und geruchssicher verschweißt. Laut Staatsanwaltschaft stammen sie aus einem Lager bei Basel, in dem insgesamt drei Tonnen Marihuana gelagert gewesen sein sollen. Der Fahrer war angeblich extra aus Spanien angeworben worden und mit dem Flugzeug in Düsseldorf gelandet. Sein Kurierlohn soll sich auf rund 600 Euro belaufen haben.

Fotos der Drogendealer in Oberhausener Eiscafé

Eine Frau ist unter den Angeklagten.
Eine Frau ist unter den Angeklagten. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Was die Täter nicht wussten: Die Drogenfahnder waren ihnen längst auf der Spur. Französische Ermittler hatten einen als sicher geglaubten Messangerdienst (Encrochat) geknackt, über den die Täter kommuniziert haben, und die Ergebnisse an die deutschen Behörden weitergeben. Bei Gesprächen in einem Oberhausener Eiscafé sind sogar jede Menge Fotos gemacht worden. Auch Wohnungen in Bottrop und Essen wurden überwacht.

Der Lkw soll zwar damals mit Hilfe eines Begleitfahrzeugs noch gezielt über einen unbewachten Grenzübergang gelotst worden sein, in Duisburg war die Schmuggelfahrt dann aber endgültig vorbei. Der Transport wurde gestoppt, die Insassen der beiden Fahrzeuge festgenommen.

Drogenlager in Bottroper Wohnung

Bei einer noch am selben Tag durchgeführten Durchsuchung der Wohnung eines der Angeklagten in der Bottroper Pfarrstraße wurden weitere rund 470 Gramm Marihuana sichergestellt. Laut Staatsanwaltschaft sind die aus Albanien, Rumänien und Nordmazedonien stammenden Angeklagten streng arbeitsteilig vorgegangen. Es soll Ankäufer, Verkäufer, Fahrer, Bunkerhalter und auch eine reine Begleitperson gegeben haben.

Dabei handelt es sich laut Anklage um eine 22-Jährige, die damals aus Tirana angereist war, um ihren bereits in Deutschland weilenden Ehemann zu besuchen. „Sie diente zur Tarnung“, heißt es dazu in der Anklage.

Hauptangeklagten aus Bottrop droht lange Haft

„Ich war mit der Drogenfahrt nicht einverstanden“, sagte die junge Frau den Richtern der 16. Strafkammer zum Prozessauftakt. „Aber er war mein Ehemann.“ Nur deshalb sei sie in einem Begleitfahrzeug mit nach Basel gefahren. „Ich möchte dafür um Verzeihung bitten.“

Der Hauptangeklagte aus Bottrop, für den sich die Staatsanwaltschaft eine Strafe von über sechs Jahren Haft vorstellt, hat sich zum Prozessauftakt noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die anderen können im Falle von Geständnissen, die auch schon angedeutet worden sind, möglicherweise noch mit Bewährungsstrafen rechnen.

Sehr schlechte Qualität

Neben der Schmuggelfahrt aus der Schweiz, die angeblich einmal pro Woche geplant waren, geht es im Prozess auch noch um Drogenlieferungen nach Hamburg und weitere Marihuana-Geschäfte.

Was allerdings auffällig ist: Das Marihuana aus Basel war von sehr schlechter Qualität. Ursprünglich soll sogar angegeben worden sein, dass es nur zur Herstellung von Kosmetik verwendet werden sollte. Das glaubt die Staatsanwaltschaft allerdings nicht. Der Prozess wird fortgesetzt.