Bottrop. Die Gesamtzahl der Straftaten in Bottrop ist 2021 zwar gestiegen. Aber es gibt weniger Tötungsdelikte, Gewalttaten, Raub und Wohnungseinbrüche.
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen kann gute Nachrichten verkünden: „Weniger Raubstraftaten, weniger Diebstähle, weniger Wohnungseinbrüche und weniger Gewaltstraftaten - das sind gute Nachrichten für die Menschen. Auch die Straßenkriminalität ist weiter zurückgegangen und befindet sich auf dem tiefsten Stand der vergangenen 18 Jahre.“ Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Bottrop ist in den letzten zehn Jahren auf ein Viertel (129 Fälle) gesunken.
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„Für die Bürgerinnen und Bürger ist es eine sehr wichtige Botschaft, dass die Zahl der Angstdelikte weiter zurückgeht“, sagt Jürgen Häusler, seit Mai 2020 Leiter der Direktion Kriminalität im Polizeipräsidium Recklinghausen. Damit meint er vor allem Gewaltkriminalität und Wohnungseinbrüche. Überhaupt ist das Risiko, in Bottrop Opfer einer Straftat zu werden, deutlich geringer als im Bereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen. Die Kriminalitätshäufigkeit, gemessen an der Zahl der Straftaten auf 100.000 Einwohner, liegt in Bottrop bei 6030, im Bereich des Polizeipräsidiums bei 6448. Letzterer Wert ist der zweitniedrigste der vergangenen 20 Jahre.
Corona senkt die Einbruchszahlen
Die gesunkene Zahl der Wohnungseinbrüche habe natürlich wie im Vorjahr etwas mit Corona zu tun, sagt Jürgen Häusler. Wenn viele Bottroper im Homeoffice arbeiten, steigt das Risiko für die Einbrecher. Aber auch deutlich bessere Sicherungseinrichtungen an Türen und Fenstern seien in den letzten zehn Jahren in Bottrop verbaut worden. Das zeige sich auch daran, dass jeder zweite Einbruchsversuch scheitere. Ein Beleg für die Erkenntnis erfahrener Kriminalisten. Wenn ein Einbrecher nicht innerhalb von wenigen Minuten in die Wohnung kommt, bricht er den Versuch ab und verschwindet.
Ein Wert, den Häusler gerne höher treiben würde, ist die Aufklärungsquote bei Einbrüchen. Nur jeder zehnte Wohnungseinbruch in Bottrop wurde im vergangenen Jahr aufgeklärt. Wenn die Beamten aber einen Täter oder eine Gruppe ermitteln, können sie gleich etliche Taten auf einen Schlag klären (siehe unten).
Ein Viertel weniger Gewaltkriminalität
Die Gewaltkriminalität in Bottrop ist um fast ein Viertel gesunken, ebenso ist die Zahl der Körperverletzungen zurückgegangen. Auf dem Papier gestiegen ist die Straßenkriminalität. Dieser Anstieg, sagt Häusler, geht aber vor allem zurück auf Anstiege an Fahrraddiebstählen,, Diebstählen aus Autos und Sachbeschädigungen, etwa an Autos. „Solche Taten sind ärgerlich, werden aber meistens von einer Versicherung übernommen. Bei Raubüberfällen und Körperverletzungen aber kommen Bürger körperlich zu Schaden. Und diese Delikte sind zum Glück weiter zurückgegangen.“
Kontrollaktionen am ZOB werden weitergehen
Damit das so bliebt, wird die Polizei ihre regelmäßigen Kontrollaktionen rund um den Berliner Platz fortsetzen, kündigt Häusler an. „Die Bekämpfung der Straßenkriminalität ist eine Konzeption, die bei uns dauerhaft angelegt ist. Wir werden den ZOB in Bottrop genauso im Auge behalten wie den Busbahnhof in Recklinghausen.“
Das gilt auch für die Bekämpfung der Raser- und illegalen Tunerszene, die nach Bottrop ausgewichen ist etwa wegen der immer neuen Kontrollaktionen der Dortmunder Polizei auf den Wallringen. Das Thema wurde auch letzte Woche auf der Sicherheitskonferenz zwischen Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen und Oberbürgermeister Bernd Tischler besprochen. Die Polizei wird da am Ball bleiben, sagt Polizeisprecher Andreas Lesch: „Das ist ein Behördenschwerpunkt, den wir auch 2022 fortsetzen werden.“
Ermittler klären Einbruchserie
Die Ermittlungskommission „Phönix“ des Kriminalkommissariats für Wohnungseinbruchsdelikte arbeitet seit Jahren an der Klärung von Einbruchsserien, meist begangen von reisenden Straftätern. Jetzt hat sie 37 Straftaten auf einen Schlag geklärt
Sei November 2020 führten die Beamten ein zunächst verdecktes Ermittlungsverfahren. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich hauptsächlich um Jugendliche und Heranwachsende osteuropäischer Herkunft sowie in zwei Fällen um die Eltern der Tatbeteiligten. Das Verfahren wurde eingerichtet, nachdem fünf der jugendlichen Täterinnen zwischen Juni und November 2020 in wechselnder Tatbeteiligung bei Wohnungseinbrüchen in den Städten Dortmund, Recklinghausen, Bottrop, Marl und Herne in Erscheinung getreten waren.
Bis Juli 2021 konnten der Gruppe insgesamt 37 Wohnungseinbrüche im Kreis Recklinghausen, Bottrop, Gelsenkirchen, Bochum, Herne, Dortmund, Lohmar, Neuss, Düsseldorf und Lünen nachgewiesen werden. Die junge Haupttäterin wurde mehrfach bei Einbrüchen erwischt und gab an, erst zwölf Jahre alt zu sein. Im Juli 2021 konnte durch ein Ausweisdokument festgestellt werden, dass die Frau bereits 21 Jahre alt und somit strafmündig ist.
Fünf Tatverdächtige befinden sich aktuell in Untersuchungshaft, eine weitere Täterin wird derzeit noch per Haftbefehl gesucht. Die Gerichtsverhandlung hat im Januar 2022 begonnen