Bottrop. Isabelle Aberfeld steckt bis zur Eröffnung ihres Bistros viel Arbeit ins Lokal auf der Bottroper Gastromeile. Warum daraus kein Aprilscherz wird.
Recyclinglook wird Bellas neues Bistro im alten Krichel-Fischgeschäft prägen: Auf aufgepeppten Holzpaletten können ihre Kundinnen und Kunden dann sitzen, Holzkisten werden zu Regalen und die Tische sind entweder auch aus Paletten oder aber aus früheren Kabeltrommeln. Noch aber sind die Wände in dem fast leeren Ladenlokal auf der Gastromeile kahl bis auf den Putz. Unter der Decke hängt ein leeres Metallgerüst für die Deckenplatten, und auf einem gläsernen Regal haben Isabelle Aberfeld und ihre Mutter Marion jede Menge Putzlappen und Reinigungsmittel zwischengelagert.
Bellas Bistro gehört zu den ersten neuen Läden auf der Gladbecker Straße, deren Eröffnung die Stadt nun nicht mehr ganz zwei Jahre lang auch finanziell fördert. Mitte Dezember 2021 erhielt Isabelle Aberfeld die Nachricht, dass die Jury um OB Bernd Tischler ihre Geschäftsidee gut heißt und unterstützt. Doch es dauerte noch gut sechs Wochen, bis die Marktfrau mit dem Arbeiten in ihrem neuen Lokal beginnen konnte: Die Weihnachtspause der Verwaltung und letzte Gespräche mit den Vermietern kamen noch dazwischen. Jetzt aber geht es los.
Einen ganzen Schwung Deckenplatten auf Ebay gesichert
„Heute fängt der Abriss an, wir sind das Vorauskommando“, sagt Isabelle Aberfeld, die voller Tatendrang ist. Zwei Bauhelfer kommen später hinzu. Sie hätten früher auf dem Pütt gelernt, erzählt die Inhaberin, und echte Kumpel können bekanntlich ja alles. Die alten Kühlaggregate des früheren Fischladens müssen erst noch raus. „Wir stellen hier Gefrierkühlschränke neu hin“, sagt sie. Neue Bodenfliesen müssen verlegt und Regale aufgestellt werden. Auch die Deckenplatten werden montiert, von denen sich die Verkäuferin per Onlineportal Ebay einen ganzen Schwung günstig gesichert hatte.
Das frühere Krichel-Fischgeschäft sei doch der ideale Ort für Bellas Gourmetbistro fand Wirtschaftsförderin Dorothee Lauter schon früh. Der Deal scheint auch aufzugehen. Schließlich ist Krichel trotz der Probleme mit anderen Mietern in den letzten Jahren immer noch die Adresse schlechthin für viele Bottroper, wenn es um Fischspeisen geht. Bella wiederum hat sich mit ihren Fisch-Leckereien, die sie ja auch mit Fisch von Markthändler Sascha Krichel zubereitet, auf dem Schwarzmarkt in der City oder auf anderen ausgewählten Märkten einen Namen gemacht.
In dem Ladenlokal gibt es wieder Fisch von einem Krichel
Positive Resonanz
Das Innenstadt-Sofortprogramm, mit dem die Stadt durch Fördergelder die Neueröffnung von Geschäften in leerstehenden Ladenlokalen unterstützt, stößt beim Bottroper Handelsverband auf positive Resonanz. Mit den Fördergeldern mietet die Stadt die Ladenlokale an und vermietet sie zu besonders günstigen Mieten an innovative Geschäftsinhaber weiter.
Der Handelsverband sagt dabei seine Hilfe zu. So schreibt Jan Gerd Borgmann: Gerne sind wir bereit, die städtische Wirtschaftsförderung zu unterstützen, um stockende Gespräche mit einzelnen Vermietern voranzubringen.
Ob vor Bellas mobilem Bistro oder vor Krichels Marktwagen - die Kundinnen und Kunden stellen sich geduldig an. Und Bellas Mutter Marion berichtet, das erste Interessierte - kaum, dass sich hinter den mit Kunststofffolie abgehängten Glastüren und Fenstern etwas tat - bereits nachgefragt haben, ob es in dem altbekannten Bottroper Laden denn bald wohl endlich wieder Fisch zu kaufen gebe. Am 1. April wird es voraussichtlich soweit sein. „Das soll kein Aprilscherz sein“, versichert Isabelle Aberfeld.
Außer Lachs, Thunfisch und anderen Fischspeisen wird sie zum Beispiel auch Käse anbieten, Frisches vom Bauernhof Maaßen, wo die Marktfrau mit ihrem Verkaufswagen freitags ja auch Station macht, und andere Waren aus der Region kommen hinzu. Auch Bottroper Bier können ihre Kundinnen und Kunden immer mal wieder im neuen Laden auf der Gastromeile dann mitnehmen oder auch Kirchhellener Gin. „Ich betreibe keine Schankwirtschaft, ich habe nur zusätzlich einen kleinen Imbiss“, stellt Isabelle Aberfeld klar.
Vom Feierabendmarkt auf die Bottroper Gastromeile
„Alles das, was ich in meinem Hänger anbiete, gibt es dann auch hier“, kündigt die Noch-Marktfrau an. Sie hat ihr Geschäft quasi von der Picke auf gelernt. Auf dem Bottroper Feierabendmarkt hat sie vor dem Einstieg beim Schwarzmarkt die Käsespezialitäten verkauft, vorher lernte und arbeitete die ausgebildete Einzelhandelskauffrau längere Zeit auch in einem Edeka-Supermarkt. Dass sie mit der Ladeneröffnung trotz der günstigen Fördermieten auch finanziell einiges leisten muss, verschweigt die Verkäuferin da gar nicht erst. Eine höhere fünfstellige Summe wird der neue Laden erst einmal kosten.