Duisburg. Trickbetrüger erbeuten in Duisburg mit ihren Maschen teilweise fünfstellige Bargeldbeträge. Taxifahrer können die Übergaben aber noch verhindern.

Sie setzen ihre Opfer massiv unter Druck, nutzen deren emotionale Ausnahmesituation aus und erbeuten auch in Duisburg teilweise fünfstellige Geldbeträge. Trickbetrüger agieren in Strukturen, die an die Mafia erinnern. Die Ermittlungen sind für die Polizei kompliziert. Nun haben die Experten allerdings einen neuen Ansatz, um die Betrügereien zu stoppen.

Erst im November wurde ein unbekannter Taxifahrer zu einem kleinen Helden: Eine ältere Dame wirkte bei der Fahrt zur Bank äußerst gestresst und nervös. Der Fahrer wurde misstrauisch, fragte nach und brachte die Seniorin so dazu, sich doch bei der Polizei zu melden. Was dadurch heraus kam: Die Duisburgerin war Opfer eines sogenannten Schockanrufs geworden. Sollte vor einer Bank 20.000 Euro an einen falschen Kripo-Beamten übergeben.

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Polizei Duisburg: So agieren die Betrüger bei Schockanrufen

Diese Schockanrufe sind derzeitig die am häufigsten genutzte Masche der dreisten Betrüger, die in professionellen Strukturen agieren: Wenn es am Telefon der Senioren klingelt, meldet sich das vermeintlich erwachsene Kind schluchzend am anderen Ende der Leitung, berichtet zum Beispiel von einem schlimmen Unfall, den es verursacht haben soll. Dann wird das Telefon an einen falschen Polizisten oder Staatsanwalt weitergegeben, der erklärt, dass nur eine Kautionszahlung das Kind vor der Haft bewahren könne.

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Häufig kratzen die Opfer dann all ihr Bargeld zusammen, das sie im Haus oder der Wohnung haben. „Aber die Täter wollen alles“, unterstreicht Kriminalhauptkommissar Ralf Schäfer. Er ist bei der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle der Experte für Seniorenprävention und weiß: Oft werden die älteren Menschen dann zum Gang zur Bank gedrängt. „Teilweise bestellen die Kriminellen für sie sogar das Taxi“, berichtet Schäfer. Der falsche Kripo-Beamte empfängt die Senioren dann schon am Geldinstitut. Es handelt sich bei den Personen oft um die Abholer, die von den Callcentern im Ausland angeworben werden und stehen auf der untersten Stufe der kriminellen Organisationen.

Kriminalprävention möchte in Taxen vor Trickbetrug warnen

Da allerdings die Taxifahrten mit die letzten Stationen vor der Geldübergabe sind, versucht die Polizei nun dort anzusetzen, um die Übergaben an die Kriminellen doch noch zu verhindern. Deshalb verteilt die Kriminalprävention jetzt Flyer an möglichst viele Taxifahrer im Stadtgebiet. „Vorsicht: Betrug am Telefon!“, steht dort ganz groß in Weiß auf Rot. Darunter befinden sich sechs Fragen (siehe Infobox unten). Können sie zwei davon mit Ja beantworten, sollen die Senioren den Polizei-Notruf 110 wählen. „Die Opfer befinden sich in einer Ausnahmesituation, sind verunsichert und zweifeln. Hier wollen wir dann noch einmal einen Trigger setzen, um sich zu hinterfragen“, sagt Schäfer.

Kriminalhauptkommissar Ralf Schäfer und Melanie Kraschl vom Taxiunternehmen Ehrenberger mit den neuen Flyern.
Kriminalhauptkommissar Ralf Schäfer und Melanie Kraschl vom Taxiunternehmen Ehrenberger mit den neuen Flyern. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Was können die Taxifahrer noch tun? „Unserer Leute kennen die Fahrgäste schon lange. Sie merken mitunter, wenn die verändert sind“, berichtet Melanie Kraschl, Disponentin bei Taxi Ehrenberger in Homberg. Es sei übrigens nicht unüblich, dass sich die älteren Menschen ein Taxi für den Weg zu Bank rufen würden. „Wir wollen die Fahrer noch einmal dafür sensibilisieren, aufmerksam zu sein und auf die Signale zu achten.“

Die Flyer sollen laut Kraschl nun auch gut sichtbar in den Taxen angebracht werden. Vielleicht können so noch weitere Taten verhindert werden, die bei den Opfern wirtschaftlich und seelisch große Schäden anrichten. So wie im November 2021.

>>>Diese sechs Fragen stellt die Polizei auf den neuen Flyern

  • Auf der Vorderseite der Flyer hat die Polizei sechs Fragen zur Überprüfung abgedruckt. Das sind sie:
  • Gibt sich der Anrufer als Familienangehöriger, Polizist, Arzt, Notar, Richter usw. aus?
  • Will der Anrufer, dass Sie zu Hause aufbewahrtes Vermögen aushändigen oder von Ihrer Bank holen?
  • Verbietet Ihnen der Anrufer, mit irgendjemand über den wahren Zweck der Abhebung zu sprechen?
  • Sollen Sie Geld, Gold oder Schmuck heute übergeben?
  • Sollen Sie alles an eine unbekannte Person übergeben?
  • Sollen Sie überweisen oder Geldwertkarten kaufen?
  • Können die Trickbetrugsopfer zwei der Fragen mit Ja beantworten, sollen sie den Notruf wählen.
  • In diesem Zusammenhang betont die Polizei auch noch einmal, dass Behörden sich in Deutschland nie auf eine solche Weise zu einer Geldübergabe verabreden würden. Auch eine Kaution gebe es in diesem Sinne im deutschen Rechtssystem so nicht.