Bottrop. Länger als Hündin Sina lebt kein Tier im Tierheim Bottrop – ein trauriger Rekord. Es gibt aber auch schöne Superlative im Tierheim. Ein Besuch.

  • Keiner lebt länger als Hündin Sina im Bottroper Tierheim. Seit 2001 wird sie hier betreut. Sina wird das Tierheim auch nicht mehr verlassen.
  • Insgesamt sind es rund 200 Tiere, die im Bottroper Tierheim versorgt werden.
  • Wer ist das kleinste Tier? Und welches Tier ist das süßeste? Wir haben die Superlativen im Bottroper Tierheim für Sie gesammelt.

Fast 200 Tiere leben derzeit im Tierheim Bottrop, darunter etwa 70 Katzen und 40 Hunde. Das sei so der Durchschnitt, so viele Tiere seien in der Regel immer da, sagt Tierheimleiterin Hildegard Tüllmann. Aus den unterschiedlichsten Gründen landet das Tier in dem Heim auf dem Eigen. Vielfach würden Tiere nach Trennungen abgeben oder die Halter würden alt und krank, müssen womöglich ihre eigene Wohnung aufgeben. So müssen die Helfer immer mal wieder einen Hund aufnehmen, weil die Besitzerin ins Altenheim umzieht. Manchmal geht geht es Tier und Frauchen dann auch entsprechend schlecht. „Das sind dann so Fälle, die gehen uns auch immer zu Herzen“, sagt Hildegard Tüllmann. Da habe dann auch jeder Verständnis dafür, dass ein Tier abgegeben werde.

Leider gebe es eben auch die anderen Fälle. Da haben sich Menschen einen Welpen angeschafft und reagieren dann überrascht, wenn sie merken, wie viel Arbeit so ein Tier macht. Vielfach informierten sich Menschen auch im Vorfeld nicht über die Merkmale der Rassen, schafften sich Hunde an, die überhaupt nicht zu den jeweiligen Lebensumständen passen, so Hildegard Tüllmann.

Auf diese Weise kommen im Tierheim die unterschiedlichsten Rassen, Arten und auch Charaktere zusammen. Die Lokalredaktion hat sich nun einige Superlative des Bottroper Tierheims herausgepickt. Was ist das größte Tier, welche sind die kleinsten? Welches Tier lebt am längsten an der Wilhelm-Tell-Straße? Außerdem geht es auch um die ein oder andere subjektive Kategorie, denn wer vermag schon ganz sicher zu sagen, welches Tier das süßeste oder welches das verschmusteste ist.

Hinweis der Redaktion: Der Text ist ursprünglich im August veröffentlicht worden. Einige der genannten Tiere sind bereits vermittelt worden. Informationen zu den Tieren im Bottroper Tierheim gibt es im Internet.

Das größte Tier im Bottroper Tierheim

Läuft Kekko auf ein zu, macht man automatisch einen Schritt zurück. Der reinrassige Kangal war im August das größte Tier, das im Bottroper Tierheim lebt. Er wiegt 55 Kilo und einem erwachsenen Mann reicht er fast bis an die Hüfte. Mehrere dieser anatolischen Hirtenhunde leben derzeit im Tierheim, die Vermittlung sei äußerst schwierig, sagt Tierpflegerin Miriam Kusche.

Kangal-Rüde Kekko ist das größte Tier, das aktuell im Bottroper Tierheim lebt.
Kangal-Rüde Kekko ist das größte Tier, das aktuell im Bottroper Tierheim lebt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Denn zunächst einmal bräuchte ein Interessent ganz viel Platz. „In einem Ballungsraum wie dem Ruhrgebiet kann man diese Tiere eigentlich nicht halten.“ Die Tierpflegerin bezeichnet Kekko und seine Artgenossen als „Schrottplatzhunde“. Hintergrund: Sie würden vielfach zur Bewachung von Schrottplätzen eingesetzt. Nachts würden sie freigelassen und laufen dann über das Gelände. Kekko und sein Bruder sind wohl weggelaufen, das Ordnungsamt hat sie dann auf der Bottroper Straße eingefangen und das Veterinäramt hat entschieden, dass sie nicht zum Besitzer zurückkommen.

Bedeutet aber auch: An Menschen sind sie kaum gewöhnt; als Kekko ins Tierheim kam war er sehr ungepflegt, hatte ein verfilztes Fell und war schlecht erzogen. Inzwischen kämen die Pfleger mit ihm klar, hätten ihm beigebracht, an der Leine zu gehen und auf einzelne Kommandos zu hören, trotzdem gibt es Dinge, die Miriam Kusche – immerhin ausgebildete Hundetrainerin – mit einem Kangal nicht machen würde.

„Ich würde mit dem nicht in den Wald gehen. Er akzeptiert keine anderen Hunde, die Rasse ist darauf gezüchtet, Schafherden und Grundstücke zu beschützen.“ Das mache eben auch die Vermittlung so schwer. Das sei kein unkomplizierter Familienhund für die Reihenhaussiedlung. Und auch wenn er nun Kommandos kenne, so würden Kangals jedes Mal aufs neue entscheiden, ob sie dem nun auch Folge leisteten.

Die kleinsten Tiere im Tierheim Bottrop

Wer es lieber etwas kleiner mag, der wird im Tierheim Bottrop ebenfalls fündig. Wie wäre es etwa mit Farbmäusen. Farbmäuse hätten ihren Namen daher, dass sie in unterschiedlichsten Farben gezüchtet wurden. Ins Tierheim kommen sie zum Beispiel, weil Mäusehalter bei der Anschaffung nicht darauf geachtet haben, dass unter ihren Tieren auch ein Böckchen war. Mit der Folge, dass sich die Mäuse rasch vermehrt haben.

Kleiner als eine Farbmaus kein Bewohner des Bottroper Tierheims.
Kleiner als eine Farbmaus kein Bewohner des Bottroper Tierheims. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Anna Lena Nitsch, die Auszubildende zur Tierpflegerin kann den kleinsten Tierheimbewohner auf die Hand nehmen. Doch was ist Voraussetzung, um Mäusen ein neues Zuhause zu geben? „Man braucht mindestens einen großen Käfig, besser noch ein Terrarium“, sagt Anna Lena Nitsch. Außerdem müsse man sich darüber im Klaren sein, dass Mäuse dämmerungs- und nachtaktiv seien. Tagsüber sehe man im Zweifel nicht so viel von ihnen. „Sie sind vor allem etwas für Menschen, die etwas beobachten wollen.“ Schließlich seien Mäuse keine Kuscheltiere.

Die Meerschweinchen Roxi (l.) und Luna gehören ebenfalls zu den kleinsten Tierheimbewohnern.
Die Meerschweinchen Roxi (l.) und Luna gehören ebenfalls zu den kleinsten Tierheimbewohnern. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Neben den Mäusen leben im Kleintierhaus auch immer mal wieder Meerschweinchen. So gehörten auch Luna und Roxi im August zu den kleineren Bewohnern. Ins Tierheim kamen sie damals, weil sie Teil einer größeren Gruppe waren. Nachdem die übrigen Tier gestorben waren, blieben nur Luna und Roxi übrig. Sie seien dann ins Tierheim gekommen, in der Hoffnung, in gute Obhut vermittelt zu werden. Grundsätzlich sei es auch vergleichsweise einfach, Kleintiere zu vermitteln, sagt Miriam Kusche. Zwar müsse man auch für diese Tiere sorgen, müsse im Zweifel auch Arztkosten tragen, doch gleichzeitig sei der Aufwand längst nicht so groß etwa wie bei Hunden.

Sie lebt am längsten im Tierheim Bottrop

Mischlingshündin Sina am längsten im Tierheim. Im Januar 2010 sei sie abgegeben worden, sagt Miriam Kusche. Die Pflegerin bezeichnet Sina als „alte Dame, die sehr speziell ist“. Die Mitarbeiter akzeptiere die etwa 14-jährige Hündin inzwischen, doch sobald sich Fremde nähern, fängt sie an zu knurren. Und sie beiße durchaus auch zu, so Miriam Kusche.

Mischlingshündin Sina lebt schon seit mehr als zehn Jahren im Bottroper Tierheim – länger als jedes andere Tier.
Mischlingshündin Sina lebt schon seit mehr als zehn Jahren im Bottroper Tierheim – länger als jedes andere Tier. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Was genau da in der Vergangenheit schief gelaufen sei, wisse man nicht. Wahrscheinlich sei die Mischlingshündin immer schon etwas kompliziert gewesen und niemand habe ich richtig gekümmert. Inzwischen könne sie auch nicht mehr gut laufen und sehe schlecht.

Sina wird das Bottroper Tierheim auch nicht mehr verlassen. Nach einer Renovierung hat die Hündin ein eigenes "Apartment" bezogen und fühlt sich dort sichtlich wohl.

Die süßesten Tiere um Bottroper Tierheim

Garfield ist eines der süßesten Tiere im Bottroper Tierheim.
Garfield ist eines der süßesten Tiere im Bottroper Tierheim. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Welches Tier ist süß? Klar ist das erst einmal eine ganz subjektive Wahrnehmung, aber es gibt einige Bewohner, da schmelzen auch die Tierheimmitarbeiter dahin. Kater Garfield war im August so ein Fall. Wenn er in seinem Körbchen liegt und herausschaut, möchte man ihn am liebsten sofort streicheln. In der Regel gehe das auch, sagt Astrid Cremers, die im Tierheim mit für die Katzen verantwortlich ist. Garfield wurde Ende Juni gemeinsam mit seiner Partnerin abgegeben. Weil die beiden schon so lange zusammen leben, geben die Verantwortlichen sie nur gemeinsam ab. Und so entspannt Garfield auch ist, mit Kindern kommt er nicht zurecht.

Die Dackelmischlinge Ozzi (l.) und Falko, zusammen mit Tiertrainerin Marion Kusche.
Die Dackelmischlinge Ozzi (l.) und Falko, zusammen mit Tiertrainerin Marion Kusche. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Aber auch die beiden Welpen Falko und Ozzi ließen die Herzen der Tierfreunde dahinschmelzen. Die beiden lebhaften Mischlinge – ein Bestandteil ist auf jeden Fall Dackel – tollen herum und wollen ihre Umwelt entdecken. Geboren im Februar landeten sie schließlich im August im Tierheim, weil die Besitzer mit ihnen überfordert waren. Die beiden werden auch separat vermittelt. Denn auch wenn die Geschwister sich jetzt noch gut verstehen, auf Dauer kämen zwei gleichaltrige Rüden nicht miteinander aus, sagt Miriam Kusche. Allerdings seien die Tiere unkompliziert und auch für Familien geeignet, wenn man sich darüber im Klaren sei, dass sie nun die Welt entdecken wollten.

Das verschmusteste Tier

Dagegen ist Linus – im August war er gerade einmal drei Monate alt – eine Familienkatze. Er sei sehr lieb, neugierig und verspielt – und das merkt man auch sofort, wenn man sieht, wie Linus an der Pflegerin hoch krabbelt, sich streicheln lässt und danach die Küche erkundet. „Das Ebenbild seiner Mutter, auch charakterlich“, schwärmt Astrid Cremers.

Verspielt, neugierig und verschmust – diese Beschreibung passt auf Linus.
Verspielt, neugierig und verschmust – diese Beschreibung passt auf Linus. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Linus wurde im Tierheim geboren. Das sei bei Katzen durchaus häufiger der Fall, sagt Miriam Kusch. Immer wieder würden auch Katzen abgegeben, die sich erst im Nachhinein als trächtig erwiesen. Doch solche kleinen Katzen gibt das Bottroper Tierheim nur im Duo ab oder aber in Haushalte, in denen schon eine nicht zu alte Katze lebt.

Wer sich für ein Tier interessiert, kann sich im Tierheim melden, muss allerdings vorher einen Termin vereinbaren, unter: 02041-93848 oder aber per Mail unter: info@tierheim-bottrop.de. Weitere Infos und Tiere, die vermittelt werden sollen unter: www.tierheim-bottrop.de

Second-Hand-Markt

Das Tierheim veranstaltet regelmäßig einen Second-Hand-Markt auf dem Gelände an der Wilhelm-Tell-Straße 65. Immer freitags und samstags bieten die Tierfreunde gebrauchte Bücher und andere Second-Hand-Artikel, darunter auch Tierbedarf an. Der Markt ist geöffnet von 15 bis 18 Uhr.

Der Erlös aus dem Verkauf ist für das Tierheim, daraus werden unter anderem Tierarztrechnungen bezahlt oder Futter gekauft.