Kirchhellen. Die Sekundarschule Kirchhellen und das Bottroper Berufskolleg bringen Leben in ihre Zusammenarbeit. So sollen davon beide Seiten profitieren.

Auf dem Papier gibt es die Kooperationsvereinbarung zwischen der Sekundarschule Kirchhellen und dem Bottroper Berufskolleg schon seit der Schulgründung 2015. Doch seit diesem Schuljahr kommt richtig Leben in die Zusammenarbeit. Sekundarschüler, die sich für Informatik interessieren, absolvieren am Kolleg Praktika und bekommen Unterstützung bei ihren Projekten. 30 Schülerinnen und Schüler profitieren davon in diesem Schuljahr.

Die Zusammenarbeit der beiden Einrichtungen musste im Wortsinne heranwachsen mit den Schülern, die 2015 als Fünftklässler gestartet sind. Im achten Schuljahr taucht allmählich das Thema der beruflichen Zukunft im Fokus der Schüler und ihrer Eltern auf. Klasse 9 ist deshalb nach Einschätzung von Schulleiter Stefan Völlmert und Christoph Wolley, der den Schwerpunkt Informatik betreut, der beste Zeitpunkt, um die Kooperation umzusetzen und den Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen, in neue Bildungsgänge des Berufskollegs hineinzuschnuppern.

Neue Bildungsgänge am Bottroper Berufskolleg

Im Gegenzug liefert das Berufskolleg den Schülern technisches Know-How wie im richtigen Berufsleben. Die energetisch nachhaltigen „Smart Houses“, die die Sekundarschüler in ihrem Projekt konstruieren, bekommen von den Ingenieuren und Schülern des Berufskollegs Energieausweise, die den DIN-Normen genügen würden – wenn die Häuser nicht nur Modellgröße hätten.

Energietechnischer Assistent (ETA) und informationstechnischer Assistent (ITE) sind die relativ neuen Bildungsgänge, für die das Berufskolleg in dieser Kooperation interessierte Schüler sucht. Jan van Holt, Bildungsleiter für Energietechnik, benutzt das Bild einer Straße, die zwischen Sekundarschule und Berufskolleg entstehen soll. Und die soll keineswegs eine Einbahnstraße und schon gar keine Sackgasse sein.

Sekundarschüler können Studienberechtigung erwerben

Beispiel: Sekundarschüler, die ihr Interesse an nachhaltiger Energietechnik bereits in Praktika erkannt und verstärkt haben, kommen mit der Fachoberschulreife ans Berufskolleg und können dort binnen drei Jahren nicht nur den Berufsabschluss „Staatlich geprüfte/r Technische/r Assistent/in“ erwerben, sondern auch die Studienberechtigung an einer Fachhochschule wie der Hochschule Ruhr-West. Hier laufen bereits die Gespräche zwischen dem Berufskolleg und dem Institut Energiesysteme und Energiewirtschaft der Hochschule etwa mit Prof. Jens Pätzold.

Das Bottroper Berufskolleg

Am Bottroper Berufskolleg werden mehr als 2000 Schülerinnen und Schüler in fünf Bereichen unterrichtet: Technik, Wirtschaft und Verwaltung, Gesundheit und Soziales, Körperpflege und Gastronomie sowie Ausbildungsqualifizierung.

Das Alleinstellungsmerkmal des Kollegs sind die doppelt qualifizierenden Ausbildungen: Am Ende steht eine Berufsausbildung plus Fachhochschulreife oder Abitur.

Für seine Schüler liegen die Vorteile auf der Hand, sagt Sekundarschulleiter Stefan Völlmert. Sie kommen früh in Kontakt mit „neuen Bildungsgängen, von denen viele Eltern zum Beispiel noch nie gehört haben“. Wenn sie von der Sekundarschule ans Berufskolleg wechseln und mit dem dort erworbenen Abschluss den Fachkräftemangel Kirchhellener Handwerksbetriebe betrieben helfen – sehr gut. Wenn sie ein Studium am der HRW draufsetzen und als Ingenieure ihren Beitrag leisten zur Lösung der großen Energieeffizienz- und Nachhaltigkeitsfragen der nächsten Jahrzehnte – um so besser.

Gerade wegen der neuen Bildungsgänge war die „Lücke zwischen Schule und Kolleg in der Vergangenheit sehr groß“, sagt Jan van Holt. „Solche Kooperationen helfen sie zu schließen.“ Und sobald Corona es zulässt, soll die Lücke vor der HRW ebenfalls schnell kleiner werden.