Bottrop. Mit der ausgeatmeten Luft steigt die CO2-Konzentration im Raum - und möglicherweise die Virenlast. Sensor der IT-Schüler erinnert ans Lüften.
Ein Grundprinzip, um die Corona-Ansteckungsgefahr in Klassenräumen zu vermeiden, ist neben Maske, Abstand und den neuen wöchentlichen Selbsttests das Stoßlüften im 20-Minuten-Takt. Letzteres funktioniert nach Auffassung einiger Bottroper Berufskollegschüler allerdings eher nach dem Pi-mal-Daumen-Prinzip - das wollten sie präzisieren. Mit einer eigenen Entwicklung.
Die Schüler aus der Klasse 1I18A des Beruflichen Gymnasiums Informatik, allesamt angehende Informationstechnische Assistenten, wollten genau wissen, wann die Luft im Raum zur Gefahr wird und entwickelten daher ihre eigenen netzwerkbasierten CO2-Sensoren für den Klassenraum.
Angehende Abiturienten vom Bottroper Berufskolleg verbinden Theorie mit Praxis
Im Fach Elektrotechnik/Prozesstechnik und unter der Leitung von Dr. Jens Wiggers gingen die angehenden Abiturienten laut BKB erst mal der Theorie auf den Grund: „Die ausgeatmete Luft besteht aus Kohlenstoffdioxid. Die Menge an CO2-Molekülen sagt also, wie viel ausgeatmete Luft und damit auch Viren in der Luft sein könnten. Wenn ein Raum eine hohe CO2-Konzentration besitzt, dann ist das Ansteckungsrisiko hoch“, erläutert Schüler Niklas. „Damit wir immer genau wissen, wann der Wert zu hoch ist, aber auch weil es einfach vorkommen kann, dass man vergisst zu lüften, haben wir die Sensoren gebaut.“
Die Sensoren Marke Eigenbau zeigen nämlich nicht nur stets die momentane CO2-Konzentration im Raum an, sondern geben ein Warnsignal bei Erreichen eines bestimmten CO2-Werts ab. „Und das Gerät hat noch weitere Vorteile: Anzeige des PPM-Wertes über ein OLED-Display, visuelle und akustische Warnung bei bestimmten Höchstwerten, wenig Energieverbrauch – somit hohe Betriebsdauer, akkubetrieben, problemloses Aufladen“, listet Niklas die grundlegenden Funktionen auf.
„Anders als bei herkömmlichen CO2-Messgeräten sendet der Sensor den gemessenen CO2-Wert direkt über WLan zu einem Web-Server. So könnte man zusätzlich die Werte dezentral überwachen“, ergänzt Dr. Jens Wiggers, der die Idee zu dem Projekt hatte und die Klasse dafür begeisterte.
Bottroper werden gegen die Bedrohungen der Pandemie selbst aktiv
„Für mich war die primäre Motivation zu diesem Projekt, den eher abstrakten Unterrichtsinhalten und minimalistischen Schaltungen ein praktisches Pendant entgegenzusetzen. Die Komplexität auch solch überschaubarer Projekte ist für die Schüler durchaus eine Herausforderung.“ Da werde selbst bei der Bearbeitung des Kunststoffgehäuses mittels Bohrer und Feile für das Leben gelernt. Zudem habe das Thema CO2-Sensor den Schülern die Möglichkeit gegeben, die Gefahren und Bedrohungen der Pandemie nicht nur passiv zu erleben, sondern selbst aktiv zu werden, um sich und ihre Umgebung etwas besser zu schützen.
+++ Wie erleben Sie die Corona-Krise seit einem Jahr? Wie kommen Sie dadurch? Machen sie mit beim Corona-Check der WAZ +++
Gerade der hohe praktische Anteil des Projekts gefiel auch den Schülern. Sie sind sich einig: „Es hat Spaß gemacht, den Sensor zu bauen und zu programmieren. Wir konnten praktische Erfahrungen sammeln und das Theoretische mit dem Praktischen wunderbar verbinden – und das bei einem solch aktuellen Thema. Und es war toll zu erleben, dass es tatsächlich funktioniert.“
Freie Plätze am BKB
Für junge Leute, die sich für das Programmieren, Prozesstechnik oder IT im Allgemeinen interessieren: Das Berufskolleg Bottrop meldet noch freie Plätze für das kommende Schuljahr sowohl in den Bildungsgängen Informationstechnische/r Assistent(in) mit Abitur oder Fachhochschulreife als auch in dem Bildungsgang Energietechnische/r Assistent(in) – Regenerative Energietechnik – mit Fachhochschulreife. Wer weitere Infos dazu braucht oder sich anmelden möchte, schickt eine E-Mail an 1I@bkb.nrw (Abitur) oder 2E-I@bkb.nrw (Fachhochschulreife).