Bottrop. Zum 25. Mal treffen sich die Ex-Tollitäten des Bottroper Karnevals. Dem OB verleihen sie Trillerpfeife statt Orden. Rückblick auf jecke Momente.

Auch in schwierigen Zeiten können Jubiläen gefeiert werden. Zum 25. Mal trafen sich jetzt die Bottroper Karnevalsprinzessinnen der letzten Jahrzehnte. Elsbeth Müller, Prinzessin 1989/90, hat diese Tradition, die ursprünglich alle zwei Jahre stattfand, bereits 1990 zusammen mit Christel Thiehofe von den Plattdütschen begründet: „Ich war noch so voller Euphorie.“

Auch interessant

Damals sei es ein Novum in Deutschland gewesen, und heute sei es ein besonderer Tag in einer besonderen Zeit. Seitdem hat die Sitzung einen festen Platz im Bottroper Karneval: Immer am ersten Freitag nach der Prinzenproklamation treffen sich die munteren Ex-Majestätinnen bei Hürter. In normalen Jahren sind es rund 20 Ex-Tollitäten, in diesem Jahr hatten leider einige abgesagt, aber immerhin waren noch sieben Prinzessinnen der Einladung gefolgt.

Bottroper Ex-Prinzessin: „Im Bützen war’n wir ein Genie“

Elsbeth I. begrüßte die Runde mit Reimen, in denen das „normalerweise“ in diesen schweren Zeiten betont wurde. Zum Karnevalsklassiker „Heile, heile, Gänschen“ gab es einen neuen Bottroper Text: „Prinzessin warst du, wunderbar, doch längst ist schon vorbei, dein Jahr.“ Aber auch „im Bützen war´n wir ein Genie.“

Unter Klatschmarsch und „Ach wär ich doch ...“ schwebte das aktuelle Stadtprinzenpaar herein und verteilte Rosen an die Ex-Prinzessinnen. Die „Hoheiten“ lobten das Weiterleben des Brauchtums und hoffen, noch „ein paar geile Partys zu haben.“ Rosen und eine Runde Sekt gab es vom Vorsitzendes des Festkomitees Bottroper Karneval, Frank Feser, der die Bedeutung von Traditionen betont, die von jungen Menschen weitergeführt werden: „Ihr bleibt ein Leben lang Prinzessin, auch wenn ihr außer Dienst seit.“

Zu Besuch bei den Ex-Karnevalsprinzessinnen: Das aktuelle Bottroper Stadtprinzenpaar Kristina I. und Tobias I.
Zu Besuch bei den Ex-Karnevalsprinzessinnen: Das aktuelle Bottroper Stadtprinzenpaar Kristina I. und Tobias I. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Oberbürgermeister Bernd Tischler stellte bei der Jubiläumsfeier die besondere Lebensfreude der Ex-Prinzessinnen heraus. Der OB möchte den Karneval auch in Zeiten schwieriger Entscheidungen nicht missen, ist beunruhigt, hofft aber auf eine schöne Session. Tischler erhielt anstelle eines Ordens eine Trillerpfeife, damit er „weiter in Bottrop den Ton angeben kann“.

Bottroper Ex-Tollitäten stecken voller Erinnerung an ihre besondere Zeit

Selbstverständlich stecken die Damen voller Erinnerungen an ihre besondere Zeit, die man „mit Herz machen muss“, wie Elsbeth I. sagt. Bei ihrer Proklamation riss dem Prinzen beim Einmarsch die Hose, hektisch wurde hinter den Kulissen eine Ersatzhose besorgt. Den Rosenmontagszug bei Sturm hat sie völlig durchnässt vollendet und im „eroberten“ Rathaus Teile der Garderobe getrocknet.

Christiane III., Session 2014/15, musste die Inthronisierung sogar ohne den kurzfristig erkrankten Prinzen durchstehen. Frank Feser als Präsident der KG Boy war „mein Retter“ und sprang bei der Verlesung der Proklamation ein.

Die jüngste Prinzessin, Eileen (2016/17), hat eine „sehr schöne Zeit auf einer Karnevalswolke geschwebt“, ebenso wie Kiki (2006/07), bei der „ein Traum in Erfüllung ging.“ Anneliese (2003/04) begleitet normalerweise mit dem Akkordeon die Prinzessinnen, ist diesmal verhindert und sicher: „Nächstes Jahr trumpfe ich wieder auf.“

Silvia I. bildete zusammen mit ihrem Ehemann 2011/12 das Prinzenpaar. Beim Empfang der Prinzenpaare im Düsseldorfer Landtag umarmte der Prinz die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft so stürmisch, dass er der Regierungschefin mit dem Zepter auf den Kopf schlug und eine leichte Beule hinterließ. Ob das der Anfang vom Ende war, ist nicht überliefert.

Zweijährige Amtszeit

Gleich zwei Jahre lang war Denise I. (2019/21) pandemiebedingt Prinzessin. Mindestens für die Zeit vorm Ausbruch der Corona-Pandemie kann sie sagen: „Wir hatten so viel Spaß.“

Bei ihr und ihrem Prinzen Christoph I. waren besonders der Tanz und das zugehörige Lied der „Knüller“. Nicht nur, dass diese in den zwei Jahren immer wieder angefordert wurden, auch „die Kinder in unserer Kita konnten alles perfekt“, berichtet die Erzieherin.