Bottrop. Nach einem Brand am Bottroper Nordring ist eine Seniorenwohnanlage ohne Strom. Die Bewohner leben seit zehn Wochen im Hotel und ärgern sich.
Es ist ein Mittwochabend, milde Spätsommertemperaturen, als am Bottroper Nordring ein Kellerbrand ausbricht. Gegen viertel nach acht wird die Feuerwehr informiert, ein aufwändiger Einsatz steht bevor, denn alle Bewohner der Seniorenwohnanlage Beckfeldshof müssen evakuiert werden, viele von ihnen sind nicht gut zu Fuß, müssen getragen werden. Der Strom wird abgeschaltet, weil Kabel massiv vom Feuer betroffen waren. Die Wohnungen bleiben unversehrt. Doch ohne Strom können die Bewohner der zwölf Wohnungen nicht zurück – und fühlen sich schlecht informiert.
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Einige waren bei Verwandten und Freunden untergekommen, fünf von ihnen entschieden sich aber mangels Alternativen für die Unterbringung im Hotel. Vier von ihnen sitzen dort auch in der zehnten Woche nach dem Brand immer noch fest. Ihre Kritik: mangelnde Kommunikation. Der Verwaltungsleiter von St. Joseph – die Gemeinde fungiert als Vermieter – sei ebenso wenig ans Telefon zu kriegen gewesen, wie der Pastor, erzählt Josefine Weißmüller.
Brand in Bottroper Seniorenwohnanlage: Keller soll geräumt werden
Seit zehn Jahren wohnt die 64-Jährige in der Seniorenwohnanlage Beckmannshof, nun ist ihr Zuhause ein Garni-Hotel. Weil in der Unterbringung nur Frühstück inkludiert ist, summieren sich die Kosten für das Abendessen. Selbst kochen geht nicht auf dem Hotelzimmer.
Nun hat St. Joseph ihr angeboten, ins Bernhard-Poether-Haus zu ziehen – mit ihren Möbeln in eine dortige Wohnung. Die Gemeinde übernimmt die Umzugskosten. Das will Josefine Weißmüller aber nicht: „Wenn wir einmal ausziehen, kommen wir doch nicht mehr zurück.“
Ebenso wenig will sie ihr Einverständnis geben, dass ihr Keller geräumt wird – auf Kosten ihrer Hausratsversicherung oder in Form einer Verzichtserklärung, die es der Gemeinde ermöglicht, auf ihre Kosten die Keller zu räumen. „Ich weiß doch gar nicht, ob die Sachen wirklich beschädigt sind“, sagt die 64-Jährige.
Viele Arbeiten stehen an – Zeitplan sei nicht verlässlich möglich
Manuel Troost, Verwaltungsleiter von St. Joseph, sagt, man habe den Mietern angeboten, mit entsprechender Schutzkleidung ihre Sachen im Keller zu sichten, den Schaden zu begutachten. Dem widerspricht Josefine Weißmüller, denn dafür fehle bislang noch die Erzeugernummer, mit der gefährliche Abfälle identifiziert werden. Ohne die dürfe der Keller nicht betreten werden, St. Joseph habe die Nummer noch nicht mitgeteilt.
Auf die Frage, wann die Wohnungen wieder bezugsbereit sind, kann Manuel Troost noch keine verlässliche Antwort geben. Denn die Liste der zu erledigenden Arbeiten ist lang: Zunächst müsse der Keller geräumt und anschließend von Brandlasten befreit werden, dann folgt die Grundreinigung und Dekontamination. Erst anschließend könne der Elektriker weiterarbeiten, die neue Zähleranlage installieren, neue Leitungen verlegen, alle zu den Wohnungen führenden Leitungen messen, welche Kabelstränge zu welcher Wohnung führen, „da dies aufgrund der Brandschäden nicht mehr identifizierbar war“.
Bottroper Senioren: „Können wir Heiligabend zu Hause sein?“
Die Mieter seien schon Ende September über diesen Zeitplan informiert worden, sagt Troost. „Da alle Schritte aufeinander aufbauen und wir auch auf die Mitwirkung der Mieter angewiesen sind, ist es für uns leider unmöglich diese Schritte mit Kalenderdaten zu unterbauen.“
Josefine Weißmüller und die anderen Bewohner fühlen sich in der Luft hängend: „Es ist alles undurchsichtig, die Nachbarn drehen am Rad.“ Ein älteres Pärchen schleppe sich regelmäßig die Stufen hoch in ihre Wohnung – der Aufzug ist mangels Strom außer Betrieb –, zündet sich eine Kerze und eine Lichterkette an und bleibt, bis das schwache Licht bei voller Dunkelheit nicht mehr ausreicht. Eine Frage treibt viele um: „Können wir Heiligabend zu Hause sein?“ Bislang sieht es nicht danach aus.