Bottrop. Die Gemeinde in Batenbrock feiert ihren Geburtstag. Blick zurück auf eine Geschichte, die auch mit einer Steigerung der Baukosten begann.

Die St. Joseph-Kirche feiert ihren 100. Geburtstag. Ohne den Steinkohlenbergbau würde es sie gar nicht geben. Die mit der Industrialisierung in Bottrop schnell wachsende Bevölkerung machte die Aufteilung der großen Pfarrei St. Cyriakus notwendig. Es gab schlichtweg zu wenig Gotteshäuser für die vielen zugezogenen Katholiken.

In seiner Sitzung vom 12. März 1913 beschloss der Kirchenvorstand von St. Cyriakus, im Stadtteil Batenbrock eine Filialkirche zu bauen. Das Grundstück wurde der Kirchengemeinde von der damaligen Arenbergschen Bergbau AG geschenkt. Die Bauplanung übernahm der Architekt Josef Franke. Ursprünglich lagen die Baukosten bei 170.000 Reichsmark. Doch aufgrund des Ersten Weltkrieges kletterten die Kosten auf 435.000 Reichsmark. Es fehlten Material und Handwerker. Das neue Gotteshaus sollte Sitzplätze für 500 Kinder, 450 für Erwachsene und 1000 Stehplätze bieten.

Felix Uppenkamp ist der erste Pfarrer

Am 23. November 1919 war schließlich der große Tag für die Kirchengemeinde. Kurz nach sieben Uhr begann der Bischof von Münster, Johannes Poggenburg, mit den feierlichen Zeremonien und stellte die Kirche unter den Schutz des heiligen Josef. Der bisherige Rektor Felix Uppenkamp wurde der erste Pfarrer. Die Gemeinde setzte sich damals vorwiegend aus Arbeiterfamilien zusammen.

Das Pfarrhaus von St. Joseph. Die Aufnahme stammt aus dem Zeitraum von 1935.
Das Pfarrhaus von St. Joseph. Die Aufnahme stammt aus dem Zeitraum von 1935. © Bernhard Jörgensmann

Mit der Kirchweihe und einem eigenen Seelsorger entwickelte sich sofort ein eigenständiges Gemeindeleben. Schon um 1920 entstanden wichtige Gruppen und Standesvereine wie Kirchenchor sowie Arbeiter- und Knappenverein. Knapp drei Jahre nach der Weihe, am 1. Oktober 1922, trennte sich St. Joseph von der Mutterpfarre St. Cyriakus und erhielt ihre Selbstständigkeit.

Nationalsozialismus hinterlässt Spuren

Die nationalsozialistische Herrschaft ist nicht spurlos an der Gemeinde vorbei gegangen. Die kirchliche Verbandsarbeit wurde verboten, der Religionsunterricht durch Geistliche aufgehoben. Kaplan Bernhard Poether war ab April 1939 als Seelsorger in St. Joseph tätig. Weil er polnisch sprechende Christen trotz Verbotes seelsorglich betreute, verhafteten ihn die Nationalsozialisten. Er starb am 5. August 1942 im Konzentrationslager Dachau.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begannen der Wiederaufbau an den Gebäuden und ein Neuanfang im Leben der Gruppen und Verbände. Vor allem die Pfarrer prägten das geistliche Bild der Gemeinde. Wilhelm Bruns bekleidete seit 1949 das Amt und war zugleich Dechant. Für seine Leistungen erhielt er 1959 das Bundesverdienstkreuz und eine Ernennung zum Ehrendomherrn des Bistums Essen. Sein Nachfolger, Ferdinand Frye, lenkte die Gemeinde durch eine Phase der Veränderung. Die Kirche wurde renoviert, der Altarraum umgebaut, eine neue Orgel eingebaut sowie der Pfarrsaal erneuert.

Zukunft der St. Joseph Kirche ist ungeklärt

Am 24. Februar 1980 trat Ludger Kleimann das Amt als neuer Pfarrer an, zuvor war er bereits als Kaplan in der Gemeinde tätig. So konnten die Seelsorge und die Aktivitäten in der Pfarrei nahtlos weitergehen. St. Joseph blickt zurück auf eine 100-jährige bewegte Geschichte.

Eine Außenaufnahme der St. Josef-Kirche aus dem Jahr 1935.
Eine Außenaufnahme der St. Josef-Kirche aus dem Jahr 1935. © Bernhard Jörgensmann

Die Zeiten sind nicht einfacher geworden. Die Pfarrkirche soll als Ort für Gottesdienste geschlossen werden. Wie die Zukunft aussieht, ist ungewiss.

Drei Veranstaltungen zum Jubiläum

Zum 100-jährigen Jubiläum ist die Vortragsreihe „St. Joseph in seiner Zeit“ mit drei Veranstaltungen geplant. Den Auftakt mit „St. Joseph und seine Geschichte“ macht Historikerin Dr. Daniela Misliwietz-Fleiß am Donnerstag, 12. September, um 19 Uhr. Danach folgt am Donnerstag, 10. Oktober, um 19 Uhr Heimatforscher Josef Bucksteeg mit „100 Jahre Katholizismus in Bottrop“. Beide Termine finden im Pfarrsaal neben der Kirche, Förenkamp 27, statt.

Der dritte Vortrag lautet „Der Architekt Josef Franke - eine Darstellung seines Lebenswerkes“ und ist am Mittwoch, 6. November, um 19 Uhr. Der Beginn ist im Pfarrsaal, der Abschluss in der Kirche. Gesprächspartner wird Thomas Franke sein. Er ist Architekt, Stadtplaner und Enkel von Josef Franke.