Bottrop-Kirchhellen. Die Preise für die neuen Firmengrundstücke im Grafenwälder Gewerbegebiet Brandenheide decken nicht die Kosten. So viel Minus macht die Stadt.

Das Gewerbegebiet Brandenheide in Grafenwald wird für die Stadt offenbar zu einem ziemlichen Zuschussgeschäft. So räumte Oberbürgermeister Bernd Tischler in einem Bericht der Verwaltung für den Bottroper Wirtschaftsförderungsausschuss ein, dass die in Grafenwald erzielten Verkaufspreise für die Gewerbegrundstücke in der Nähe der Hegestraße die Kosten der Stadt nicht decken werden. Das Minus für die Stadt dürfte alles in allem eine größere sechsstellige Summe ausmachen. Wirtschaftsförderin Sabine Wißmann spricht daher auch von einem „wirtschaftsfördernden Preis“ für die neuen Firmengelände in Grafenwald.

„Wir sind als Stadt Bottrop grundsätzlich gehalten, die städtischen Grundstücke nicht unter Wert zu verkaufen“, lässt die Leiterin des städtischen Ressorts für Wirtschaftsförderung wissen. Aber sie erklärt: „Letztlich geht es auch darum, einerseits einen wirtschaftsfördernden und gleichzeitig markt- und konkurrenzfähigen Preis aufzurufen“. Für das Gewerbegebiet in der Brandenheide bedeutete dies allerdings, dass die Grundstückspreise deutlich unter den Kosten der Stadt für den Ankauf und die Erschließung des rund 28.000 Quadratmeter großen Geländes liegen.

Genau lassen sich die Bottroper Verluste noch nicht beziffern

Denn die Stadt hatte für die Firmengrundstücke zwar einen Mindestpreis in Höhe von 70 Euro pro Quadratmeter gefordert. Darin sind die sogenannten Erschließungskosten enthalten. Doch wegen ihrer tatsächlichen Kosten für den Ankauf eines Teils des Gelände sowie der eigenen Aufwendungen für Straßenbau, Gas- und Wasserleitungen hätten die Grundstückspreise bei mindestens 85,49 Euro pro Quadratmeter liegen müssen. Gemessen an der Gesamtgröße des neuen Grafenwälder Gewerbegebietes macht das hochgerechnet insgesamt ein sattes Minus von 433.000 Euro aus.

Das Gewerbegebiet Brandenheide liegt in Grafenwald in der Nähe der Hegestraße.
Das Gewerbegebiet Brandenheide liegt in Grafenwald in der Nähe der Hegestraße. © WAZ | Elena Kurowski

Genau lassen sich die Verluste der Stadt allerdings noch nicht beziffern. Denn noch sind dabei nach Auskunft der Verwaltung im Wirtschaftsförderungsausschuss gar nicht sämtliche Kosten der Stadt einkalkuliert worden. Denn auch die Herstellung und Pflege neuer Grünflächen, für die die Stadt als Ersatz für die Bebauung des Grafenwälder Ackers sorgen muss, gehen ja noch zusätzlich ins Geld. Andererseits macht Wirtschaftsförderin Sabine Wißmann allerdings auch klar, dass der von der Stadt geforderte Mindestpreis von 70 Euro je Quadratmeter beim Verkauf der Grundstücke teils auch überboten wurde.

Stadt Bottrop kaufte Teile des Brandenheide-Geländes erst selbst an

Preisvergleich

Oberbürgermeister Bernd Tischler hält den Ausbau des Gewerbegebietes Brandenheide in Grafenwald auch für wichtig, um nach dem Ende der Bergbauzeit Schritt für Schritt die Arbeitsplätze ersetzen zu können, die im Bergbau verloren gingen.

Anders als in Grafenwald verlangt die Stadt im Gewerbegebiet in Kirchhellen einen Mindestpreis von 120 Euro je Quadratmeter. Die Gewerbegrundstücke an der Schubertstraße kosteten 100 Euro/m². Weitere Einzelgrundstücke in anderen Gewerbegebieten wurden zu 65 Euro/m² zuzüglich Abrisskosten oder für rund 56 Euro/m² zuzüglich Erschließungsbeiträge verkauft.

Das Gewerbegebiet war zunächst nur zum Teil in Besitz der Stadt gewesen. Eigentümer eines großen Teils war zuvor der Eon-Konzern. Die Stadt hat dessen Grundstück in der Zwischenzeit jedoch dazugekauft, auch weil sie das Gewerbegebiet so besser vermarkten könne, erklärte Wirtschaftsförderin Sabine Wißmann schon beim Baubeginn auf dem Gelände. Die Kosten für die Erschließung des Geländes mit Straße, Kanalisation und Versorgungsleitungen bezifferte die Stadt beim Start auf rund 1,8 Millionen Euro.

Das neue Gewerbegebiet ist inzwischen auch so gut wie ausgebucht. „Die in Rede stehenden Flächen sind alle vergeben, aber noch nicht beurkundet. Nur ein kleinerer Anteil, sozusagen eine Restfläche, ist noch verfügbar“, teilte Wirtschaftsförderin Sabine Wißmann mit.