Kirchhellen. Eine pädagogische Verzweiflungstat wird an der Grundschule Grafenwald zum Selbstläufer: Die Kinder lieben das regelmäßige Tanzen in der Pause.

Was haben Lockdowns und Homeschooling mit den Kindern gemacht? Sie haben Begegnungen blockiert, sie haben Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt. An der Grundschule Grafenwald ist als Antwort darauf ein Veranstaltungsformat entstanden, das die Kinder auch nach dem Lockdown lieben: die Pausendisco.

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Wie bringen wir Kinder in Bewegung, wenn selbst Sportunterricht wegen Corona nicht mehr stattfinden kann und Spielplätze gesperrt sind? Diese Frage hat in den vergangenen anderthalb Jahren ungezählte Lehrerinnen und Lehrer umgetrieben. Auch Kerstin Fischer, Anne Blome und Britta Vollnhals an der Grundschule Grafenwald. Aber die Sportbeauftragte, die pädagogische Leiterin des offenen Ganztags OGS sowie die Schulsozialarbeiterin haben eine Antwort gefunden: Sie bitten seither die Schülerinnen und Schüler zum Tanz.

Tanz als erste Hilfe bei Bewegungsmangel

Dass Tanzen ein gutes Mittel gegen den Corona-Blues ist, haben Britta Vollnhals und Ute Walter schon erfolgreich ausprobiert im Frühjahr 2020, während der ersten Corona-Zwangspause mit Schulschließungen. „Hofpause Zuhause“ hieß ihre Serie von kurzen Videos von drei bis fünf Minuten Länge, die gymnastische und tänzerische Elemente spielerisch zu Übungen verbinden, die im Kinderzimmer oder im Garten nachgemacht werden können. Ihr Ziel: Die Videos sollen „sowohl den kindlichen Bewegungsdrang berücksichten, die Konzentration fördern, aber auch zeigen, wie wichtig es ist, einfach mal die Seele baumeln zu lassen.“

Hier tanzen sogar die Seifenblasen: Kerstin Fischer (links) und Britta Vollnhals geben den Takt vor bei der Pausendisco an der Grundschule Grafenwald.
Hier tanzen sogar die Seifenblasen: Kerstin Fischer (links) und Britta Vollnhals geben den Takt vor bei der Pausendisco an der Grundschule Grafenwald. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

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Ein ähnliches Ziel verfolgt jetzt die „Pausendisco“, die auf dem Schulhof an der Schneiderstraße die Schülerinnen und Schüler in Bewegung bringt. Kerstin Fischer, Anne Blome und Britta Vollnhals organisieren den Pausen-Tanz im Team „Wir machen es wirklich von Herzen gerne, weil wir erleben, wie sehr die Kinder das lieben“, sagen die Frauen. „Manche fragen uns jeden Tag danach.“

Auftakt mit dem „Körperteil-Blues“

Die Begeisterung wird schon spürbar, wenn die Frauen in der Pause den großen Lautsprecher auf den Schulhof stellen. Sofort sichern sich vor allem Schülerinnen einen Platz in der ersten Reihe und machen text- und schrittsicher mit bei der Choreographie zum „Körperteil-Blues“.

Dieses Bewegungslied ist immer das Eröffnungsstück. „Bei den Stücken danach tauschen wir schon mal was aus“, sagt Britta Vollnhals. „Aber der Rausschmeißer ist auch immer gleich“ und seit Generationen vertraut: „Wer hat an der Uhr gedreht?“

Seifenblasen und Ballons tanzen mit

Viele Schülerinnen und Schüler genießen den Tanz in der Gruppe, andere tanzen mit der Freundin oder auch alleine. Über den Schülern tanzen die Seifenblasen und bunte Ballons – bis sie, immer wieder in die Höhe gestoßen, auf dem Flachdach des Schulgebäudes landen.

Machen alle mit? Nicht alle. Ein paar Jungs und ein Mädchen haben sich einen Ball geschnappt und verbringen die Pause mit Fußballspielen. „Selbst die haben was von der Pausendisco“, sagt Kerstin Fischer: nämlich mehr Platz für ihr Spiel auf dem Schulhof.

Die OGS der Grundschule

153 Schülerinnen und Schüler besuchen die Grundschule Grafenwald, 143 von ihnen nutzen die Angebote des offenen Ganztages, eine der höchsten OGS-Quoten in ganz Bottrop.

Organisiert wird die Betreuung von der Arbeiterwohlfahrt (Awo), die ihr Konzept für die Grundschule so beschreibt: „Wir betreuen in einem zweigeteilten Gruppenkonzept (Klassen 1 und 2/ Klassen 3 und 4). Innerhalb dieses Gruppenkonzeptes können die Kinder frei wählen, wo, was und mit wem sie spielen möchten. Die Kinder profitieren von dieser offenen Gestaltung und lernen so voneinander und miteinander.