Bottrop. Die Bezirksregierung fordert von der Stadt einen Ratsbeschluss über das Ende der Hauptschule Welheim. Das sind die Gründe und so geht’s weiter.

Für die Hauptschule Welheim wird es eng: Unter dem Tagesordnungspunkt Mitteilungen teilte Nadine Granow-Keysers, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Jugend und Schule, dem Schulausschuss jetzt mit, dass sich zwischenzeitlich die Bezirksregierung Münster bei der Stadt gemeldet hat. Diese drängt offenbar auf eine Entscheidung zur Zukunft der Hauptschule.

Wie berichtet, gab es lediglich elf Anmeldungen für das gerade begonnene Schuljahr. Sieben zu wenig, um eine Eingangsklasse an der letzten Hauptschule Bottrops bilden zu dürfen; die Kinder mussten woanders angemeldet werden.

Bezirksregierung fordert Bottrop auf, die Hauptschule Welheim zu schließen

Granow-Keysers: „In der Zwischenzeit ist es so, dass die Bezirksregierung uns mit Schreiben vom 19. Juli mitgeteilt hat, dass wir weder die Mindestgröße für die Bildung der Eingangsklasse im Schuljahr 21/22 erreicht haben, noch die Mindestgröße zur Fortführung der Hauptschule.“ Dafür wären zwei Eingangsklassen mit 36 Schülern erforderlich. „Wir werden aufgefordert, einen Ratsbeschluss rückwirkend zu erwirken, dass die Hauptschule zum Schuljahr 21/22 auslaufend gestellt werden soll.“

Darüber soll in der nächsten Schulausschusssitzung beraten werden. Jetzt wurde zunächst die Hauptschule Welheim, die in dem Prozess angehört werden muss, um Stellungnahme gebeten, so Nadine Granow-Keysers. Anschließend wird auf der nächsten Ratssitzung entschieden.

„Die Schließung der Hauptschule Bottrop ist ausgesprochen bedauerlich“

Für Rainer Hürter (CDU), Vorsitzender des Schulausschusses, ist das Aus der Hauptschule damit praktisch beschlossene Sache. „Der Rat wird sich nicht wehren“, sagt Hürter. „Die Schließung der Hauptschule ist ausgesprochen bedauerlich.“

Rainer Hürter (CDU) ist Vorsitzender des Bottroper Schulausschusses.
Rainer Hürter (CDU) ist Vorsitzender des Bottroper Schulausschusses. © CDU | CDU Bottrop

Bereits zum Schuljahr 2019/20 hatte die Hauptschule Welheim keine fünfte Klasse bilden können, im vergangenen Jahr hatte es dann knapp gereicht. Weil nun aber zum zweiten Mal keine Eingangsklasse zustande gekommen ist, stellt die Bezirksregierung als Schulaufsichtsbehörde die Forderung, die Schule zu schließen.

„Hauptschule zu unrecht in der Öffentlichkeit abgestraft worden“

„Diese Schulform ist zu unrecht in der Öffentlichkeit abgestraft worden“, sagt Rainer Hürter. Und das, so sieht es der Schulausschussvorsitzende, obwohl die Schule „ausgesprochen gute Arbeit leistet“. Die Hauptschule hole Schüler, die „woanders Schiffbruch erlitten haben, vorsichtig, gefühlvoll und individuell ab“. Größere Schulen mit über 1000 Kindern und Jugendlichen könnten das gar nicht leisten.

Müssen sie aber wohl künftig. Stimmt der Rat zu, wird die Hauptschule rückwirkend ab dem laufenden Schuljahr geschlossen, heißt, dass die aktuellen Schüler noch ihren Abschluss machen können, aber keine Fünftklässler mehr nachkommen werden. Besonders wichtig ist die Schule als Auffangbecken in der siebten und achten Klasse; da waren zuletzt 40 Jugendliche aus anderen Schulformen nach Welheim gekommen, in den Vorjahren sogar 50 bis 60.

Möglichkeit: Hauptschulklasse in der Realschule

„Um diese Schüler müssen sich jetzt die Gesamtschulen kümmern“, sagt Rainer Hürter. Möglich wäre es noch, dass an einer Realschule eine Hauptschulklasse gebildet wird – aber zwei Schulformen an einer Schule sei eigentlich nicht wünschenswert.

Großstadt ohne Hauptschule

Wenn die Hauptschule Welheim schließt, ist Bottrop eine von ganz wenigen Großstädten in Nordrhein-Westfalen, in denen es keine Hauptschule mehr gibt.

Oberhausen hatte bereits 2012 beschlossen, alle damals noch drei Hauptschulen in der Stadt dichtzumachen. Auch in anderen Städten gibt es die Diskussion. Die Anmeldezahlen gehen flächendeckend zurück.

Zum Jahresende müsse die Diskussion um den Schulentwicklungsplan neu geführt, die Planung neu aufgestellt werden. „Dabei brauchen wir Hilfe von außen“, sagt Hürter und denkt dabei an Integrationshelfer und Vertreter der Schulformen. Auch die Frage, ob der Bottroper Süden ohne weiterführende Schule auskommt, steht dann auf dem Plan.

Die Leitung der Hauptschule war am Freitag nicht zu erreichen. Schulleiterin Elke Rosner hatte im Juni, als klar war, dass die Anmeldungen nicht für eine Klasse ausreichten, gesagt: „Eine Schließung wäre für die Kinder schade, die wir über die Jahre dann fördern konnten, wenn alle anderen Systeme nicht mehr weiter kamen mit ihrer Förderung. Diese Kinder wird es auch in Zukunft geben.“