Bottrop. Für den Sommer sind an der Hauptschule Welheim zu wenige Kinder angemeldet worden. Das ist nicht zum ersten Mal so. Zukunft der Schule ungewiss.
Die Befürworter der Hauptschule Welheim werden es mit Schrecken, aber vermutlich nicht allzu überrascht zur Kenntnis nehmen: Nur elf Anmeldungen gibt es dort für das kommende Schuljahr; damit kommt in diesem Sommer keine fünfte Klasse zustande. Die Zukunft der letzten Hauptschule Bottrops bleibt ungewiss.
Anmeldezahlen an der Bottroper Hauptschule sind schon länger ein Sorgenkind
Formal werden mindestens 18 Anmeldungen gebraucht, um eine Eingangsklasse bilden zu dürfen. Elf sind also deutlich zu wenig. Diese Auffassung haben auch Schulaufsicht und Bezirksregierung bestätigt, sagt Karl Trimborn, Leiter des Fachbereichs Schule im Rathaus.
Die Anmeldezahlen sind schon länger ein Sorgenkind. Bereits zum Start des Schuljahres 2019/20 hatte die Hauptschule aufgrund zu geringer Nachfrage keine Fünftklässler aufnehmen dürfen. Im vergangenen Jahr, zum Schuljahr 2020/21, konnte dann knapp wieder eine Eingangsklasse gebildet werden.
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Was heißt diese Entwicklung nun für die Zukunft der Hauptschule? Grundsätzlich, betont Trimborn, sei noch kein endgültiger Entschluss gefasst worden, auch nicht zu einer möglichen auslaufenden Auflösung der Hauptschule. Darüber müsste der Schulausschuss und letztlich der Rat entscheiden. „Die Politik setzt sich auseinander mit der Schulentwicklungsplanung“, so Trimborn. Die hat die gesamte Schullandschaft Bottrops im Blick, etwa auch die Zukunft der beiden Realschulen in Stadtmitte. „Theoretisch kann es sein, dass die Hauptschule im nächsten Jahr noch einmal eine Eingangsklasse bilden darf.“
Ab Stufe sieben füllen sich die Klassen an der Hauptschule Welheim
Sollten aber mehrmals hintereinander zu wenige Eltern diese Schulform für ihren Nachwuchs in Betracht ziehen, so dass keine fünften Klassen eingerichtet werden können, „werden wir von der Bezirksregierung mit Sicherheit aufgefordert, einen entsprechenden schulpolitischen Beschluss zu fassen“, meint Trimborn.
Gleichzeitig sei es immer noch so, dass nach der Eingangsphase in den weiterführenden Schulen oft Jungen und Mädchen zur Hauptschule wechseln – und dann ab Klasse 7 auch eine ausreichende Anzahl von Schülern zusammenkommt.
Hauptschulleiterin Elke Rosner bestätigt, dass teilweise 50 bis 60 Kinder im Laufe eines Schuljahres von anderen Schulen nach Welheim wechseln, in die Klassen 6 bis 9. Durch Corona und den damit verbundenen Unterrichtseinschränkungen galten allerdings im vergangenen Jahr gelockerte Versetzungsbedingungen – das habe die Hauptschule zu spüren bekommen. Dadurch waren es deutlich weniger (ca. 40 Kinder), und in diesem Jahr habe Rosner auch noch nicht viel gehört – wobei sich die Familien erfahrungsgemäß erst auf den letzten Drücker bei der Hauptschule melden würden.
Rosner ist als Kämpferin für die 1968 in Betrieb gegangene Hauptschule bekannt. Eine Schließung derselben wäre für die Kinder schade, „die wir über die Jahre dann fördern konnten, wenn alle anderen Systeme nicht mehr weiter kamen mit ihrer Förderung. Diese Kinder wird es auch in Zukunft geben.“
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Dass die Hauptschule eine ausgesprochen gute Arbeit macht mit einer intensiven Betreuung in kleinen Klassen, davon ist der Schulausschussvorsitzende Rainer Hürter ganz persönlich überzeugt. Doch das Thema Hauptschule sei in allen Städten „ein ganz schwieriges Kapitel“. Bei der Schulwahl zur fünften Klasse werde diese Schulform von Eltern und Kindern kaum angenommen. Auch bei den Wechslern von anderen Schulformen beobachtet Hürter eine neue Entwicklung: „Die Philosophie an den Schulen hat sich verändert. Alle versuchen, ihre Schüler zu halten, wenn es eben geht.“ Und Defizite entsprechend aufzuarbeiten.
Prognose: Diskussion um Schulentwicklungsplan wird in Bottrop neu aufleben
Mit Blick auf die aktuelle Situation der Hauptschule Welheim prognostiziert Hürter, dass die schon länger geführte Diskussion um den Schulentwicklungsplan in Bottrop neu aufleben und neu gestaltet wird. Dabei brauche die Politik Unterstützung; man müsse auch andere mit ins Boot holen, die bisher noch nicht so dabei waren, wie etwa den Migrationsbereich. „Man muss gucken, wie die einzelnen Schulformen die Entwicklung sehen.“ Er schätze, das könne ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen. Die Politik müsse das Thema jetzt angreifen.