Polizei und Stadt haben Unfallschwerpunkt in Bottrop identifiziert. Hier kracht es besonders häufig und so soll Abhilfe geschaffen werden.

Gibt es Stellen in Bottrop, an denen es immer wieder zu Unfällen kommt? Sind die Unfälle womöglich noch ähnlich gelagert, also kracht es beispielsweise immer wieder beim Linksabbiegen? Das sind dann Bereiche, die sich die Verkehrsunfallkommission genauer ansieht. Dem Gremium gehören Vertreter von Polizei und Straßenverkehrsamt an, dazu kommen Bezirksregierung Münster, der Landesbetrieb Straßen NRW und die Verkehrswacht. Gemeinsam berät die Kommission dann über die Unfallstellen und schaut, wie man die Situation dort entschärfen kann.

Selbstverständlich spielen bei einer Einstufung als Unfallschwerpunkt noch andere Kriterien als nur die Anzahl eine Rolle. Auch die Frage, inwieweit Personen verletzt wurden und wie schwer diese Verletzungen waren, spielt für die Beurteilung eine Rolle. Überspitzt ausgedrückt: Nicht jeder Parkplatz, auf dem es regelmäßig zu Parkremplern kommt, gilt als Unfallschwerpunkt und rechtfertigt ein Eingreifen der Verkehrsunfallkommission.

Unfallkommission hat sich mit sechs Stellen im Bottroper Stadtgebiet befasst

Die kann auch anordnen, wenn im Straßenverlauf oder an Kreuzungen etwas verändert werden muss, um die Sicherheit zu erhöhen. Nun gebe es zudem einen Erlass, wonach die Umsetzung von Änderungen, die die Kommission angeordnet hat, auch kontrolliert werde. Dauere die Umsetzung zu lange, mahne die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde die Änderungen an, erläutert Dino Rühlemann, Abteilungsleiter im Straßenverkehrsamt.

In manchen Fällen – etwa bei tödlichen Unfällen – tagt die Kommission auch sofort. Gleiches gilt auch, wenn sich bei der Unfallermittlung der Polizei herausstellt, dass die Gegebenheiten rundherum mit ursächlich für den Unfall waren und Abhilfe nötig ist.

Linksabbieger an der Prosperstraße sind ein Risikofaktor

Für Bottrop hat sich die Unfallkommission in diesem Jahr sechs Stellen angeschaut. Ganz besonders intensiv hat sich das Gremium mit der Kreuzung von Prosperstraße und Am Kämpchen in Welheim befasst. Dort sei es zuletzt immer wieder zu Unfällen gekommen zwischen Linksabbiegern und Autofahrern, die geradeaus fahren wollten.

Um das künftig zu verhindern, hat sich die Unfallkommission hier zu einer großen Lösung entschlossen, die auch Umbauarbeiten an der Kreuzung notwendig macht. An der Kreuzung sollen separate Linksabbiegerspuren entstehen mit einer Grünphase nur für Linksabbieger. So sollen künftig derart brenzlige Situationen vermieden werden, sagt Dino Rühlemann.

Doch das ist nicht die einzige Maßnahme dort. Zusätzlich wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit herabgesetzt. Bisher dürfen Autofahrer dort mit 70 Stundenkilometern passieren, künftig sind an der Stelle nur noch 50 Stundenkilometer erlaubt – sobald die Beschilderung entsprechend geändert ist.

Warten auf die angekündigte Temporeduzierung auf der Kirchhellener Straße

Auch im Kreuzungsbereich von Kirchhellener Straße und Am Limberg hat es zuletzt immer wieder Unfälle gegeben. Die Ursache sei hier jedoch nicht so einfach zu klären, hat die Unfallkommission in ihrem Bericht festgehalten. Es gebe keine eindeutige Ursache, da alle Unfälle verschiedene Verläufe darstellten. Vermehrt habe es auch am „Fehlverhalten“ der Verkehrsteilnehmer gelegen, dass es zu den Zusammenstößen kam.

Allerdings ist für die Kirchhellener Straße sowieso eine Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit angeordnet – von 70 beziehungsweise 60 km/h auf 50, aus Lärmschutzgründen. Allerdings, so Dino Rühlemann vom Straßenverkehrsamt, habe Straßen NRW die Beschilderung noch nicht geändert. Die Unfallkommission wird die Kreuzung im Blick halten und sehen, wie sich die Änderung auf den Unfallschwerpunkt auswirkt.

Halteverbot soll bessere Sicht in die Horster Straße in Bottrop ermöglichen

Parkende Autos, die die Sicht behindern – das hat die Kommission als Ursache vieler Unfälle an der Einmündung der Straße Am Kirchsteig in die Horster Straße ausgemacht. Sie hätten die Sicht aus der untergeordneten Straße in die Horster Straße eingeschränkt, heißt es im Bericht der Kommission.

Und weiter: „Als Sofortmaßnahme wurden dort entsprechende Haltverbote installiert, sodass die Sicht der Verkehrsteilnehmer frei gehalten wird.“

Tödlicher Motorradunfall führt zu Tempolimit auf Altem Postweg

Ein besonderes Augenmerk der Verkehrsunfallkommission galt dem Alten Postweg in Bottrop. Dabei handelt es sich um eine so genannte „Sonderuntersuchungsstelle Motorrad“. Alle drei Jahre überprüft die Bezirksregierung die Unfalldaten im Hinblick auf Sonderuntersuchungsstellen im Stadtgebiet. Statistisch ausgewertet werden vermehrte Baumunfälle, Motorradunfälle oder Kurvenunfälle mit bestimmten Abständen zueinander.

Für Bottrop hat sich eine Auffälligkeit bei Motorradunfällen am Alten Postweg auf dem Teilstück zwischen Am Gutshof und Im Spring ergeben – im Bereich der Grafenmühle. Allerdings ist die Kommission dort bereits im Vorfeld der regulären Sitzung aktiv geworden. Aufgrund eines tödlichen Motorradunfalls im Jahr 2020 wurde in dem Bereich die zulässige Höchstgeschwindigkeit bereits von 70 auf 50 Stundenkilometer reduziert.

Ein Unfallschwerpunkt an der Prosperstraße wurde beseitigt

Ein Unfallschwerpunkt aus 2019 sei beseitigt. Zu dem Schluss kommt die Kommission beim Blick auf die Kreuzung Prosper-, Waterkampstraße und Mönchenort. Die Maßnahmen, die die Kommission dort ergriffen hat, hätten Wirkung gezeigt, heißt es in der Mitteilung.

Ein Behindertenparkplatz wurde verlegt, die freie Fläche nicht mehr zum Parken freigegeben. Autofahrer haben nun bessere Sicht, die Zahl der Unfälle ging zurück.

Viele Unfälle an der Kreuzung Prosper- und Devensstraße passieren in der Dunkelheit

Im Verlauf der Prosperstraße gibt es sogar noch einen dritten Unfallschwerpunkt. Das hat die Betrachtung der Verkehrsunfallkommission ergeben. In dem Fall handelt es sich um den Knotenpunkt von Prosper-, Devensstraße und Ostring. Auch hier habe man die Unfalllage analysiert, heißt es seitens der Kommission.

Dabei habe sich herausgestellt, dass die meisten Unfälle dort in der Dämmerung oder nachts in der Dunkelheit passiert sind. So kam die Kommission zu dem Schluss, dass die Beleuchtungssituation hier möglicherweise nicht ideal sei und das bei den Unfällen eine Rolle spielen könnte.

Das Ergebnis an dieser Stelle: Als Folge dieser Überlegungen prüft der zuständige Fachbereich Tiefbau bei der Stadt nun, die Straßenbeleuchtung im Bereich dieses Knotenpunkts auf LED-Technik umzurüsten.

Blick auf Fahrradunfälle

Auch Unfälle mit Radfahrern im Bottroper Stadtgebiet beschäftigten die Verkehrsunfallkommission bei ihrer Sitzung. Im Juni etwa war es zu einer Vielzahl von Unfällen an verschiedenen Stellen in der Stadt gekommen. So gab es unter anderem eine Woche, an dem täglich ein Radfahrer in einen Unfall verwickelt war.

Die zuständige Polizeidirektion – im Falle Bottrops das Präsidium in Recklinghausen -- konnte aufgrund der unterschiedlichen Unfallhergänge und Unfallorte jedoch keinen akuten Handlungsbedarf feststellen.

Im Gegenteil: Tendenziell könnte die Zahl der Radfahrunfälle in diesem Jahr sogar leicht zurückgehen, heißt es in der Mitteilung der Kommission.