Bottrop. Experten sehen Zusammenhang mit Corona. Lockdown und Homeoffice haben zu deutlich weniger Verkehr auf den Straßen geführt.

Im Jahr 2020 sind in Bottrop 3038 Unfälle passiert. Das waren fast 14 Prozent weniger als im Vorjahr und der niedrigste Wert der vergangenen fünf Jahre. „Diese positive Entwicklung ist sicherlich auch auf unsere Verkehrssicherheitsarbeit zurückzuführen. Bezogen auf das vergangene Jahr ist ein Zusammenhang mit der Corona-Pandemie aber offensichtlich“, sagt Martin Kirchner, Leiter der Direktion Verkehr im Polizeipräsidium Recklinghausen. Gleiches gilt wegen der Homeschooling-Phasen für die erneut gesunkene Zahl der Schulwegunfälle.

Viele Berufstätige waren und sind in Kurzarbeit oder arbeiten im Homeoffice. In den Lockdown-Phasen sorgten die Schließungen vieler Geschäfte sowie Homeschooling zusätzlich dafür, dass auf den Straßen in Bottrop deutlich weniger Verkehr herrschte.

Die Polizei zählte im Jahr 2020 260 Unfälle, bei denen Personen verletzt oder getötet wurden, 60 weniger als 2019. Zwei Menschen kamen ums Leben, im Bereich des Präsidiums Recklinghausen waren es fünf. „So erschütternd jeder tödliche Verkehrsunfall ist – in der Gesamtbetrachtung bleibt festzuhalten, dass dies die niedrigste Zahl an Verkehrstoten der vergangenen Jahre darstellt“, sagt Kirchner. Schwer verletzt wurden 55 Menschen, leicht verletzt wurden 267.

Weniger verunglückte Kinder - weniger Schulwegunfälle

23 Kinder sind im Jahr 2020 bei Unfällen in Bottrop verletzt worden – der niedrigste Wert im Fünf-Jahres-Vergleich. Es wurden weniger Rad fahrende Kinder verletzt (5)als im Jahr zuvor, weniger Kinder verunglückten, als sie zu Fuß unterwegs waren (5). Als Mitfahrer wurden 13 Kinder verletzt, sechs weniger als im Jahr zuvor. Schulwegunfälle zählte die Polizei in Bottrop nur zwei nach vieren im Vorjahr. Da der Unterricht über mehrere Wochen auf Distanz stattfand und der Schulweg während dieser Zeit für Kinder entfiel, die nicht in die Notbetreuung gingen, ist diese im Jahresvergleich niedrige Zahl in erster Linie auf die Pandemie bedingten Einschränkungen zurückzuführen.

>>>Jetzt mit machen bei der Umfrage: Was macht Corona mit Bottrop? <<<

Seit Jahren sind Kinder und Jugendliche wesentliche Zielgruppe im Bereich der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit. Sie beginnt bereits im Kindergarten und erstreckt sich über die Grundschule bis hin zu den weiterführenden Schulen. Diese Präventionsarbeit konnte aus Gründen des Pandemieschutzes im vergangenen Jahr nur eingeschränkt stattfinden. Im Präventionsprojekt „Crash-Kurs NRW“, das junge Fahrer für die Gefahren des Straßenverkehrs sensibilisieren soll, wurden in 31 Veranstaltungen dennoch rund 6800 Schülerinnen und Schüler erreicht.

Deutlich mehr Pedelecfahrer verunglückt

Im Jahr 2020 verunglückten 77 Radfahrer in Bottrop, exakt so viele wie im Vorjahr. Auf Präsidiumsebene registriert die Polizei einen deutlichen Anstieg der Pedelec-Unfälle (plus 42 Prozent) Die Erklärung der Polizei: Vor allem viele ältere Verkehrsteilnehmer seien auf Pedelecs und E-Bikes umgestiegen. Da mit denen in der Regel schneller gefahren werde, sei von den Fahrern Übung sowie besonders umsichtiges Verhalten gefordert. Die Dienststelle „Verkehrsunfallprävention/Opferschutz“ hatte daher im Jahr 2019 ein Präventionsprogramm mit Schulungsinhalten insbesondere für Rad fahrende Seniorinnen und Senioren entwickelt. Im Jahr 2020 mussten allerdings mehrere Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.

„Der Sicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer werden wir weiterhin große Aufmerksamkeit widmen“, sagt Martin Kirchner. Bei regelmäßigen Kontrollen achtet die Polizei sowohl auf richtiges Verhalten von Radfahrerinnen und Radfahrern sowie motorisierter Verkehrsteilnehmer, als auch auf die verkehrssichere Ausstattung von Rädern. Die Polizei appelliert zu regelkonformem Verhalten und gegenseitiger Rücksichtnahme. Kindern und Erwachsenen wird geraten, stets mit Helm zu fahren, weil der bei einem Sturz vor schlimmen Kopfverletzungen schützen könne

Deutlich weniger Unfallfluchten

Deutlich abgenommen hat 2020 im Vergleich zu den Vorjahren die Zahl der Unfallfluchten. Sie sank um 115 Fälle auf 644. Das heißt aber immer noch: Fast jeden Tag passieren in Bottrop zwei Unfälle, bei denen die Verursacher flüchten.

Nach 57,14 Prozent der Unfälle, bei denem Menschen zu Schaden kamen, konnte die Polizei im Jahr 2020 die flüchtigen Unfallverursacher ermitteln. Die Aufklärungsquote lag in den Vorjahren deutlich höher, 2019 waren es 85 Prozent.