Bottrop. Der Sport- und Jagdschützenclub Bottrop hat vor zwei Jahren den Bunker am Boyer Markt gekauft. Jetzt will er ihn im Wortsinn öffnen.
Seit 1974 hat der Sport- und Jagdschützenclub den Bunker am Boyer Markt zu seiner Schießstätte umgebaut. 2019, als der Bund ihn versteigern ließ, hat er das Trumm sogar gekauft, um die sportliche Heimat nicht zu verlieren. Jetzt will der Verein den Bunker im Wortsinn zum Stadtteil hin öffnen. Der Plan heißt: „Wandlung zu einer modernen Sportstätte und Stadtteiltreffpunkt“.
Dirk Strakosch sitzt im zweiten Stock des Doppelbunkers an der Horster Straße, schaut sich um und sagt: „Hier ist im letzten Jahr schon ganz viel passiert, auch wenn man’s nicht sieht.“ Nach dem Kauf des Bunkers hat der Verein um den Vorsitzenden Strakosch einen Masterplan gemacht, dessen Umsetzung mit der Sanierung des Obergeschosses und der Schallisolierung der Schießstände im Lockdown 2020 begonnen hat.
Kostenvoranschlag über 410.000 Euro
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Vieles ist passiert mit der „kostengünstigen Arbeitskraft unserer eigenen Mitglieder“, formuliert Strakosch. 200 Mitglieder, darunter 120 Aktive, waren sehr hilfreich, um den Kaufpreis für den Bunker zu sammeln. Jetzt sind sie ein Pfund bei der Vorbereitung der weiteren Umbaupläne. Das Aggregat für die Gaszentralheizung steht schon im Keller, „außerdem haben wir für den Umbau einen eigenen Hubsteiger“, sagt der Vorsitzende.
Wände im Erdgeschoss sollen fallen
Auf 410.000 Euro beläuft sich der Kostenvoranschlag für den Umbau. Strakosch: „Wir sitzen an einem Brandschutzkonzept. Die ganze Statik wird neu berechnet.“ Unter anderem deshalb, weil im Erdgeschoss viele Wände fallen sollen, um Platz zu schaffen für einen Mehrzweckraum mit Café, einer Kletterwand und einer Spielwiese für Jugendliche, die dort mit Lichtgewehren Kampfspiele austragen können. „Auf der einen Seite sind die Wände gemauert, da kommen wir durch“, sagt Strakosch. Auf der anderen Seite des Ganges allerdings müssen 40 Zentimeter dicke Betonwände fallen.
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Das ist aber noch gar nichts gegen die Widerstände, wenn der Verein mehr Tageslicht in den Bunker holen will: Für den Einbau von Fenstern muss er sich durch 1,10 Meter dicke Außenwände fressen. Außerdem steht auf dem Plan: energetische Modernisierung mit Solarpanels auf dem Dach, womöglich ein Dachgarten, Regenwasserversickerung, Fassadenbegrünung und ein Außenaufzug. „Das ist wichtig für die Barrierefreiheit“, sagt Strakosch. Das ganze Jahr über könnten im Erdgeschoss Veranstaltungen stattfinden: Tauschbörsen. Stadtteilfeste, Weihnachtsfeiern.
Das erste Bunker-Baby kommt zu Besuch
Der Verein hofft für den Umbau auf Geld aus dem Landesprogramm „Moderne Sportstätten 2022“ und ist auf der Suche nach weiteren Fördergebern. Umsetzen will der Verein seine Pläne auf jeden Fall, sagt Strakosch: „Im schlimmsten Fall dauert das eben zehn Jahre.“
Jetzt wollen die Vereinsmitglieder, wenn Corona sie lässt, erst einmal die Nachbarn einladen und ihre Pläne vorstellen. Dabei bekommen sie Besuch von einem ganz besonderen Gast: dem ersten Boyer Bunker-Baby, geboren schon vor Fertigstellung des Bunkers bei einem Luftangriff 1943. Und außerdem freuen sich die Mitglieder auf die erste Meisterschaft nach zwei Jahren Corona-Zwangspause.
Der Bunker in Zahlen
Fertiggestellt wurde der Doppel-Hochbunker am Boyer Markt im vorletzten Kriegsjahr 1944; schon vorher suchte dort aber die Bevölkerung schon Schutz vor Luftangriffen.
Er steht auf einem 1822 Quadratmeter großen Grundstück an der Horster Straße und hat die Maße 48,20, 16,20 und 11,10 Meter (Breite/Tiefe/höhe). Die Nutzfläche beträgt nach Angaben des Vereins rund 2100 Quadratmeter.