Der Ex-Marinesoldat baute vor mehr als 20 Jahren den Kommunalen Ordnungsdienst in Bottrop auf. Wie er dessen Arbeit zum Abschied heute beurteilt.

Die allerersten Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) in Bottrop trugen Schirmmützen und weiße Hemden, wenn sie in der Stadt unterwegs waren. Eindruck machten sie so gewiss nicht. „Viele haben uns belächelt. Wir sahen sehr brav aus“, erinnert sich Stefan Pietz. Außerdem durften die Ordnungskräfte damals auch so gut wie nichts – außer gelegentlich Ermahnungen auszusprechen. Pietz erinnert sich noch gut an die bescheidenen Anfänge, schließlich hat er den Kommunalen Ordnungsdienst vor mehr als 20 Jahren mitaufgebaut und später viele Jahre lang geleitet. Jetzt geht der Bottroper KOD-Chef in den Ruhestand.

Bis zu 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat der Ordnungsdienst in Bottrop inzwischen, Pietz als den dafür zuständigen Abteilungsleiter des Ordnungsamtes inbegriffen. Angefangen hatte er 1998 in der Aufbauphase noch mit einem einzigen hauptamtlichen Kollegen, und im Außendienst wurden Mitarbeiter eingesetzt, die nur schwer Jobs fanden. „Wir haben zu Beginn mit ABM-Kräften gearbeitet“, erklärt Stefan Pietz. Solche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) waren befristet und dienten dazu, Arbeitssuchenden bei der Wiedereingliederung in eine Beschäftigung zu helfen oder ein geringes Einkommen zu sichern.

„Das war nicht das Wahre“, erinnert sich Pietz an den schweren Beginn des Ordnungsdienstes, der ein Produkt der damals noch sehr umstrittenen Ordnungspartnerschaft zwischen Polizei und Stadt war. Kein Vergleich zu heute. Inzwischen ist die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Ordnungsdienst gut eingespielt. Als Beleg verweist Stefan Pietz etwa auf die gemeinsamen Kontrollen von Polizei und Ordnungsdienst rund um den Zentralen Omnibusbahnhof. Diese großangelegten Aktionen brachten sowohl den Bottroper Ordnungskräften als auch den Polizisten große Anerkennung und viel Respekt bei den Bürgerinnen und Bürgern ein.

Die Ordnungskräfte treten längst auch anders auf als früher. „Im Vergleich sehen wir ja fast schon etwas martialisch aus“, meint ihre Abteilungsleiter. Sie tragen Uniformen und haben über Belehrungen und Ermahnungen hinaus weit mehr Kompetenzen. „Wir können die Personalien aufnehmen und die Identität feststellen oder zum Beispiel auch Bußgeldanzeigen erstatten“, erklärt Stefan Pietz. Die Ordnungshüter können Störenfriede auch kostenpflichtig verwarnen. Wenn nötig sprechen sie Platzerweise aus und erteilen Aufenthaltsverbote.

Ordnungskräfte greifen bei Verstoßgegen Quarantäneauflagen ein

Wegen der Corona-Krise haben die zehn KOD-Stammkräfte zwischenzeitlich Verstärkung durch drei weitere Beschäftigte erhalten. Auch von Mitarbeiterinnen des Straßenverkehrsamtes gibt es Unterstützung. Ohnehin arbeitet der Ordnungsdienst mit einer ganzen Reihe weitere Ämter der Stadt zusammen, in der Corona-Pandemie gerade auch mit dem Gesundheitsamt. „Wir kümmern uns zum Beispiel darum, wenn jemand die Quarantäneregelungen missachtet“, nennt Pietz nur ein Beispiel. Pietz fehlt jedes Verständnis dafür, dass es immer mehr Leute gibt, die Ordnungskräfte bedrohen und angreifen. Erst kürzlich hat die Polizei eine Statistik veröffentlicht, nach der sich solche Attacken vervierfacht haben. „Das Aggressionspotenzial hat sich fraglos erhöht. Davon sind nicht nur wir betroffen, sondern auch die Polizei“, sagt der KOD-Leiter. Dass jemand auch noch die Mitarbeiter von Hilfsdiensten im Einsatz attackiere, sei unbegreiflich.

Der Abteilungsleiter fasst die Arbeitsteilung zwischen Polizei und Ordnungsdienst so zusammen: der KOD habe mit Ordnungswidrigkeiten zu tun, die Polizei kümmere sich um Straftaten. Seine Vorgesetzten bei der Stadt wie Rechtsdezernent Paul Ketzer und Ressortchef Emilio Pintea loben nicht nur die Fachkompetenz des gebürtigen Kielers, sondern wissen auch dessen gute Beziehungen zur örtlichen Polizei zu schätzen. Das habe dabei geholfen, viele Probleme konstruktiv ohne großen bürokratischen Aufwand zu lösen, und das eben auch, wie Stefan Pietz selbst sagt: „Oft auf dem kleinen Dienstweg“.