Bottrop. Bündnis in Bottrop warnt vor Neonazis im Protestzug gegen Coronaschutzmaßnahmen. Sprecher kritisierten rechtsextreme Verschwörungstheorien.
Auf Meter langen Bannern hielten die Demonstranten und Demonstrantinnen des Bündnisses Buntes Bottrop jedem ihre Botschaft entgegen: Gegen rechte Hetze. Sie hatten sich in der Stadtmitte am Pferdemarkt versammelt und dann zu einer Menschenkette entlang der Osterfelder Straße aufgereiht. „Nazis raus“, riefen die Demonstranten immer wieder und auch „Bottrop bleibt bunt“. Vor allem die selbst ernannten Spaziergängerinnen und Spaziergänger aus dem Protestzug gegen die Corona-Schutzmaßnahmen sollten diese Botschaften lesen und hören. Die so genannten Querdenker trafen sich auch an diesem Montag wieder am Kirchplatz von St. Cyriakus. Diesmal gingen sie aber gar nicht wie sonst über die Osterfelder Straße in Richtung Rathaus.
Das Bündnis Buntes Bottrop hatte zu der Kundgebung gegen die „Querdenken“-Montagsdemonstrationen aufgerufen. Das Bündnis warnt vor einer Radikalisierung dieser Demonstrationen und geht auch von einer zunehmenden Unterwanderung der Proteste durch auswärtige Rechtsextreme aus. Dass ein kleiner Teil der Bürger gegen die Corona-Schutzmaßnahmen protestiere, sei ja erlaubt und müsse auch möglich sein, betonte Bündnissprecherin Andrea Multmeier. Das Bündnis weist jedoch nicht nur darauf hin, dass sich die Teilnehmerzahl an den Anti-Coronaschutz-Demonstrationen von bisher 30 auf gut 150 verfünffacht hat, seine Mitglieder haben auch festgestellt, dass sich Rechtsextreme unter die Demonstranten mischen.
Bottrops OB kritisiert Desinformation durch Demokratiefeinde
„Wir sehen seit einigen Wochen, dass dieser Protest systematisch unterwandert und gesteuert wird: von Menschen, die nicht Teil des Demokratischen Konsenses sind. Wir erleben, dass in Bottrop die sogenannten ,Freiheitsboten’ Hand in Hand mit Rechtsradikalen spazieren gehen. Das werden wir nicht hinnehmen“, sagte Andrea Multmeier am Pferdemarkt unter dem lauten Beifall der schon zu Beginn mehr als 250 Gegendemonstranten, deren Zahl während der Demonstration immer weiter zunahm. „Wer meint, seiner Überzeugung Ausdruck zu verleihen, indem er mit Rechtsradikalen auf die Straße geht, der gefährdet die Demokratie“, mahnte sie.
Oberbürgermeister Bernd Tischler warnte ebenfalls davor, dass Demokratiefeinde Sorgen und Ängste vieler Bürger, die die Corona-Pandemie ausgelöst habe, mit Desinformation verstärken und zu antidemokratischen Verschwörungstheorien missbrauchen. Bündnissprecher Jürgen Buschfeld sieht das auch so. „Die politische Rechte versucht, durch gezielte Desinformationen, die Bevölkerung zu verunsichern. Die AfD als parlamentarischer Arm der Querdenkerbewegung nutzt die Ängste der Menschen aus“, kritisierte er Gewerkschaftler.
Gewerkschaftler und Kirchenvertreter aus Bottrop reihen sich ein
Überparteiliches Engagement
Das Bündnis Buntes Bottrop versteht sich als überparteilich. Seine Sprecher rufen Teilnehmer bei Kundgebungen und Demonstration daher dazu auf, auf eigene Parteiabzeichen und Flaggen zu verzichten. Alle Bottroper Bürgerinnen und Bürger seien bei den Kundgebungen willkommen, heißt es. Das Bündnis tritt für eine „Stadt ohne Rassismus“ ein und engagiert sich seit 2012 für eine Stadt der Vielfalt, für eine offene, tolerante Gesellschaft und gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Ihm gehören zum Beispiel Vertreter von Ratsparteien, Kirchengemeinden und Gewerkschaften an.
Wie Bernd Tischler reihten sich zum Beispiel auch SPD-Landtagsabgeordneter Thomas Göddertz und der frühere RAG-Betriebsratsvorsitzende Mirko Skela in die Menschenkette ein. Vertreter der Bottroper Kirchengemeinden wie Pastoralreferent Florian Giersch von St. Cyriakus und Gewerkschaftsvertreter wie Hans Hampel vom DGB nahmen ebenso an der Kundgebung teil wie Mitglieder des Stadtrates und Vorstände der Bottroper Ratsparteien. Der Oberbürgermeister sieht darin ein starkes Zeichen. „Für rechtes Gedankengut und antidemokratische Tendenzen ist in unserer Stadt kein Platz“, betonte Bernd Tischler.
Um zu verhindern, dass der Anti-Coronaschutz-Protestzug und die Gegendemonstranten des Bottroper Bündnisses zu nahe kommen oder aufeinandertreffen, hatten sich Polizistinnen und Polizisten an zentralen Stellen in der Fußgängerzone postiert und Barrieren aufgestellt. Auch die Osterfelder Straße war auf diese Weise von der Peterstraße fast bis zur Kirchheller Straße abgeriegelt. Die Polizisten verwehrten einigen wenigen Fußgängern eine Zeit lang auch den Durchgang. Sie mussten warten, bis der Anti-Coronaschutz-Zug in die kleine Kirchhellener Straße eingebogen war. Denn anders als sonst gingen die so genannten Querdenker nicht über die Hochstraße und die Osterfelder Straße vom Kirchplatz zum Rathaus, sondern auf direkterem Weg über die Hansastraße.