Bottrop. 137 Jahre war Jaeger in Bottrop bekannt für seine Fleisch- und Wurstspezialitäten. Woher der Nachfolger kommt und wie es im Geschäft weitergeht.

Es ist das Ende einer Ära: Nach 137 Jahren ist die Fleischerei Jaeger aus dem Bottroper Stadtbild verschwunden. Also nicht ganz, denn das Geschäft am Pferdemarkt ist geblieben. Ein anderer Traditions- und Familienbetrieb hat übernommen: die Fleischerei Bellendorf aus Dorsten.

Außerhalb der Stadtgrenzen ist die Metzgerfamilie wahrlich kein unbekanntes Blatt. Im Jahr 1780 wurde das Unternehmen gegründet. Mittlerweile unterhält Bellendorf fünf Filialen, zwei in Dorsten und jeweils eine in Hünxe, in Herten und seit Juli in Bottrop. Produziert wird am Stammsitz.

„Wir müssen auf keinen Trend aufspringen“

Das Erfolgsrezept: hohe Qualität, traditionelles Handwerk und regionale Lebensmittel. Lokal anstatt global wird nicht zuletzt durch Fleischskandale in der Industrie und während der Pandemie bei Kunden immer beliebter. „Wir müssen auf keinen Trend aufspringen. Wir haben das, was wir tun, schon immer gemacht“, meint Inhaber Josef Bellendorf. Sein Vater hat in den 1980er-Jahren eine eigene Rinderzucht aufgebaut. Josef Bellendorf knüpft an die Tradition an und kümmert sich auf dem Lippe-Hof in Dorsten-Holsterhausen um die dort lebenden Charolais-Rinder.

Ende Juni war das Fachgeschäft am Pferdemarkt für Renovierungs- und kleineren Umbauarbeiten einige Tage geschlossen. Der bekannte Jaeger-Schriftzug an der Fassade ist verschwunden, stattdessen leuchtet seit Juli an gleicher Stelle das rote Firmenlogo „Bellendorf“.
Ende Juni war das Fachgeschäft am Pferdemarkt für Renovierungs- und kleineren Umbauarbeiten einige Tage geschlossen. Der bekannte Jaeger-Schriftzug an der Fassade ist verschwunden, stattdessen leuchtet seit Juli an gleicher Stelle das rote Firmenlogo „Bellendorf“. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Ihm ist die Leidenschaft für den Beruf in die Wiege gelegt worden. Und die nächste Generation steht in den Startlöchern. Einer seiner Söhne hat die Ausbildung abgeschlossen und wandelt auf seinen Spuren. Der Jüngste ist erst 15, interessiert sich jedoch bereits für die Aufgaben eines Kaufmanns. Die Chancen, dass sie in der Zukunft in seine Fußstapfen treten, sind groß. „Das ist sehr ungewöhnlich in unserem Handwerk“, weiß Bellendorf. Zu viele Kollegen hat er in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten gesehen, die keinen Nachfolger finden konnten und das Geschäft aufgeben mussten.

„Ich möchte den Betrieb zukunftsfähig machen für meine Kinder“

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Deshalb denkt der Fleischermeister heute schon an morgen. Insofern ist die Übernahme des Traditionsgeschäfts am Pferdemarkt ein logischer Schritt. „Ich möchte den Betrieb zukunftsfähig machen für meine Kinder“, sagt er. Mit 51 Jahren denkt er selbst noch lange nicht ans Aufhören. „Mir macht Spaß, was ich mache.“ Dazu gehört für ihn ein früher Arbeitsbeginn. Um vier Uhr startet der Tag. Wenn andere schlafen, sind er im Büro und seine Mitarbeiter in der Wurstküche auf den Beinen.

Alles wird frisch produziert und als Wurst- und Fleischspezialität an der Theke verkauft. Bei ihm wird es weiterhin tägliche Mittagsangebote geben. Außerdem im Sortiment sind verschiedene Eintöpfe und Suppen aus Meisterhand in Weckgläsern. Der Hauptrenner, wie kann es im Ruhrgebiet anders sein, ist Currywurst im Glas. „Das geht irgendwie immer“, sagt Josef Bellendorf lächelnd.

Personal hat er übernommen

Die hausgemachte Fleischwurst und die Rostbratwürste, hergestellt nach alten Familienrezepten, sind beliebte Klassiker. Eine jahrzehntelange Handwerkstradition, die den Kunden besonders köstlich schmeckt. „Und nicht wie der Einheitsgeschmack aus dem Supermarkt oder dem Discounter“, meint der Fleischermeister.

Neben dem Geschäft der Fleischerei Jaeger hat er auch das angestammte Personal aus Fachkräften und Aushilfen übernommen. Darüber ist er sehr glücklich: „Ein nettes, harmonisches Team.“