Bottrop. Die Pflegende Hand Deutschland (PHD) eröffnet in Bottrop Pflegedienst mit Blick auch auf Muslime. Der KaufmännischeLeiter ist politisch bekannt.
Mit der PHD nimmt ein neuer Pflegedienstanbieter im Juli seine Arbeit in Bottrop auf. Die Abkürzung steht für Pflegende Hand Deutschland. Ein junges Unternehmen, gerade einmal vor einem halben Jahr im rheinischen Brühl von dem deutsch-afghanischen Brüderpaar Yosof und Sediq Saidi gegründet mit zurzeit vier Niederlassungen in Deutschland.
Kulturelle Bedürfnisse mit berücksichtigen
Von Bottrop aus wollen sie im Ruhrgebiet Fuß fassen. Und unter den zahlreichen Pflegeanbietern hat die PHD eine Besonderheit anzubieten. „Wir verstehen uns bewusst als interkultureller Pflegedienst, der besonderes auch kulturelle oder religiöse Bedürfnisse der Pflegebedürftigen berücksichtigt“, sagt Yosof Saidi. Das können muslimische Regeln oder Verhaltensweisen ebenso sein wie individuelle Vorlieben.
„Wir betreuen zum Beispiel ältere Damen in Brühl, die Wert auf eine Pflegerin legen und körpernahe Hilfen nicht von einem Mann zulassen möchten“, so Yosof Saidi. Eine Haltung, die er natürlich auch von vielen Muslimen kennt, bei denen die Trennung zwischen den Geschlechtern noch viel stärker ausgeprägt sei.
Nicht religiös einseitig ausgerichtet
Das heißt aber nicht, dass die PHD weltanschaulich-religiös einseitig ausgerichtet ist. Zunächst gehe es den Teams um den einzelnen Menschen, dem man mit Respekt gegenüberstehen möchte. Und dazu gehörten natürlich auch Religion, Kultur oder familiäre Traditionen.
Yosof Saidi weiß, wovon er spricht. Er kam mit zehn Jahren 1995 mit seiner Familie - die Eltern waren Lehrer in Kabul - nach Deutschland. Er machte sein Abi, eine kaufmännische Ausbildung, später ein Studium als Wirtschaftsingenieur. Die Familie kennt die Situation als Flüchtlinge, auch wenn damals die Situation in Deutschland noch anders war. „Wir mussten nie im Lager leben, unsere Eltern haben gearbeitet, wir gingen zur Schule und fanden es gut und großzügig von Deutschland, dass wir hier lernen und studieren konnten, kostenlos.“ Aber: Damals seien auch noch nicht so viele Flüchtlinge ins Land gekommen. Die neueren Flüchtlingslager kennt Saidi, da er im Rheinland auch einen Wachdienst habe, der auch für Flüchtlingsunterkünfte zuständig war.
Die Idee, in den Pflegebereich einzusteigen, hinge sicherlich mit der Wertschätzung kultureller und religiöser Unterschiede zusammen. Nein, muslimisch sehe man den PHD-Ansatz nicht, sondern interkulturell und sozial. Das Spektrum ist breit, unterscheidet sich im Angebot nicht von anderen Pflegediensten. Von medizinischer Versorgung und Pflege bis zur Unterstützung im Alltag, Förderung von Mobilität, Patientengesprächen oder -spaziergängen.
Umfassende Qualitätskontrolle
„Wir erwarten von unseren Mitarbeitern vor allem Zeit: Es geht auch den Inhabern nicht primär ums Geldverdienen durch schnelle Pflege, sondern darum, ein Aufgehobensein zu vermitteln, mal einen Kaffee zu trinken, ohne auf die Uhr zu sehen“, sagt der Chef, der aus Brühl in die neue Niederlassung im Fuhlenbrock gekommen ist. Eine Qualitätskontrolle sei wichtig. Daher überlegt man auch, im Einverständnis von Personal und Patienten zum Beispiel mit Bodycams zu arbeiten. Nicht aus Schikane, sondern zur Nachvollziehbarkeit der Dienstleistung, die ja schließlich bezahlt werde.
Bottroper übernimmt kaufmännische Leitung
Das begrüßt auch Uwe Mertesacker, der die kaufmännische Leitung der Niederlassung übernimmt. In Bottrop ist er spätestens seit der Gründung der Partei für systemrelevante Berufe (PSD) vor der letzten Kommunalwahl kein Unbekannter. Das „Bündnis Buntes Bottrop“ hat ihm damals eine „Nähe zu (rechts-)populistischen Parteien unterstellt. Agenturen und Personalrekrutierung waren bis zur Pensionierung sein Metier.
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Auch die PHD arbeitet mit Personalagenturen zusammen, denn: „Wir brauchen gutes und geschultes Personal, um unsere Arbeit hier erfolgreich beginnen zu können“, so Mertesacker (65). Statt in Rente zu gehen, hat er sich entschieden, erst einmal bei der PHD mitzumachen. Vorbeikommen können interessierte Bottroperinnen und Bottroper sofort.
Infos und Kontakt
Die PHD-Niederlassung an der Goethestraße 8, 46242 Bottrop, nimmt ab dem 1. Juli die Arbeite auf. Im August ist ein Kennenlernfest für die Nachbarschaft geplant.
Info und Kontakt: 02041-73 59 090; Mail: bottrop@ph-deutschland.de. Homepage: ph-deutschland.de