Gladbeck. . Staatssekretärin Serap Güler (CDU) besuchte das Gladbecker Haus Mevlana. Sie ist überzeugt, dass solche Beispiele künftig stärker gefragt sind.
Menschen aus über 100 Nationen leben in Gladbeck. Sie bleiben auch, wenn sie alt werden und Pflege brauchen. Mit dem Angebot einer multikulturellen Tagespflege schließt das Haus Mevlana von Hülya Haack-Yol dabei eine wichtige Versorgungslücke für Angehörige, die ihre Eltern. „Davon brauchen wir mehr“, weiß die Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (CDU), die sich bei einem Besuch an der Enfieldstraße 104 ein Bild vom Pflegealltag in der Gladbecker Einrichtung machte.
Kultursensible Pflege nimmt den Menschen das Fremdsein außerhalb ihrer gewohnten Umgebung
17 Tagesgäste aus Gladbeck und umliegenden Städten werden dort täglich betreut. Sie stammen aus der Türkei, aus Griechenland, Italien, Russland, Polen, dem Libanon und natürlich auch aus Deutschland. „Kultursensibel pflegen“ heißt der Fachbegriff, nach dem hier gearbeitet wird. Dahinter verbirgt sich ein Konzept, das die Bedürfnisse der Menschen aus anderen Kulturen in den Blick nimmt, ihnen das Fremdsein in der ungewohnten Umgebung außerhalb ihres Zuhauses nimmt. „Dabei geht es bei weitem nicht nur um Sprache, sondern um kulturtypische Gewohnheiten, Gebräuche, Bekanntes“, erklärt Hülya Haack-Yol. Wie das Mittagsschläfchen nach dem Essen, das muslimische Männer gern auf einer Couch halten. Das können sie im Haus Mevlana ebenso pflegen wie das gemeinsame Gebet mit dem Hodscha, der per Monitor zugeschaltet wird.
Aber beim Umgang mit den Pflegebedürftigen muss man auch wissen: Gerade bei einer Demenz verlieren viele alte Menschen, die einst gut deutsch sprachen, die erlernte zweite Sprache. Doch die Verständigung der Gäste untereinander klappt trotzdem. Manchmal mit Hilfe einer Übersetzung, die dann, so schildert es Haack-Yol, den Anstoß zum Gespräch über die Schwiegertöchter sein kann. Auch das Pflegepersonal ist multikulturell, unterschiedlich Sprachen sind dort kein Problem. Happy Birthday können sie in vielen Sprachen singen.
Staatssekretärin hofft auf eine Öffnung der Wohlfahrtsverbände für kultursensible Pflege
Für Staatssekretärin Güler ist dieses Angebot für Menschen verschiedener Nationalität von integrationspolitischer Bedeutung. Gerade in der multi-kulturellen Pflege sieht sie die Zukunft. Die Themen Gesundheitsversorgung und Pflege sind Teil einer Integrationsstrategie 2030, die in einem Integrationsbeirat im Landtag erarbeitet werden. „Rein türkische Einrichtungen erfüllen den Bedarf nicht“, ist sie überzeugt. Sie hofft, dass Beispiele wie das Haus Mevlana auch die Wohlfahrtsverbände animieren, sich für die kultursensible Pflege zu öffnen. Denn mit zunehmendem Alter der einst Zugewanderten wächst auch der Bedarf.