Bottrop. Eine Richtlinie schreibt vor, dass die öffentliche Hand emissionsarme Fahrzeuge kaufen soll. Warum das für die Best jedoch nicht einfach ist.

Elektromobilität oder auch Wasserstoffantrieb – das sind zwei Themen, mit denen sich die Best schon seit einiger Zeit intensiv befasst, ja sich befassen muss. Denn es gibt eine Clean Vehicle Richtlinie der EU, die nun in nationales Recht umgesetzt werden soll. Und die besagt eben: Wenn die öffentliche Hand – also Städte oder deren Eigenbetriebe – neue Fahrzeuge anschafft, sollen diese wenig oder sogar keine Schadstoffe ausstoßen. Laut Bundesverkehrsministerium soll diese Regelung ab August gelten.

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An einigen Stellen hat das städtische Entsorgungsunternehmen auch schon entsprechend gehandelt. Demnächst setzt die Best auf eine elektrisch angetriebene Straßenkehrmaschine. Einen entsprechenden Förderantrag hat das Unternehmen bereits gestellt. Das Modell sei in anderen Städten bereits im Einsatz und habe sich dort im Acht-Stundenbetrieb bewährt, erläuterte Best-Vorstand Uwe Wolters zuletzt in der Verwaltungsratssitzung. In der Praxis sieht er daher keine Nachteile. Im Gegenteil, sie sei im Betrieb sehr leise, so Wolters mit Blick auf Einsätze in den Fußgängerzonen – etwa nach dem Wochenmarkt.

Bottroper Entsorger liegt Förderbescheid für wasserstoffbetriebenen Müllwagen vor

Schwieriger sei die Situation dagegen bei den großen Müllwagen. Der Best liegt ein Förderbescheid vor für einen Wagen mit Wasserstoffantrieb. Doch trotz der Förderung sei der Wagen rund 100.000 Euro teurer als ein konventioneller Dieselantrieb, erläuterte Wolters. Insgesamt kostet so ein Wagen rund 900.000 Euro. Dazu kommt: Derzeit gibt es für so ein Gefährt überhaupt keine Tankmöglichkeit in Bottrop. Die nächste, die in Frage käme, wäre in Herten, so der Best-Vorstandsvorsitzende. Im Alltag jedoch undenkbar, den Müllwagen bis Herten zum Tanken zu schicken.

Unterm Tankdeckel versteckt sich dann der Unterschied. Hier kommt Wasserstoff statt Diesel in den Tank
Unterm Tankdeckel versteckt sich dann der Unterschied. Hier kommt Wasserstoff statt Diesel in den Tank © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Derzeit plant die Vestische an ihrem Betriebshof an der Hiberniastraße den Bau einer Wasserstofftankstelle. Denn wie die Best ist auch der ÖPNV-Betreiber mit seiner Busflotte von der Richtlinie betroffen. Doch die Idee, die Müllwagen an derselben Zapfsäule zu betanken wie die Busse, lasse sich nicht umsetzen, berichtete Wolters von Gesprächen.

Bei tiefen Temperaturen schrumpft die Batteriekapazität beim E-Antrieb

Das Problem in dem Fall sind die Förderrichtlinien. Die Vestische bekommt die Wasserstofftankstelle zu 100 Prozent gefördert. Öffne sie diese jedoch für andere Nutzer, reduziere sich die Förderung. „Wir könnten die Anlage nutzen, wenn wir die Differenz bei den Förderkosten übernehmen.“ Keine ernsthafte Alternative für das städtische Unternehmen, das sich ja aus den Gebühren der Bürger finanziert. Heißt im Klartext aber auch: Ob und wann der wasserstoffbetriebene Müllwagen durch Bottrop fährt, ist ungewiss. Der Förderbescheid jedenfalls sieht vor, dass die Beschaffung spätestens Ende März 2023 passiert sein muss.

Allerdings, so Best-Vorstand Carsten Sußmann gegenüber der Lokalredaktion, müsse vor der Anschaffung das Problem mit dem Tanken geklärt sein.Die Wasserstofftankstelle am Klärwerk, an der auch der mit Wasserstoff betriebene Bus betankt wurde, der vor einigen Jahren regelmäßig auf die Halde fuhr, existiert nicht mehr.

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Grundsätzlich sehe der Vorstand den Wasserstoffantrieb für die schweren Müllwagen als Mittel der Wahl. Einen Umstieg auf Elektroantriebe halte man nicht für zielführend. Gerade bei tiefen Temperaturen schrumpfe die Batteriekapazität. Die Sorge ist groß, dass so ein Lkw dann mitten auf der Tour in die Knie gehe. Die Brennstoffzelle sei wohl besser geeignet, so einen Wagen stabil über einen Arbeitstag zu betreiben, so die Einschätzung seitens der Best. Daher wolle man eigentlich einen ersten Wasserstoffwagen haben, um Erfahrungen in der Praxis zu sammeln.

An anderer Stelle bietet der Markt nicht die Typen, die der Bottroper Entsorger braucht

An anderer Stelle würde die Best dagegen gern auf Elektroantriebe setzen, sagt Wolters. Allerdings biete der Markt nicht die für ihre Zwecke erforderlichen Fahrzeuge. Wolters spricht von Pritschenwagen mit einer Doppelkabine für Passagiere. Damit sind die Straßenreinigungskolonnen unterwegs. Bisher sind es konventionelle Dieselfahrzeuge, deren Einsatz im Stadtverkehr seine Tücken habe. Denn regelmäßig setze sich der Rußpartikelfilter zu. Die Folge: „Ich muss die Wagen dann immer über die Autobahn schicken, damit er frei brennt.“ Daher ist der Best in dem Bereich eine elektrische Alternative hochwillkommen. Die Krux jedoch: Bisher gebe es keinen Hersteller, der eine Doppelkabine mit Elektroantrieb anbiete.

Ladeinfrastruktur

Am Best-Betriebshof stehen Sanierungsarbeiten an der Hoffläche an. In dem Zusammenhang werden auch Vorbereitungen für die notwendige Ladeinfrastruktur getroffen. Einen entsprechenden Förderantrag hat das Unternehmen bereits gestellt.

Denn wenn zusätzliche Elektrofahrzeuge in den Fuhrpark aufgenommen werden, dann muss auch sichergestellt sein, dass die Leistung ausreicht, um alle Wagen aufzuladen. Das sei dann aber der Fall, so der Vorstand in seiner Vorlage.