Bottrop. . Rheinbabenwerkstatt steht seit 1977 für die Teilhabe am Arbeitsmarkt. 289 Menschen mit Behinderung finden in verschiedenen Bereichen eine Arbeit.
- Die Rheinbabenwerkstatt wurde 1977 eröffnet und ist die älteste der fünf Bottroper Werkstätten
- 289 Menschen mit Behinderung wird hier in verschiedenen Bereichen Teilhabe ermöglicht
- Nur selten gelingt es, sie in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu vermitteln
Seit 40 Jahren steht die Rheinbabenwerkstatt für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben. 1977 gegründet, ist sie die älteste der Bottroper Werkstätten und bietet 289 Menschen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz. Auf dem Ersten Arbeitsmarkt hätten sie keine Chance auf Grund ihres Unterstützungsbedarfs. In der Werkstatt erhalten sie Hilfe und Anleitung von 45 Mitarbeitern. Das sind ehemalige Handwerker und Leute aus dem pflegerischen Bereich, alle mit pädagogischer Zusatzausbildung.
Arbeitsplätze gibt es in der Werkstatt in verschiedenen Bereichen. Aufträge kommen aus Industrie und Handel aus dem Umkreis. „Unsere Metallverarbeitung ist gut ausgelastet“, freut sich Werkstattleiter Detlef Kuhn beim Rundgang. Das muss sie auch sein, schließlich muss der Maschinenpark finanziert werden. Wer die Halle betritt, glaubt in einem Industriebetrieb zu sein: Sieben CNC-Maschinen stehen hier, die computergesteuert Werkstücke mit hoher Präzision und Geschwindigkeit herstellen können. „Jede Maschine kostet 130 000 bis 140 000 Euro“, sagt Detlef Kuhn. Die Arbeitsplätze werden über die Tagessätze des Landschaftsverbandes finanziert.
Kunden erwarten einwandfreie Qualität
Bedient werden die Maschinen von Menschen mit Behinderung, Anleiter richten sie zuvor ein. Hier werden zum Beispiel Stahlhalter für Windräder bearbeitet, Befestigungen für Regale gefertigt oder mit einer Wolframspitze saubere Löcher in Metall geschmolzen. Es werden hohe Stückzahlen erzeugt, die Toleranzen liegen im Hunderstelbereich. Und das muss auch so sein. Kuhn: „Unsere Kunden erwarten von uns einwandfreie Qualität.“
„Zur Zeit haben wir gerade Weihnachten“, erklärt er beim Gang durch die nächste Werkshalle. Hier werden im Auftrag einer großen Firma gerade die Reste vom Feste bearbeitet: Kistenweise wurden nicht verkaufte Waren aus dem Weihnachtsgeschäft angeliefert, Geschenkpapierrollen, Weihnachtskarten und Deko bunt durcheinander gewürfelt. Alles muss nun ordentlich sortiert werden – schon für den Verkauf vor dem nächsten Weihnachtsfest. Bald kommt Karneval hier an, danach Ostern.
Arbeit gibt es aber auch in der Fahrradwerkstatt „Förderrad“, wo Fahrräder repariert und verkauft werden oder im Kunstatelier „Freihand“, wo Bilder und Kunstobjekte entstehen, die auch ausgestellt und verkauft werden. Menschen mit schwersten und mehrfachen Behinderungen haben ihren Arbeitsbereich, in dem sie besonders gefördert werden.
Arbeit bei der Feuerwehr
Nach der Schule kommen junge Menschen mit Hilfebedarf zunächst in die Bildungswerkstatt, wo sie für spätere Tätigkeiten qualifiziert und berufliche Perspektiven entwickelt werden. „Wir richten uns nach dem Wunsch jedes einzelnen, so gut es geht“, sagt Detlef Kuhn. Und wenn sich der Berufswunsch „Feuerwehrmann“ nicht realisieren lässt, dann aber vielleicht eine Helfertätigkeit bei der Feuerwehr oder eine Helfertätigkeit in einem Altenheim, wenn der Berufswunsch Arzt nicht geht.
45 Beschäftigte arbeiten bei Firma in GE
45 Beschäftigte haben, begleitet von drei Gruppenleitern, ihren Arbeitsplatz längst nicht mehr in der Rheinbabenwerkstatt, sondern in einem Gelsenkirchener Unternehmen, acht von ihnen arbeiten dort sogar Seite an Seite mit Mitarbeitern des Unternehmens. „Ein Glücksgriff“, sagt Betriebsleiter Detlef Kuhn.
Fast 100 Arbeitsplätze werden von den Bottroper Werkstätten über die klassischen Werkstattbereiche hinaus angeboten, so auch in Integrationsbetrieben. Für die Beschäftigten sind diese Stellen ebenso eine Chance wie eine Herausforderung, auf die sie länger vorbereitet werden. Sie müssen beispielsweise die tägliche Fahrt nach Gelsenkirchen alleine mit dem Bus bewältigen.
Werkstätten im Revier arbeiten zusammen
Aber solche Außenarbeitsplätze sind selten. Es gibt nicht so viele Industrieunternehmen in der Nähe. Und um die wenigen Aufträge konkurrieren dann oft mehrere Werkstätten. Um sich nicht mehr gegenseitig das Wasser abzugraben, arbeiten die „Werkstätten im Revier“ (WiR) jetzt zusammen.
„Wir sind immer auf dem Weg, was Neues auszuprobieren“, sagt Detlef Kuhn. Dazu gehört auch das Angebot, auch für Privatkunden, alte Dias zu digitalisieren, oder „CABito“, ein (internes) barrierefreies Informationssystem, das in Kürze die Beschäftigten der Rheinbabenwerkstatt auf dem Laufenden halten soll.
Kontakt zur Rheinbabenwerkstatt: Tel. 99050.