Bottrop. . 1968 ging die Hauptschule Welheim aus der Volksschule hervor. Heute ist sie die letzte Hauptschule in Bottrop. Die Zukunft ist ungewiss.

Interreligiöser Gottesdienst, Festakt, Schulfest – am nächsten Samstag feiert die Hauptschule Welheim ganz groß. Der Anlass: Die Schule kann auf ihr 50-jähriges Bestehen zurückblicken.

Ein halbes Jahrhundert – das hätten viele in Bottrop nicht erwartet. Doch geht es nach Schulleiterin Elke Rosner und der neuen (kommissarischen) Konrektorin Christine Bernsdorf sowie Lehrer Werner Breitzke, dann endet das Kapitel dieser Hauptschule längst nicht.

Aus Volksschulen wurden Grund- und Hauptschulen

Die Schüler selber und ein Künstler aus Südamerika haben das Wandgemälde im Flur gemalt, vor dem Schulleiterin Elke  Rosner (re.), Werner Breitzke und Konrektorin Christine Bernsdorf hier stehen.
Die Schüler selber und ein Künstler aus Südamerika haben das Wandgemälde im Flur gemalt, vor dem Schulleiterin Elke Rosner (re.), Werner Breitzke und Konrektorin Christine Bernsdorf hier stehen. © Udo Gottschalk

Schon 1998 gab es einen Schließungsbeschluss für die Hauptschule Welheim. Dagegen wurde damals heftig protestiert.
Schon 1998 gab es einen Schließungsbeschluss für die Hauptschule Welheim. Dagegen wurde damals heftig protestiert. © Birgit Schweizer

Als sie am 1. August 1968 ihren Betrieb aufnahm, war sie der neueste Schrei. Mit der Änderung des Schulverwaltungsgesetzes wurde in Nordrhein-Westfalen die Hauptschule als neue weiterführende Schule eingeführt. Wie die Grundschule ging auch sie aus der früheren Volksschule hervor. Die Oberstufenklassen der benachbarten Johannes(grund)schule wechselten hierher. Zwölf Klassen hatte die Hauptschule, 14 Lehrer und 450 Schüler, 189 waren evangelisch, 245 katholisch, 16 gehörten anderen Religionen an. Die Schule an der Welheimer Straße war erst wenige Jahre zuvor neu gebaut geworden, sie hieß Matthias-Claudius-Schule. Der Name wurde mit der Eingemeindung von Kirchhellen Geschichte, denn dort gab es eine Schule gleichen Namens.

Im 50. Jahr ihres Bestehens hat die Hauptschule Welheim, wie sie seitdem heißt, 275 Schüler und erfüllt noch den Richtwert einer zweizügigen Hauptschule. 34 Lehrerinnen und Lehrer, Referendare eingeschlossen, unterrichten heute an der Schule. Anders als früher, als manchmal 40 Schüler in einer Klasse saßen, liegt die Richtzahl heute bei 24, die Mindestgröße bei 18. Im Schnitt sitzen 20 Schüler in den Klassen: „Wenn man gut fördern will, ist das genug“, sagt Konrektorin Bernsdorf.

Die letzte Hauptschule in Bottrop

Am Samstag wird gefeiert

Die 50-Jahr-Feier der Hauptschule Welheim beginnt am Samstag, 22. September, um 11 Uhr mit einem interreligiösen Gottesdienst in der St. Franziskuskirche. Danach geht es in der Aula weiter mit Empfang und Festakt für geladene Gäste. Darunter sind Oberbürgermeister Bernd Tischler, Schuldezernent Uwe Biel von der Bezirksregierung Münster und Schulamtsdirektorin Jutta Brambring.

Um 15 Uhr beginnt das Schulfest für Schüler und Eltern rund um das Café Terra.

Die Hauptschule Welheim ist die letzte in Bottrop, die in Kirchhellen läuft demnächst aus. Aber auch Welheim ist seit Jahren gefährdet. In diesem Jahr gab es bis zum Sommer nur 13 Anmeldungen für die fünfte Klasse, dafür aber über 50 für die Klassen sieben, acht und neun, hier mussten neue Klassen gebildet werden. Die Kinder wechselten aus internationalen Förderklassen oder wurden von anderen Schulen „abgeschult“. Ein Begriff, den das Team überhaupt nicht gerne hört. Das Bildungssystem sei schließlich durchlässig und das nicht nur nach unten.

„Unser kleines System ist der beste pädagogische Weg für unsere Schüler“, betont Schulleiterin Elke Rosner. „Anderswo gingen sie verloren.“ Viele Kinder kämen im großen System nicht klar, sie bräuchten die individuelle Betreuung und eine feste Bezugsperson. „Die Schüler kennen das oft gar nicht, dass man auf sie zugeht.“ Dazu gehöre auch der schnelle Anruf zu Hause, wenn ein Schüler mal unentschuldigt fehle. Die meisten kriegen am Ende doch noch die Kurve, auch wenn es zwischendurch nicht so aussieht. „Wir haben fast alle durch die zentrale Abschlussprüfung gebracht.“

Schließung war beschlossen

Elke Rosner ist seit 29 Jahren an der Hauptschule, 1995 wurde sie Konrektorin, 1997 Schulleiterin. Sie ist sturmerprobt. Schon 1998 sollte die Hauptschule geschlossen werden. Für den Erhalt der Schule, den damals auch die CDU forderte, wurde demonstriert und Unterschriften gesammelt. Die CDU gewann in dem Jahr überraschend die Kommunalwahl in Bottrop, die Mehrheit im Rat nahm den Schließungsbeschluss wieder zurück.

Werner Breitzke kam in dem Jahr an die Schule. Die Schule werde „im Stich gelassen“, klagt er. Als vor zwei Jahren der Platz nicht mehr ausreichte und ein Anbau auf dem Schulgelände abgelehnt wurde, stattdessen die Dependance an der Blankenstraße bezogen wurde, sei für den Teilstandort die teilweise Überdachung des Schulhofs abgelehnt worden. Um die Kinder bei Regen zu schützen, „gab es Sonnenschirme von Langnese.“

Die Hauptschule ist ein Stiefkind

Überhaupt sei die Hauptschule ein Stiefkind: „Wir verdienen weniger und müssen mehr Stunden machen“, sagen Elke Rosner und ihre Kollegen: 28, wie auch die Lehrer an Grund- und Realschulen, an Gymnasien, Sekundar- und Gesamtschulen sind es nur 25,5 Stunden. Bezahlt werden sie nach A12, Beförderungsstellen mit Aussicht auf mehr Geld gebe es kaum.

Wie geht es weiter mit der Hauptschule Welheim? Noch für zwei Jahre gibt es Planungssicherheit. Ein neuer Schulentwicklungsplan ist in Arbeit. Wie die Hauptschule stehen auch die Janusz-Korczak-und die Gustav-Heinemann-Schule auf dem Prüfstand. Gute Zeiten für eine zweite Sekundarschule?

„Wir kommen eigentlich in den Planungen schon lange nicht mehr vor“, sagt Elke Rosner resigniert.