Bottrop. Bottrop hält an der Maskenpflicht fest, sperrt ein Babybecken aus Hygienegründen: Bei so wenigen Infektionen müssen die Regeln gelockert werden.

Die Stadt Bottrop ist seit Beginn der Pandemie den sicheren Weg gegangen: Regeln wurden frühestmöglich verschärft und so spät wie möglich gelockert. Sicher ist dieser konsequent konservative Weg ein Grund dafür, dass die Stadt verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen ist, es im Verhältnis weniger Infektionen und Todesfälle gab als in den Nachbarstädten. Doch nun sollte ein Umdenken stattfinden.

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Bei 6,0 liegt die Sieben-Tage-Inzidenz am Mittwoch, sieben Neuinfektionen zählt Bottrop in der vergangenen Woche. Es ist den Bürgern nicht mehr vermittelbar, warum die Stadt, die aktuell die drittniedrigsten Infektionszahlen in NRW verzeichnet, die Coronaschutzverordnung so streng wie möglich auslegt.

Maskenpflicht in der Bottroper Innenstadt ist nicht mehr vermittelbar

Das Land regelt weite Teile der Corona-Maßnahmen, doch den Städten bleibt Spielraum, beispielsweise bei der Maskenpflicht. Kaum Verständnis bringen Bottroper Bürger dafür auf, dass sie angesichts der deutlichen Entspannung der Lage in der Innenstadt weiterhin eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen müssen. Nachweislich ist die Ansteckungsgefahr an der frischen Luft verschwindend gering, zudem bleibt es jedem überlassen, sich selbst mit einer FFP2-Maske zu schützen.

Auch im Freibad greifen die Regeln zu weit: Kinder tummeln sich ohne Zugangsbegrenzung auf Spielplätzen, sollen aber im Planschbecken eineinhalb Meter Abstand halten. Und weil das nicht kontrollierbar ist und Konfliktpotenzial birgt, sperrt man gleich das ganze Becken. Das ist ebenso überzogen wie das Aufrechterhalten der Maskenpflicht unter freiem Himmel.

Corona-Regeln sollten mit Bedacht aufrechterhalten werden

Regeln sollten maßvoll und mit Bedacht gewählt werden, der aktuellen Lage angemessen. Wenn sie von einer Mehrheit in Frage gestellt werden, schwindet auch die Konsequenz der Menschen bei den sinnvollen Maßnahmen, die dazu beitragen, dass die Corona-Situation so entspannt bleibt, wie sie es aktuell ist.

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Oft wird in diesen Tagen von einer Rückkehr zur Normalität gesprochen, weil das Leben in die Stadt zurückkommt, weil Gastronomien öffnen, Bürger den Sommer genießen. Doch „normal“ ist die Situation noch lange nicht. Die Corona-Regeln bestimmen seit über einem Jahr unseren Alltag, sie haben uns viele Monate vor einem noch stärkeren Ausbruch des Virus geschützt. Doch dieser massive Eingriff in die Leben der Menschen muss regelmäßig hinterfragt werden – der strikte Weg ist bei den aktuellen Infektionszahlen nicht mehr zu rechtfertigen.