Bottrop. Der junge Josef Albers zeichnete auch Porträts. Über drei abgebildete Personen möchte das Museum Quadrat mehr erfahren und fragt: Wer weiß etwas?
Berühmt geworden ist Josef Albers mit seinen Quadrat-Variationen. Doch sein Gesamtwerk umfasst weitere Facetten, so zeichnete der gebürtige Bottroper in jungen Jahren etwa auch Gesichter. „Es gibt Porträts, die noch namenlos sind“, sagt Ulrike Growe, stellvertretende Museumsleiterin. Sie zeigt zwei Zeichnungen von Frauen, eine im Profil (entstanden um 1914) und eine mit hochgestecktem Haar (um 1918). Und sie fragt: Gibt es Bottroper, die diese Frauen identifizieren können?
Gut: Die Bilder aus dem Bestand der amerikanischen Albers-Foundation, die im Zuge der kommenden Ausstellung „Der junge Josef Albers. Aufbruch in die Moderne“ im Quadrat eine Rolle spielen, haben mehr als hundert Jahre auf dem Buckel. Dennoch hofft Growe auf Hinweise, um das Rätsel um die Frauenporträts zu lösen. „In welcher Familiengeschichte gibt es vielleicht Erzählungen dazu?“, fragt sie. Alles könne interessant sein. Möglicherweise erinnere sich jemand daran, dass seine Großmutter bei Josef Albers Kunstunterricht hatte. Oder dass eine Großtante ihm Modell gesessen hat.
Geschichten werden im Archiv gesammelt
„Vielleicht gibt es auch andere Geschichten zu Josef Albers“, aus dem weiteren Nachbarschafts- oder Bekanntenkreis. „Für uns ist grundsätzlich alles interessant, fürs Archiv nehmen wir alles auf“, so die stellvertretende Museumsleiterin. Letztlich bestehe auch die Möglichkeit, dass jemand ein ähnliches Porträt noch daheim habe; auch der könne sich melden.
Growe geht übrigens nicht davon aus, dass es sich bei den frühen Porträts um Auftragsarbeiten handelte. Albers werde als jemand geschildert, der fast immer gezeichnet habe. „Er war jemand, der etwas gesehen und ins Bild umgesetzt hat.“ Gegenständlich abgebildet habe er neben Sandgruben und Straßenzügen seiner Heimatstadt eben auch Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und Schüler.
Zeitungsaufruf half vor 50 Jahren
Und zum Beispiel den Lehrer Aloys Bürger, dessen schon kubistisch angehauchtes Abbild aus dem Jahr 1916 ebenfalls bald im Quadrat zu sehen sein wird. Von ihm sei bekannt, dass er im Jahr 1911 in der Johannesstraße wohnte, erzählt Growe. Gerne aber wüsste das Museumsteam noch mehr über ihn. „Es könnte sein, dass hier noch Nachkommen leben“, meint Growe. Auch die zum Beispiel sollen sich gerne melden, um Geschichten beizusteuern.
Schon einmal hat ein Zeitungsaufruf dabei geholfen, die Identität von zwei von Albers gezeichneten Kindern zu klären. Das ist genau 50 Jahre her. „1969 gab es schon einmal eine Schau mit gegenständlichen Zeichnungen von Albers“, hat Growe in der Vorbereitung auf die aktuelle Ausstellung festgestellt. „Es haben sich sofort Bottroper gemeldet.“
Namen und Bilder zusammengeführt
Allerdings seien jetzt erst die Namen der Kinder und damaligen Albers-Schüler – er unterrichtete in frühen Jahren unter anderem an der Glückauf- und der Josefschule – mit den Arbeiten aus der Bottroper Sammlung zusammengeführt worden. Die Kinder-Porträts, die Franziska Altenkamp und Robert Schulte Ebbert zeigen, werden ebenfalls in der kommenden Schau zu sehen sein.