Bottrop. Die Freunde der Muttenthalbahn in Witten freuen sich über zwei ausrangierte Ruhrkohle-Loks aus Bottrop. Darum ist das ein ziemlicher Glücksfall.

Sie wurde um das Jahr 2000 herum von der Dortmunder Firma Rensmann gebaut, bringt 6,3 Tonnen auf die Waage und ist 45 PS stark. Und sie zaubert Hannsjörg Frank vom Verein Arbeitsgemeinschaft Muttenthalbahn (Arge) ein Lächeln aufs Gesicht. Die Rede ist von einer Ruhrkohle-Grubenlok, die auf das Gelände der von der Arge getragenen Zeche Theresia gebracht wurde. „Sie benötigt jetzt nur noch Puffer“, freut sich Frank. Zuletzt war die Lok auf Prosper-Haniel im Einsatz, was laut RAG für das Bottroper Bergwerk eher untypisch gewesen war.

Auf Prosper-Haniel seien wegen der Geologie und Streckenverhältnisse nämlich deutlich weniger Grubenloks als auf anderen Bergwerken wie etwa Auguste Victoria in Marl oder General Blumenthal in Herne im Einsatz gewesen, heißt es bei der RAG. In Bottrop benutzten die Bergleute stattdessen unter Tage lieber Einschienenhängebahnen, um Kumpel oder Material zu transportieren. Diese Bahnen waren unter der Firste befestigt, sie hingen somit quasi an Schienen unter der Decke.

Schenkungen an Museen gehörten für die RAG zum Prinzip

Die Kabine einer solchen Einschienenhängebahn von Prosper-Haniel hatte die RAG noch im vorigen Jahr zusammen mit fast hundert anderen technischen Gegenstände aus dem Bottroper Bergbaualltag dem Deutschen Historischen Museum für dessen Sammlung geschenkt. Solche Schenkungen hat die RAG zum Prinzip erklärt, um das Bergbau-Erbe zu bewahren und sichtbar zu machen. Auch einige ausgemusterte Grubenloks haben Museen und Vereine daher schon abbekommen. Darunter ist nicht nur der Wittener Muttenthalbahn-Verein, sondern auch das Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund oder an das Rheinische Industriebahnmuseum in Köln.

Die Bottroper Thomas Schroer (l.) und Burkhard Schweizer stehen sie an der Einschienenhängebahn, kurz Dieselkatze. Die beiden engagieren sich im Trainingsbergwerk in Recklinghausen.
Die Bottroper Thomas Schroer (l.) und Burkhard Schweizer stehen sie an der Einschienenhängebahn, kurz Dieselkatze. Die beiden engagieren sich im Trainingsbergwerk in Recklinghausen. © Matthias Düngelhoff | Matthias Düngelhoff

Um so mehr kann sich Hannsjörg Frank freuen, dass das Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia überhaupt noch ein fahrtüchtiges Exemplar bekommen hat. Denn seit Prosper-Haniel Ende 2018 als letztes deutsches Steinkohlenbergwerk geschlossen wurde, hat die RAG kaum noch Loks im Bestand. Der Rückbau der Bottroper Zechen ist derzeit in vollem Gange. So konnte das Wittener Unternehmen NRW-Group nicht nur die fahrfähige alte Lok aufladen und zur Zeche Theresia transportieren, sondern gleich noch eine zweite Lok dazu.

Grubenschlosser des Bottroper Pütts kümmern sich um die Lok

Fernsehchefredakteur vermittelte

Die Schenkung der Utensilien und Apparate des Bergwerks Prosper-Haniel an das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin kam auch auf Initiative von Ulrich Deppendorf zustande. Der gebürtige Essener ist Vorsitzender des DHM-Museumsvereins. Der frühere Fernsehchefredakteur war bis April 2015 Leiter des ARD-Hauptstadtstudios.

Außer der gut fünf Meter lange Kabine einer Einschienenhängebahn gehören zu der Sammlung zum Beispiel ein Tonnen schwerer Schneidkopf und Kauenkörbe für die Kleidung der Bergleute. Auch eine hölzerne Figur der Heiligen Barbara, der Schutzheiligen der Bergleute, befindet sich nun in dem Museum.

Die ist eigentlich als Ersatzteillager gedacht, aber in einem solchen Zustand, dass sie repariert und damit fahrbereit werden kann. Grubenschlosser des Bergwerks Prosper-Haniel haben bereits zugesagt, sich darum zu kümmern. „Ehrenamtlich“, wie Hannsjörg Frank betont. Für die schon fahrbereite ausgemusterte Lok, die jetzt auf dem Gelände der Zeche Theresia steht, habe der Verein auch einen originalen Zug, so Hannsjörg Frank.

Apropos: Was ist mit den Fahrten der Muttenthalbahn? Da winkt Frank ab. Die Bahn rollt noch nicht wieder durch das Muttental. Aus Gründen des Coronaschutzes dürfe diese nur 25 Fahrgäste statt 70 Menschen transportieren. „Das lohnt sich wirtschaftlich nicht.“ Außerdem fürchtet Frank, dass man bei einer Öffnung Familien abweisen müsse, weil eben derzeit nur eine kleine Personenzahl in die Bahn einsteigen könne. „Auf deswegen weinende Kinder habe ich keinen Bock.“