Bottrop. Die RAG schenkte dem Deutschen Historischen Museum Gerät und Ausrüstung aus Bottrops Bergwerk. Diese Objekte gehören nun zur Berliner Sammlung.

Technische Geräte und Ausrüstung des früheren Bottroper Bergwerks Prosper-Haniel sind jetzt im Museum. Die RAG hat dem Deutschen Historisches Museum (DHM) in Berlin um die 100 Gegenstände aus dem letzten deutschen Steinkohlenbergwerk für dessen Sammlung geschenkt. Für RAG-Sprecher Christof Beike ist die Schenkung fast eine Selbstverständlichkeit. "Der deutsche Steinkohlenbergbau gehört natürlich auch ins Museum", betont Beike. "Wenn dann noch das letzte deutsche Steinkohlenbergwerk geschlossen wird, interessieren sich viele Museen dafür", meint er, "also zeigen wir den Deutschen Steinkohlebergbau in Berlin genauso wie in München oder Bochum".

Zu der Schenkung an das Deutsche Historische Museum gehören zum Beispiel ein Tonnen schwerer Schneidkopf, eine gut fünf Meter lange Kabine einer Einschienenhängebahn, und Kauenkörbe für die Kleidung der Bergleute. "Diese werden Teil der neuen Dauerausstellung", kündigt Prof. Raphael Gross, Präsident Deutsches Historisches Museums, an. Die Sammlung umfasst außerdem eine Vielzahl weiterer technischer Gegenstände aus dem Bergbaualltag, Schutzausrüstungen sowie Warnschilder und Plakate für den Arbeitsschutz.

Eine Industrie, die Lebensläufe prägte

„Die Objekte aus der Zeche Prosper-Haniel erzählen von einem bedeutenden Abschnitt deutsch-europäischer Wirtschafts- und Technikgeschichte, und von einer Industrie, die Lebensläufe prägte, nicht zuletzt im Ruhrgebiet. Sie füllen eine Lücke im Sammlungsbestand des Deutschen Historischen Museums“, erklärt Fritz Backhaus, der Abteilungsdirektor für die Sammlungen des Berliner Museums.

Denn ohne den Steinkohlenbergbau wären die Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und das „Wirtschaftswunder“ im Nachkriegsdeutschland nicht möglich gewesen. Gleichzeitig bildete die internationale Zusammenarbeit der Bergbauindustrien das wirtschaftliche Fundament der Europäischen Union, indem sie sich 1952 in der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl zusammenschlossen, unterstreicht Museumspräsident Raphael Gross die historische Bedeutung des Steinkohlenbergbaus.

Rasante Fahrt unter Tage

"Die Objekte sind momentan noch nicht in der Dauerausstellung zu sehen, sondern lagern in unseren Depots", teilt Museumssprecherin Marina Brafa mit. "Sie werden aber in die Überlegungen für die geplante, neue Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums miteinbezogen", versichert sie. Die Kooperation der RAG mit dem Berliner Museum bestehe schon einige Jahre, erklärt RAG-Sprecher Beike. So war Sammlungsleiterin Sabine Witt zuletzt im Sommer 2018 zu einer Grubenfahrt auf Prosper-Haniel. "Heiß ist es dort drunten, rund 1200 Meter näher am Erdmittelpunkt, dunkel sowieso. Wie tief das ist, darüber denkt man besser nicht nach. Man vergisst es auch ziemlich schnell auf der rasanten Fahrt dorthin", erinnert sie sich.

Die Museumsmitarbeiterin fuhr mit der Einschienenhängebahn vor Kohle. "Bergleute benutzten allerdings vorzugsweise die deutlich schnelleren Förderbänder, mit denen auch die Kohle unter Tage transportiert wurde, um an ihre teils mehrere Kilometer entfernten Arbeitsstätten zu gelangen", lernte sie unter Tage in Bottrop. Die neue Objekte in der Sammlung des Deutschen Historischen Museums machten auch den technischen Fortschritt im Steinkohlenbergbau nachvollziehbar, macht Sabine Witt deutlich.

Naturgewalten tief in der Erde

Waren zum Beispiel die Strebe, in denen Bergleute die Steinkohle abbauten, früher mit dicken Holzpfählen abgestützt, so sicherten später elektrisch-hydraulisch betriebene Stahlschilde die Strebdecken, auf denen die Last von mehreren hunderten Metern Gebirge ruhte. "Einen der vergleichsweise zierlichen Stempel eines solchen C-Schildes besitzt jetzt das DHM", berichtet die Sammlungsleiterin. Zu den imposantesten Neuerwerbungen des Museum zähle aber der Schrämkopf, mit in der Zeche Prosper-Haniel Kohle abgebaut wurde.

Die Berlinerin erinnert aber auch an die Zusammengehörigkeit unter Tage. "Solidarität sowie Verantwortungsbewusstsein für sich und andere waren unverzichtbar, um Arbeitsunfälle zu vermeiden und Risiken durch die tief in der Erde herrschenden Naturgewalten zu begegnen", schildert sie. Auch auf Schutzheilige hätten die Bergleute dabei vertraut. "Ein Bildnis der Heiligen Barbara, Schutzheilige der Bergleute, war in fast jeder Zeche präsent", erklärt Sabine Witt, "eine hölzerne Barbara-Figur wacht nun auch im DHM".

Ex-Hauptstadtstudio-Chef vermittelte

>>> Die Schenkung ans deutsche Historische Museum kam auch auf Initiative von Ulrich Deppendorf zustande. Der gebürtige Essener ist Vorsitzender des DHM-Museumsvereins. „Ich freue mich sehr, dass dieser Teil der deutschen Geschichte nun im Deutschen Historischen Museum mit der RAG-Schenkung so großartig gewürdigt wird“, sagte der frühere Fernsehchefredakteur. Deppendorf war bis April 2015 Leiter des ARD-Hauptstadtstudios.