Bottrop. Wieder eine Umstellung in den Bottroper Kitas: Lolli-Test zur Eigenanwendung soll den Nasenabstrich bald ersetzen. Das kommt auf Familien zu.
In den Kitas und Kindertagespflegestellen werden nach Willen des NRW-Familienministeriums bald Lolli-Tests zur Selbstanwendung zum Einsatz kommen. „Es soll in dieser Woche mit der Auslieferung von Tests begonnen werden“, bestätigt Nadine Granow-Keysers, Abteilungsleiterin im städtischen Fachbereich Jugend und Schule. Zu den bereits etablierten Lolli-Tests an den Grund- und Förderschulen gibt es aber einen grundlegenden Unterschied.
Lolli-Tests in Bottroper Kitas werden nicht im Labor untersucht
Denn die Kita-Variante ist ein klassischer Selbsttest, die gewonnenen Speichelproben werden nicht im Labor nach PCR-Methode untersucht, sondern wie bei den bisherigen Antigen-Schnelltests dank beigefügtem Test-Kit von den Familien selbst ausgewertet. Die Durchführung bleibt, wie beim Test per Nasen-Abstrich, freiwillig den Eltern überlassen und wird daheim durchgeführt. Der Vorteil, den auch das Familienministerium als Grund für den Wechsel angibt, ist dessen besonders kindgerechte Anwendung.
Deshalb begrüßt auch Stefanie Reich, Fachbereichsleiterin beim Kita-Träger Evangelische Kirchengemeinde Bottrop, die Umstellung. „Der Test ist für kleinere Kinder leichter anzuwenden.“
Auch interessant
In der Gebrauchsanweisung, die das Ministerium auch auf seiner Internetseite veröffentlicht, heißt es dazu: 30 Minuten vor Durchführung des Testes darf nicht getrunken und nicht gegessen werden. Dann sollen die zu Testenden die Zungenspitze gegen die untere Kieferwurzel drücken, um den Speichel zu konzentrieren. Der sterile Einmaltupfer soll dann für mindestens zehn Sekunden unter die Zunge gesteckt werden, fünfmal oder öfter gedreht und vollständig mit Speichel getränkt werden.
Liegt ein positives Ergebnis vor, muss ein PCR-Bestätigungstest durchgeführt werden – und Quarantäne-Regelungen greifen.
Hoffnung: Lolli-Tests animieren noch mehr Bottroper Eltern zum Mitmachen
„Vielleicht machen durch die Lolli-Tests tatsächlich auch noch mehr Eltern mit“, meint Reich. Die Anwendung berge keine Gefahr. Die Gefährdung beim Nasenabstrich sei größer, wenn das Kind zum Beispiel den Kopf wegdreht. Außerdem kann der Lolli-Test ihrer Einschätzung nach auch schon bei Kindern unter 18 Monaten angewendet werden.
Diesen Vorteil sieht auch Andrea Bert, Leiterin der katholischen Kita St. Elisabeth: „Wir haben hier Kinder ab vier Monaten.“ Für die ganz junge Altersgruppe seien die Lolli-Tests sicher besser.
Dass auch die Jüngsten von Corona betroffen sein können, zeigten zwei aktuelle Infektionen von Unter-Dreijährigen in einer der evangelischen Kitas, so Stefanie Reich: „Erstmals hat eine Mitarbeiterin Kinder infiziert.“
Bottroper Kita-Familien nehmen Selbsttest-Angebot sehr unterschiedlich wahr
Die bisherigen Tests per Nasenabstrich seien von den Eltern bislang sehr unterschiedlich wahrgenommen worden, je nach Standort, berichtet Reich für die evangelischen Einrichtungen. „Wir haben Standorte, wo die Eltern die Tests wie verrückt mitnehmen.“ Andererseits würden diese in einer ev. Großtagespflegestelle zum Beispiel von allen 18 Familien komplett abgelehnt. Dabei habe man damit schon infizierte Kinder rausgefiltert, so einen fünfjährigen Jungen ohne Symptome.
Auch interessant
In der katholischen Kita St. Elisabeth, in der nach Angaben von Andrea Bert bislang noch gar kein Corona-Fall auftauchte, haben die Eltern die Nasen-Tests bislang sehr gut angenommen, „um auch selbst mehr Sicherheit zu haben“. Einige Familien hätten die bisherigen Test-Kits für daheim aber auch abgelehnt. Die Einführung der Lolli-Tests sei nun wieder einmal eine Umstellung. „Wir müssen mal gucken, wenn wir die Tests vielleicht ab kommender Woche ausgeben, ob die Eltern mehr darauf fliegen.“
Bottroper Verantwortliche: Im Kita-Bereich ist ein schnelles Testergebnis wichtig
Stefanie Reich ist grundsätzlich aber froh, dass in den Kitas nicht der gleiche PCR-Pool-Lolli-Test eingesetzt wird wie in den Schulen. „Das wäre für uns fatal.“ Denn fällt so eine Pool-Testung positiv aus, meldet das Labor das im Fall der Grundschulen spätestens bis zum nächsten frühen Morgen. Und dann muss an diesem nächsten Tag einzeln nachgetestet werden, um das infizierte Kind zu identifizieren. „Im Kita-Bereich ist mir ein schnelles Ergebnis wichtig, denn die Familien sind schnell und eng betroffen.“ Abstand halten bei kleinen Kindern? Fehlanzeige!
Auch Andrea Bert bevorzugt die Testvariante, bei der die Eltern das Ergebnis zu Hause sofort sehen – und im Zweifelsfall ihr Kind gar nicht erst in die Kita schicken. Zudem: „Wenn die Tests aus den Kitas auch alle in die Labore geschickt werden müssten - ich glaube nicht, dass sie das noch schaffen.“
Rückkehr zum Kita Regelbetrieb ist in Sicht
„Die Eltern fragen schon: Wenn die Schulen ab dem 31. Mai wieder komplett öffnen, was ist dann mit den Kitas?“, berichtet Stefanie Reich, Fachbereichsleiterin bei der evangelischen Kirchengemeinde Bottrop.
Bislang gilt in den Kitas der eingeschränkte Regelbetrieb. Das bedeutet: Der jeweils gebuchte Umfang der Wochenstunden wird (anders als in der Kindertagespflege) um jeweils zehn Stunden reduziert. Es gilt Corona-Schutzregeln umzusetzen, wie die Betreuung in festen Gruppen.
Mittwoch kündigte NRW-Familien Joachim Stamp an, dass ab 7. Juni wieder auf Regelbetrieb umgestellt werden soll.