Bottrop. Immer noch gebe es zu wenig Impfstoff, beklagen Bottroper Ärzte. Sie könnten viel mehr impfen. Termine müssen aber selten abgesagt werden.
Impfstoffmangel, Ärzte müssen Termine von impfwilligen Patienten absagen: Was in anderen Städten teilweise größere Probleme bereitet, können Bottroper Hausärzte nur bedingt feststellen, bislang jedenfalls. „Vakzine fehlen nicht allgemein, es schwankt, zurzeit sind wir noch ganz gut versorgt, zuletzt hatten wir 100 Dosen Astrazeneca in der Woche, aber es geht schon runter, diese Woche kommen 20“, sagt Dr. Jan Brackmann. Der Allgemeinmediziner auf der Hochstraße hat bislang noch keine Impftermine absagen müssen. Aber die Hausarztpraxis in der Innenstadt bestätigt die Termine immer auch erst kurz vorher, wenn klar ist, dass der Impfstoff geliefert wird.
Bottroper Arzt: Impfabstände müssen eingehalten werden
Die Zahlen für Biontech, den immer noch beliebtesten Impfstoff, seien da schon geringer. Zwölf Extradosen für die nächste Woche, dazu kämen 46 Dosen für die Zweitimpfungen. „Denn die sind ja in jedem Fall garantiert und wir müssen prüfen, ob diese Zusagen für Biontech dann auch noch steht“, so Brackmann. Er hält sich trotz zwischenzeitlich anderer Äußerungen aus Berlin strikt an die wissenschaftlichen Vorgaben bei den Zeitabständen zwischen Erst- und Zweitimpfung. Denn nur das bedeute auch die bestmögliche Schutzwirkung.
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In Bottrop haben derzeit etwa 47 Prozent der Bevölkerung die Erstimpfung erhalten. Die zweite Dosis kam bisher aber erst bei etwas mehr als zwölf Prozent an. Das erklärt auch, warum das Erstimpftempo in der nächsten Zeit erst einmal abnehmen wird. Denn die Zweitimpfung hat Vorrang.
Immer noch zu wenig Dosen – Bottroper Ärzte könnten mehr impfen
Das sagt auch der Sprecher der Bottroper Ärzte, Dr. Christoph Giepen. „Wer einmal drin ist, ist dabei, auf die Zweitimpfung im medizinisch richtigen Abstand muss niemand verzichten.“ Bis auf ganz wenige Ausnahmen habe auch er nicht gehört, dass in der Ärzteschaft fest zugesagte Impftermine wegen Vakzinmangels abgesagt wurden.
Das Unbefriedigende: „Alle können Termine frühestens eine Woche im Voraus vergeben werden, wenn die Mengenzusagen da sind, die die Apotheken bisher aber wohl immer eingehalten haben.“ Insgesamt gäbe es weiter zuwenig Vakzine, um die eigentlich mögliche Impfzahl durch die niedergelassenen Ärzte auch durchzuführen.
Die meisten Patienten wünschen sich Biontech-Impfung
Biontech werde weiter überwiegend gewünscht, in allen Altersgruppen. Für seine Gemeinschaftspraxis habe er für diese Woche eine Zusagen von zwölf Dosen zur Erstimpfung bekommen. Das sei eindeutig zu wenig. „Wir haben sonst nur Astrazeneca oder Johnson & Johnson.“ Von letzterem aber auch nur zwei Fläschchen für zwölf Impfungen.
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Wie Astra ist Johnson aber auch ein so genannter Vektorimpfstoff, also eher für über 60-Jährige empfohlen und für Jüngere nur unter individueller Risikoabwägung zu verabreichen. Und fast alle niedergelassenen Ärzte stünden derzeit unter Druck, neben der Impfkampagne die übrigen Patienten angemessen zu versorgen.
Bottroper Impfzentrum: 1.300 Erst- und 6.400 Zweitimpfungen pro Woche
Das Impfzentrum arbeitet auf Hochtouren. Ausgelegt auf eigentlich 800 Personen pro Tag würden dort derzeit etwa 1200 Menschen gegen Corona geimpft, sagt Michael Althammer. Terminabsagen wegen Vakzinmangels habe es dort bislang nicht geben müssen, so der leitende Organisator. Auch würden keine vorgeschriebenen Impfabstände verkürzt. Das bedeutet natürlich auch dort: „Die Geschwindigkeit beim Erstimpfen kann nicht so weitergehen.“ Das Verhältnis: etwa 1.300 Erstimpfungen zu 6.400 Zweitimpfungen pro Woche.
Die Aufgabe der Priorisierung nach Altersgruppen durch das Gesundheitsministerium ab 7. Juni sieht Althammer skeptisch. Die Vorrangregelung der Ständigen Impfkommission (Stiko) sei sinnvoll gewesen. Vor allem, weil es wohl keinen zusätzlichen Impfstoff geben werde. Ob Chaos droht? Abwarten.