Bottrop. Das Bündnis Buntes Bottrop warnt vor der Radikalisierung der Protestzüge gegen die Corona-Maßnahmen. Es hat auch Neonazis als Teilnehmer gesehen.
Das Bündnis Buntes Bottrop stellt eine Radikalisierung der montäglichen Demonstrationen gegen die Coronaschutzmaßnahmen in Bottrop fest. Es geht auch von einer zunehmenden Unterwanderung der Proteste durch Rechtsextreme aus. Mitglieder des Bündnisses haben nicht nur beobachtet, dass sich die Teilnehmerzahl an den Demonstrationen von bisher 30 auf gut 150 verfünffacht habe, sondern auch, dass immer mehr Demonstranten aus dem rechtsextremen Spektrum bei den Gängen vom Kirchplatz zum Rathaus mitlaufen.
Dabei handele es sich zum Beispiel auch um Mitglieder aus den neonazistischen Gruppierungen „Bruderschaft Deutschland“ oder „Schwesternschaft Deutschland“, die sonst hauptsächlich in Düsseldorf aktiv seien. „Die Strategie, die Ängste und Sorgen von Bürgerinnen zu nutzen, um diesen Diskurs zu unterwandern und ihn dann für rechte Hetze und Systemkritik zu instrumentalisieren, ist immer öfter zu erkennen“, mahnt Projektkoordinatorin Sofia Prusko. Sie weist darauf hin, dass Teile der sogenannten Querdenken-Bewegung in Nordrhein-Westfalen inzwischen vom Verfassungsschutz beobachtet werden.
AfD setzt Ratssitzung über Coronaschutz-Maßnahmen durch
Auch bei den Bottroper Demonstrationen macht das Bündnis Buntes Bottrop, das sich für eine Stadt ohne Rassismus einsetzt und rechtem Gedankengut entgegentritt, weitere Anzeichen einer Unterwanderung durch Rechtsextreme aus. So seien bei dem Protestzug am 10. Mai Schilder mit dem Davidstern und dem Spruch „Wer dieses Zeichen trägt, ist der Feind unseres Volkes“ zu erkennen gewesen. Die Demonstration am 3. Mai sei über den YouTube-Kanal „Team Heimat“ des ehemaligen NPD-Mitgliedes Carsten Jahn live gestreamt worden, so die Bündnissprecherin.
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Kritisch merkt das Bündnis auch an, dass der Bottroper AfD-Ratsherr Udo Pauen zur Teilnahme an den Protestzügen aufrufe. „Offensichtlich geht es rein um die Instrumentalisierung des Unbehagens über die Corona-Schutzmaßnahmen für Zwecke der AfD. Solche Versuche verurteilen wir scharf“, teilte Sofia Prusko mit. Die Bottroper AfD hat auch mit dem Ziel, in Bottrop Coronaschutzmaßnahmen aufzuheben, eine Ratssondersitzung durchgesetzt, die am Freitag stattfindet. SPD-Ratsherr Matthias Buschfeld, der dem Bündnis Buntes Bottrop angehört, kritisierte daher: „Die AfD ist der parlamentarische Arm der Corona-Leugner sowohl in Berlin als auch in Bottrop, und Herr Pauen marschiert an der Spitze der Bewegung durch die Stadt“. Auch die Bottroper Montagsdemonstranten gegen Hartz 4 hatten gegen die Protestzüge der Coronaschutz-Kritiker protestiert.