Bottrop. Aus der Weihnachtsgeschichte erzählte Pfarrer Riesenberg in Bottrop, um zu zeigen - das Abendland, das der AfD vorschwebe, sei nicht christlich.

Auf einer Kundgebung rund um die Gambrinus-Bühne an der Gladbecker Straße demonstrierten um die 150 Bottroper Bürger gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Ohne die in der Berufsschule tagende AfD beim Namen zu nennen, dankte Oberbürgermeister Bernd Tischler den Demonstranten dafür, dass sie Flagge zeigen und nicht nachlassen, sich gegen Parteien und Kräfte zu wenden, die andere Menschen ausgrenzen und diskriminieren.

„Wir zeigen hier in Bottrop, dass wir eine bunte und weltoffene Stadt sind“, sagte Bernd Tischler. Die Kundgebung am Rande der Fußgängerzone stand unter dem Motto „Lasst uns froh und bunter sein - für eine offene Stadtgesellschaft“. Dem überparteilichen Bündnis „Buntes Bottrop“ gehören Kirchen, Wohlfahrts- und Sozialverbände, fast alle Ratsparteien und die Gewerkschaften an. Unter den Teilnehmern der Kundgebung war auch eine Reihe von Ratsvertretern.

Bottroper AfD-Sprecher wirft Demonstranten Hass und Hetze vor

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Die Partei Alternative für Deutschland (AfD) hatte am selben Abend zu einem Bürgerdialog in den Lichthof der Berufsschule eingeladen. Erwartet wurden AfD-Bundestagsabgeordnete, die mit Bürgern unter anderem über den Ausstieg aus Atomkraft und Steinkohlenbergbau diskutieren und vor einer Energiekrise warnen wollten. Während das Bündnis bisher direkt vor der Tür gegen solche Veranstaltungen der AfD in Bottrop protestiert hatte, ging es diesmal auch räumlich bewusst auf Distanz und lud zu der Gegenkundgebung in die Fußgängerzone ein.

Der Bottroper AfD-Vorstandssprecher Alfred Stegmann lud daraufhin Bündnis-Vertreterin Andrea Multmeier demonstrativ dazu ein, an dem Bürgerdialog seiner Partei in der Berufsschule teilzunehmen und mit den AfD-Vertretern zu reden. In einem Offenen Brief warf er ihr vor, stattdessen nur „Hass und Hetze gegen Menschen zu verbreiten, die fest auf dem Boden des Grundgesetzes stehen“.

Bunte Bündnisse wie in Bottrop sollte es überall im Land geben

Die Menschenmenge vor der Gambrinusbühne wuchs im laufe des Abends immer weiter an.
Die Menschenmenge vor der Gambrinusbühne wuchs im laufe des Abends immer weiter an. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Während der Gegenkundgebung an der Gambrinus-Bühne nannte Christian Woltering die AfD einen „Wolf im Schafspelz“. Der Landesgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes warf AfD-Vertretern vor, die pluralistische Gesellschaft abschaffen zu wollen. Er kritisierte das Erstarken von Faschismus und Rassismus und warb für Demokratie und eine Kultur gegenseitigen Respektes. „Ich würde mir wünschen, dass es so ein Bündnis wie in Bottrop überall im Land geben würde’“, sagte Woltering.

Judith Neuwald-Tasbach erinnerte an die Pogromnacht, mit der die Nationalisten die systematische Vernichtung der Juden begonnen hatten. Die Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde mahnte, dass Antisemitismus und Rassismus Jahrzehnte nach der Nazi-Herrschaft heute wieder zunehmen. „Antisemitismus entlädt sich ungehemmt offen vor allem im Internet“, warnte sie. Es komme immer wieder zu Angriffen auf Synagogen, jüdische Restaurants und Menschen die Kippa tragen, also die Kopfbedeckung jüdischer Männer. „Haben wir genug aus der Geschichte gelernt? Sind wir mutig genug, um gegen Hetze und Rassismus vorzugehen?“, fragte Judith Neuwald-Tasbach.

Weihnachtsgeschichte erzählt von Flüchtlingen und ihren Helfern

Pfarrer Steffen Riesenberg hielt AfD-Vertretern anhand der christlichen Weihnachtsgeschichte den Spiegel vor. Denn Maria und Josef seien Flüchtlinge gewesen und uneheliche Eltern des Flüchtlingskindes Jesus Christus. Der heilige Nikolaus sei ein türkischer Bischof und Seenotretter von Flüchtlingen und die Heilige Barbara eine türkische Frauenrechtlerin gewesen, sagte der evangelische Pfarrer. Die heiligen drei Könige, die dem Christuskind beistanden, stammten aus Arabien, Persien und Afrika. „Die Weihnachtsgeschichte ist eine Parodie auf Fremdenhass und Rassismus“, sagte Steffen Riesenberg: „Das Abendland, das der AfD vorschwebt, ist alles, aber nicht christlich“.