Bottrop. Fast alle Praxen könnten ihre Impfkapazität deutlich erhöhen, so der Ärztesprecher. Zu wenig Impfstoff bremst Mediziner weiter aus.
Wäre genügend Impfstoff vorhanden, könnte Bottrop zum Juni durchgeimpft sein. Das ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern die Auffassung von Dr. Christoph Giepen, Sprecher der Bottroper Hausärzte. Denn weder die Logistik im städtischen Impfzentrum, noch die Bereitschaft und Möglichkeiten der Hausarztpraxen, die ihre Kapazitäten sogar ausweiten würden, sondern einzig die fehlende Zahl der Impfdosen sei für den schleppenden Fortgang verantwortlich, so Giepen.
Ab Montag erhalten Hausärzte auch Astrazeneca
Und wenn ab Montag die Hausärzte auch mit dem Astrazeneca-Vakzin beliefert würden, könnte sich das Tempo noch einmal verlangsamen. Denn: „Nicht jedem, der aus medizinischen Gründen geimpft werden müsste, darf ich Astrazeneca verabreichen. Wenn gleichzeitig Ältere, die an der Reihe sind, das Mittel aber ablehnten und nur mit Biontech geimpft werden wollen, stehe ich wie auch meine Kolleginnen und Kollegen vor einem Dilemma“, so der Mediziner, der eine Gemeinschaftspraxis auf der Prosperstraße betreibt.
Derzeit geht der Arzt zwar davon aus, dass die ersten wenigen Dosen von Astrazeneca durchaus impfwillige Abnehmer fänden, aber wenn die Lieferungen sich sukzessive erhöhten, könnte das schwieriger werden. „Denn wir können niemanden zwingen, das Vakzin zu akzeptieren“, so Giepen. Aber davon ist man in den Praxen noch weit entfernt. „Bislang könnten wir das vier bis zehnfache pro Tag an Dosen verimpfen im Vergleich zu dem, was wir bekommen.“
Maximalzahl an Impfdosen wurde bislang nie erreicht
Angefangen habe seine Praxis mit 24 Biontech-Dosen vor zwei Wochen, eine Woche später seien 36 Dosen geliefert worden. Deutlich unter der Höchstmenge. Für die kommende Woche habe seine Gemeinschaftspraxis 20 Portionen Astrazeneca und 24 Dosen Biontech zugesagt bekommen. Die maximal mögliche Bestellzahl seien aber 80 Portionen, pro Arzt, wohlgemerkt. Und aus dem Kollegenkreis wisse er, dass es dort nicht anders aussehe, teilweise sogar noch weniger Vakzine zur Verfügung stünden.
Auf der anderen Seite ist die Bereitschaft zur Beschleunigung der Impfkampagne bei Hausärzten sehr hoch. Fast alle in Bottrop würden Extrazeiten und Umschichtungen beim Personal ermöglichen, obwohl viele Praxen bereits jetzt schon mit höherem Aufwand zu tun hätten, so Christoph Giepen.
Impfkommission will Impfabstand nun vergrößern
Wie es scheint, ist man auch bundesweit bestrebt, den Impfstoffmangel durch Verlängerung der Zeitabstände zwischen erster und zweiter Impfung auszugleichen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut empfiehlt daher, den Impfabstand bei mRNA-Impfstoffen wie Biontech oder Moderna auszureizen und die Zweitimpfung künftig immer erst nach sechs Wochen zu spritzen. Das geht aus ihrer neuen Covid-19-Impfempfehlung hervor, die das Expertengremium nun zum vierten Mal aktualisiert und in einem entsprechenenden Entwurf vorgelegt hat.
Aber das hält natürlich auch die Bottroper Ärzteschaft nicht davon ab, die schleppende Bereitstellung der Impfmittel insgesamt zu kritisieren.