Bottrop. Über 15.000 Ruhrgebietsbürger haben beim Corona-Check mitgemacht, über 600 aus Bottrop. Die Ergebnisse zeigen, wie Corona das Leben beeinflusst.

436 Tage sind vergangen, seitdem sich am 9. März 2020 der erste Corona-Verdacht in Bottrop bestätigte und das Virus begann, das Leben aller völlig auf den Kopf zu stellen. Unser großer Corona-Check, bei dem über 600 Bottroper und insgesamt über 15.000 Menschen aus dem gesamten Ruhrgebiet teilgenommen haben, spiegelt das: Die Krise belastet, sie raubt einen erheblichen Teil des sozialen Lebens, sie verändert unsere berufliche Situation, sie lässt viele pessimistisch in die Zukunft sehen.

Corona-Check in Bottrop: Treffen mit Familie und Freunden

Wenig verwundert es, dass den meisten Teilnehmern – fast 85 Prozent – vor allem eins fehlt: die Treffen mit Familie und Freunden. Auch den Besuch von Cafés und Restaurants, das normale öffentliche Leben, wünschen sich viele zurück. Doch anders als zum Zeitpunkt der Umfrage im März, als die Inzidenzen hoch und die Öffnungsperspektiven gering waren, besteht nun ein Grund zur Hoffnung: Wohl am Freitag wird Bottrop ein Teil seiner Freiheiten zurückgegeben, die Sieben-Tage-Inzidenz hält sich stabil unter 100.

Auch die Sorge um die Eltern und Großeltern sowie um die eigene Gesundheit, die viele Bottroper als groß bewerten, dürfte angesichts steigender Impfzahlen kontinuierlich sinken. Dass die meisten die Impfungen als „sehr wichtig“ im Kampf gegen die Pandemie bewerten (Note 1,5), spricht für die hohe Impfquote in Bottrop: Bald die Hälfte der Bürger hat bereits die erste Impfung erhalten.

Bottroper bewerten Agieren ihrer Stadt überdurchschnittlich gut

Auffällig ist, dass die Bottroper das Agieren ihrer Stadt in der Krise überdurchschnittlich gut bewerten. Sie vergeben nach Essen die beste Note im Ruhrgebiet: 3,28 (Essen: 3,25). Zwar haben die beiden Städte ein recht unterschiedliches Krisen-Management betrieben. Während die Nachbarstadt Essen die Corona-Regeln des Landes immer so locker wie möglich ausgelegt hat, seinen Bürgern zum Beispiel lange keine Maskenpflicht in der Innenstadt auferlegt hat, verfolgten Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler und der Krisenstab eine deutlich striktere Strategie, zogen beispielsweise die Notbremse, als sie noch gar nicht nötig war.

Was beide Städte aber eint, ist eine gerade Linie in ihren Entscheidungen; etwas, das die Bottroper ebenso wie die Essener scheinbar wertzuschätzen wissen. Und das der AfD widerspricht, die in einer Sondersitzung des Rates am Freitag die Maßnahmen umwerfen will.

Bottroper befürchten Verödung ihrer Innenstadt

Deutlich kritischer als der Durchschnitt der Teilnehmer im Revier sind die Bottroper allerdings beim Blick auf ihre Innenstadt: Ihre Sorge um deren Verödung liegt mit einer Note von 4,01 (Durchschnitt: 3,82) deutlich bei der Tendenz „extrem“.

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Grund ist sicherlich auch der ohnehin negative Trend in der City, die hohe Leerstandsquote, der Wegfall großer Kaufhäuser und Einkaufszentren wie Karstadt und Hansa Center. Doch auch hier ist die Perspektive positiver als die Ergebnisse des Corona-Checks vermuten lassen, seitdem das Hansaviertel zum Sanierungsfall erklärt wurde und das Sofortprogramm zur Belebung der Innenstadt mit sieben neuen Geschäften Besserungen verspricht. Auf den Zuspruch der Bottroper können sie hoffen:Gut 84 Prozent der Teilnehmer geben an, die lokalen Händler und Gastronomen zu unterstützen.